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EZB bleibt auf Straffungskurs, nimmt aber bei den Zinsen etwas den Fuß vom Gaspedal


05.05.23 09:00
Nord LB

Hannover (www.anleihencheck.de) - Die Europäische Zentralbank hat die Leitzinsen um 25 Basispunkte angehoben, zudem sollen APP-Reinvestments überraschend bereits ab Juli stoppen, berichten die Analysten der NORD/LB.

Sie bleibe damit zunächst auf Straffungskurs, nehme aber bei den Zinsen wie erwartet etwas den Fuß vom Gaspedal. Die mäßige Konjunkturdynamik und der abnehmende Inflationsdruck hätten eine Tempoverlangsamung nahegelegt. Die Ergebnisse des jüngsten Bank Lending Survey würden zudem andeuten, dass die bisherigen Zinsanhebungen zunehmend über den Kreditkanal in der Realwirtschaft ankämen. Auch die Marktturbulenzen im März sprächen für eine bedachte Vorgehensweise. Allerdings werde die Inflation weiter als "too high for too long" bezeichnet, vor allem die weiter sehr hartnäckige Kerninflation mahne zur Vorsicht.

Die Kommunikation sei überraschend hawkish ausgefallen und eine weitere Zinssteigerung sei von EZB-Präsidentin Lagarde mehr oder weniger klar angekündigt worden. Im Gegensatz zur FED habe die EZB das Ende im Zinserhöhungszyklus daher wohl noch nicht erreicht, sie biege aber mit dem gestrigen Beschluss doch allmählich auf die Zielgerade ein.

Die weltweite Passagiernachfrage im Luftverkehr sei im März 2023 erneut kräftig gestiegen und zwar um 52% gegenüber dem Vorjahr. Sie habe nach Angaben der IATA damit nur noch 12% unter dem Niveau von vor der Pandemie (März 2019) gelegen. Dank der Aufhebung von Beschränkungen in China habe insbesondere der Verkehr in Asien sehr stark zugenommen.

Die beiden Notenbanksitzungen von der Federal Reserve und der EZB seien vorbei und schon stünden bereits wieder neue wichtige Konjunkturdaten an: Der US-Arbeitsmarktbericht könnte heute mit 150.000 etwas weniger neu geschaffenen Stellen andeuten, dass auch der bisherige "Fels in der Brandung" zunehmend die hohen Zinsen, eine geringere Kreditvergabe und eine gedämpfte Stimmung zu spüren bekommen scheine. Aber bis zur nächsten FOMC-Sitzung am 14. Juni würden ja noch ein weiterer Arbeitsmarkt- und sogar zwei Inflationsberichte auf den Tisch kommen. Dennoch: Der letzte Zinsschritt der FED sei bereits getan!

US-Staatsanleihen hätten gestern Kursgewinne präsentiert. Marktteilnehmer hätten u.a. auf neuerliche Turbulenzen im US-Bankensektor und auf stark fallende Bank-Aktien verwiesen. Investoren hätten in diesem Umfeld gern auf die als sicher geltenden Papiere zurückgegriffen. (05.05.2023/alc/a/a)