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EZB: Weitere Zinsschritte im Juni und Juli wahrscheinlich


05.05.23 12:07
Ofi Invest Asset Management

Paris (www.anleihencheck.de) - Ombretta Signori, Head of Macroeconomic Research and Strategy bei Ofi Invest Asset Management, kommentiert die gestrige EZB-Sitzung.

Die gestrige EZB-Entscheidung habe den Erwartungen entsprochen: Die drei Zinssätze seien um 25 Basispunkte angehoben worden und die Reinvestitionen des APP-Programms (nicht des PEPP) würden ab Juli eingestellt. Darüber hinaus hätten die jüngsten Äußerungen der EZB-Direktorin Isabel Schnabel auf die Entscheidung hingedeutet, die Quantitative Straffung zu beschleunigen. Hierbei sei wichtig festzuhalten, dass sich die Prämie für langlaufende Anleihen im Euroraum im letzten Jahr bereits normalisiert habe. Dies spiegele jedoch wahrscheinlich eine größere Unsicherheit über die Inflation und die Geldpolitik wider und nicht nur die Auswirkungen der Quantitativen Straffung.

Wie schon im März habe die EZB jegliche Festlegung für die Zukunft vermieden, um die sich laufend verändernden Wirtschaftsdaten in ihre Entscheidungen einbeziehen zu können. Die Experten Ofi Invest Asset Management würden jedoch denken, dass weitere Zinsstraffungen im Juni und eventuell auch im Juli um jeweils 25 Basispunkte möglich seien. Die Kerninflation erweise sich nämlich als hartnäckiger als erwartet und die Lohnsteigerungen hätten das Niveau der Inflation selbst noch nicht überschritten. Die Dienstleistungsinflation sei eng mit der Lohndynamik verknüpft und sie werde wahrscheinlich die letzte Komponente sein, die zurückgehen werde. Eine Kerninflation, die in diesem und im nächsten Jahr deutlich über 2 Prozent liegen dürfte, rechtfertige, dass die Leitzinsen nach dem Erreichen eines Höchststandes in diesem Sommer möglicherweise bei 3,75 Prozent noch für längere Zeit unverändert bleiben würden. (05.05.2023/alc/a/a)