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EZB-Sitzung: Die Währungshüter denken jetzt von Sitzung zu Sitzung


17.03.23 10:05
Algebris Investments

London (www.anleihencheck.de) - Die Europäische Zentralbank (EZB) hat den Einlagensatz wie erwartet um 50 Basispunkte auf 3 Prozent und den Leitzins in gleichem Maße auf 3,5 Prozent angehoben, so Gabriele Foà, Portfoliomanager bei Algebris Investments.

Die Erklärung der Währungshüter klinge weniger restriktiv als erwartet. Sie würden sich nicht auf weitere Erhöhungen festlegen und angesichts der jüngsten Volatilität nun einen Ansatz bevorzugen, bei dem sie von Sitzung zu Sitzung denken würden. Darüber hinaus hätten die Notenbanker einen Satz über die Widerstandsfähigkeit des europäischen Bankensektors hinzugefügt. Sie hätten die robuste Liquiditätsunterstützung der EZB für den Fall betont, dass das Finanzsystem unter Druck gerate.

Die Inflationserwartungen würden jetzt höher ausfallen als im Dezember 2022: Die Prognosen für die Kerninflation im Jahr 2024 seien um 40 Basispunkte auf 4,6 Prozent gestiegen. Die Gesamtinflation bleibe über den gesamten Prognosehorizont hinweg über dem Zielwert, was trotz der jüngsten Skepsis der Märkte für eine höhere Endrate bei den Zinsen spreche.

Insgesamt gebe die EZB eine pragmatische Botschaft ab. Ihre Priorität sei weiterhin die Inflationsbekämpfung. Das könne sich jedoch schnell ändern, wenn Bedenken hinsichtlich der Finanzstabilität aufkämen. Die Experten würden aber davon ausgehen, dass die Situation im Bankensektor unter Kontrolle bleibe und die Zinssätze vom derzeitigen Niveau ausgehend allmählich ansteigen würden.

Eine pragmatische Haltung der EZB stärke den "Zentralbank-Put" und sollte risikoreiche Anlagen im gegenwärtigen volatilen Umfeld unterstützen. (Ausgabe vom 16.03.2023) (17.03.2023/alc/a/a)