EZB-Ratssitzung: Zwiespalt zwischen Inflation und Wachstum


12.09.23 12:51
Generali Investments

Köln (www.anleihencheck.de) - Die EZB-Ratssitzung am Donnerstag findet zu einem Zeitpunkt statt, an dem die Signale für die nächsten Schritte sehr unterschiedlich sind, so Martin Wolburg, Senior Economist bei Generali Investments.

Einerseits würden die Inflationserwartungen hartnäckig hoch bleiben und das ausgehandelte Lohnwachstum von 4 Prozent gegenüber dem Vorjahr sei ein Novum in der Geschichte der Einheitswährung. Dies stelle eindeutig eine Gefahr für die mittelfristige Preisstabilität dar und erfordere daher eine weitere Straffung der Geldpolitik.

Andererseits hätten die jüngsten Konjunkturdaten, wie der Einkaufsmanagerindex und die Abwärtsrevision des Wachstums, im zweiten Quartal negativ überrascht und würden die EZB veranlassen, ihren insgesamt optimistischen Wachstumsausblick drastisch zu revidieren. Die EZB-eigenen Messgrößen für die Kerninflation hätten sich ebenso gedreht wie die Erzeugerpreisindex-Inflation. Und die politischen Maßnahmen der Vergangenheit würden sich immer noch auf die Wirtschaft auswirken und würden dies laut einer Studie der EZB in nahezu unveränderter Größenordnung bis 2024 tun.

Obwohl die Entscheidung sehr knapp ausfallen werde, gehe Generali Investments davon aus, dass der EZB-Rat auf seiner Sitzung im September von einer weiteren Zinserhöhung absehen werde. Die Entscheidung, die Zinsen unverändert zu belassen, dürfte jedoch mit einer hawkishen Tendenz einhergehen, die deutlich mache, dass dies nicht als Ende des Zinserhöhungszyklus zu verstehen sei, sondern eher als eine Pause - wobei weitere Straffungsmaßnahmen bei Bedarf jederzeit wieder eingeführt werden könnten. (12.09.2023/alc/a/a)