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EZB: PEPP versus TPI - oder: Dort (re)investieren, wo andere Urlaub machen


09.11.23 09:45
Nord LB

Hannover (www.anleihencheck.de) - Flexibilität hat die EZB bereits mehrfach unter Beweis gestellt, so die Analysten der NORD/LB.

Mangelnde Transparenz hinsichtlich der Reinvestitionen und den fällig werdenden Volumina leider auch. Zu diesem Zeitpunkt können wir anhand der Daten jedoch a posteriori beurteilen, dass die erste Verteidigungslinie bislang greift, so die Analysten der NORD/LB. Während sich die Spreads zwischen deutschen und italienischen bzw. deutschen und griechischen Staatsanleihen infolge der verstärkten Reinvestitionen der EZB stabilisiert hätten, würden diejenigen für französische Papiere indes tendenziell weiter ansteigen. Aufschluss, wie bzw. ob die EZB darauf reagieren werde, würden erst die neuen Daten Anfang Dezember liefern können.

Nach der letzten EZB-Ratssitzung habe Präsidentin Lagarde erneut bekräftigt, die Tilgungsbeträge der im Rahmen des PEPPs erworbenen Wertpapiere mindestens bis Ende 2024 weiterhin bei Fälligkeit neu anzulegen. Das zukünftige Auslaufen des PEPP-Portfolios solle dabei in jedem Fall so gesteuert werden, dass eine Beeinträchtigung des angemessenen geldpolitischen Kurses vermieden werde. Bisher sei das neueste Tool im Instrumentenkasten der EZB, das TPI, nicht eingesetzt worden. Unsere Einschätzung: Wenn alle Freiheitsgerade der Reinvestitionen im Rahmen des PEPP genutzt werden, ist eine Aktivierung des TPI kurz- oder mittelfristig auch nicht erforderlich, so die Analysten der NORD/LB.

Die erste Verteidigungslinie scheine zu halten. Was werde die EZB jedoch nach dem Auslaufen der PEPP-Reinvestitionen Ende 2024 tun? Das hänge von einer Bandbreite von Faktoren ab: Konjunkturelle Situation in Europa, Inflation, geopolitische Weichenstellung. Durchaus möglich erscheine es, dass die EZB bei neuerlich zunehmenden innereuropäischen Disparitäten spätestens in der zweiten Jahreshälfte 2024 nochmals über das TPI nachdenken müsse. Bis dahin werde erst einmal weiter da reinvestiert, wo andere am liebsten Urlaub machen würden - PEPP sei Dank als erste Verteidigungslinie. (Ausgabe 32 vom 08.11.2023) (09.11.2023/alc/a/a)