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EZB: Ergebnis des Zinsentscheids offen wie lange nicht mehr
12.09.23 10:47
DONNER & REUSCHEL AG
Hamburg (www.anleihencheck.de) - Mit Blick auf die EZB-Sitzung in dieser Woche ist das Ergebnis des Zinsentscheids offen wie lange nicht mehr, so Carsten Mumm, Chefvolkswirt bei der Privatbank DONNER & REUSCHEL AG.
Schon die Frage, ob die Leitzinsen ein weiteres Mal angehoben würden oder die EZB eine Zinserhöhungspause einlege oder gar das Ende des Zinsanhebungszyklus ausrufe, sei unter Beobachtern umstritten. Trotz deutlich schwächerer Konjunktursignale würden die Analysten mit einem Zinsschritt um 0,25 Prozentpunkte rechnen, denn der Inflationsdruck sei nach wie vor viel zu hoch. Dabei könne ein Zinsschritt zu viel, eher korrigiert werden, als einer zu wenig. Sollten sich hingegen die geldpolitischen Tauben durchsetzen und vorerst keine Leitzinsanhebung erfolgen, dürften die Falken dafür sorgen, dass zumindest der Abbau des aufgeblähten Wertpapierportfolios der Notenbank zeitnah beschleunigt werde.
Zudem dürfte EZB-Präsidentin Christine Lagarde in der anschließenden Pressekonferenz darauf hinweisen, dass die Inflation noch nicht endgültig besiegt sei, sondern weiterhin die Gefahr erhöhter Niveaus bestehe. Daher würden die neuesten Inflationsprognosen der Notenbank wohl kaum eine relevante Abweichung zu den Juni-Daten liefern.
Auch auf dem G20-Gipfel am vergangenen Wochenende hätten sich aus Kapitalmarktsicht bemerkenswerte Entwicklungen ergeben. So signalisiere die Aufnahme der Afrikanischen Union in den Kreis der bedeutendsten Industrie- und Schwellenländerstaaten, dass geostrategische Überlegungen und eine aktive Gestaltung von Handels- und politischen Beziehungen künftig wieder eine größere Rolle spielen würden. Mit der Ankündigung eines umfangreichen Schienen- und Schiffsprojektes, das Indien, die Golfregion und Europa miteinander verbinden solle, hätten USA und die EU zusammen mit anderen Staaten am Rande des Gipfels für Aufmerksamkeit gesorgt - während Italien aus dem chinesischen Projekt "Neue Seidenstraße" ausgestiegen sei.
Offensichtlich hätten die Industriestaaten die Chance nutzen wollen, kurz nach dem vielbeachteten BRICS-Gipfel dem drohenden Bedeutungsverlust des G7-Netzwerks entgegenzuwirken. Damit ändere sich kurzfristig zwar nicht der Status Quo, aber gerade aus Sicht der exportorientierten europäischen und deutschen Wirtschaft könnten wichtige Impulse für eine eigenständigere, an gemeinsamen Zielsetzungen orientierte und den Freihandel unterstützende internationale Wirtschaftspolitik entstehen. (12.09.2023/alc/a/a)
Schon die Frage, ob die Leitzinsen ein weiteres Mal angehoben würden oder die EZB eine Zinserhöhungspause einlege oder gar das Ende des Zinsanhebungszyklus ausrufe, sei unter Beobachtern umstritten. Trotz deutlich schwächerer Konjunktursignale würden die Analysten mit einem Zinsschritt um 0,25 Prozentpunkte rechnen, denn der Inflationsdruck sei nach wie vor viel zu hoch. Dabei könne ein Zinsschritt zu viel, eher korrigiert werden, als einer zu wenig. Sollten sich hingegen die geldpolitischen Tauben durchsetzen und vorerst keine Leitzinsanhebung erfolgen, dürften die Falken dafür sorgen, dass zumindest der Abbau des aufgeblähten Wertpapierportfolios der Notenbank zeitnah beschleunigt werde.
Auch auf dem G20-Gipfel am vergangenen Wochenende hätten sich aus Kapitalmarktsicht bemerkenswerte Entwicklungen ergeben. So signalisiere die Aufnahme der Afrikanischen Union in den Kreis der bedeutendsten Industrie- und Schwellenländerstaaten, dass geostrategische Überlegungen und eine aktive Gestaltung von Handels- und politischen Beziehungen künftig wieder eine größere Rolle spielen würden. Mit der Ankündigung eines umfangreichen Schienen- und Schiffsprojektes, das Indien, die Golfregion und Europa miteinander verbinden solle, hätten USA und die EU zusammen mit anderen Staaten am Rande des Gipfels für Aufmerksamkeit gesorgt - während Italien aus dem chinesischen Projekt "Neue Seidenstraße" ausgestiegen sei.
Offensichtlich hätten die Industriestaaten die Chance nutzen wollen, kurz nach dem vielbeachteten BRICS-Gipfel dem drohenden Bedeutungsverlust des G7-Netzwerks entgegenzuwirken. Damit ändere sich kurzfristig zwar nicht der Status Quo, aber gerade aus Sicht der exportorientierten europäischen und deutschen Wirtschaft könnten wichtige Impulse für eine eigenständigere, an gemeinsamen Zielsetzungen orientierte und den Freihandel unterstützende internationale Wirtschaftspolitik entstehen. (12.09.2023/alc/a/a)