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EZB-Entscheidung: 50 Basispunkte wie erwartet


17.03.23 08:34
State Street Global Advisors

Boston (www.anleihencheck.de) - Die EZB hat unsere Erwartung einer Anhebung aller Leitzinsen um 50 Basispunkte (Bp) erfüllt, so Altaf Kassam, Leiter des Investment Strategy & Research EMEA bei State Street Global Advisors.

Angesichts des überraschend starken Verbraucherpreisindexes im letzten Monat und der Tatsache, dass die Bank dies auf ihrer Sitzung am 2. Februar zugesagt habe, schien dies bereits Anfang März festzustehen. Angesichts der Befürchtungen einer beginnenden Bankenkrise, die sich von den USA ausbreiten könnte, habe der Markt jedoch mit einer "dovisheren" Anhebung um 25 Basispunkte gerechnet.

Letztendlich könnte eine "dovishe" Anhebung um 25 Basispunkte den Markt tatsächlich zu der Annahme verleitet haben, dass das Risiko eines systemischen Zusammenbruchs des EU-Bankensystems aufgrund einer Ansteckung aus den USA tatsächlich bestehe, während die unangenehmen Überraschungen bei den Inflationszahlen zu Beginn des Jahres die Falken gestärkt hätten - 50 Basispunkte erschienen also angemessen.

Ein Zugeständnis an die rasche Verschärfung der finanziellen Bedingungen scheine jedoch darin zu bestehen, dass die Forward Guidance vorerst zugunsten eines von den Daten abhängigen Ansatzes pausiert worden sei. Dabei gelte der wichtige Vorbehalt, dass sinkende Energiepreise allein kein ausreichender Beweis dafür seien, dass sich die zugrunde liegende Inflation verlangsame. Neben der Inflation würden die Kreditvergabe der Banken, die Finanzpolitik und die Arbeitsmarktdaten ausschlaggebend dafür sein, ob die Zinsrisiken weiterhin nach oben tendieren würden.

Der Ton der Kommentare habe sich gegenüber den jüngsten harten Worten ebenfalls abgeschwächt, doch die Revisionen der makroökonomischen Prognosen seien uneinheitlich gewesen: Das Wachstum sei für 2023 nach oben und für 2024 nach unten korrigiert worden, und die Gesamtinflation sei nach unten korrigiert worden, während die Kerninflation nach oben verschoben worden sei. Diese uneinheitlichen Aussagen würden die Gratwanderung verdeutlichen, mit der die Zentralbanker derzeit konfrontiert seien, denn die Inflation bleibe ein Thema, während die verzögerten Auswirkungen der geldpolitischen Straffung auf Wachstum und Kreditvergabe allmählich spürbar würden. (Ausgabe vom 16.03.2023) (17.03.2023/alc/a/a)