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EZB: Aussicht auf ein Ende der Zinserhöhungen


15.09.23 14:30
Raiffeisen Bank International AG

Wien (www.anleihencheck.de) - Die EZB hat auf ihrer Septembersitzung beschlossen, die Leitzinsen um 25 Basispunkte Anzuheben, so die Analysten der Raiffeisen Bank International AG.

Der Einlagensatz der EZB, der als Anker für die Geldmarktsätze diene, liege jetzt bei 4%. Die Entscheidung habe als knapp gegolten, da die wirtschaftlichen Aussichten der Eurozone in der zweiten Jahreshälfte als wenig günstig erachtet würden und sich die Anzeichen für eine Inflationsabschwächung mehren würden. Die Mehrheit des EZB-Rates sei jedoch der Ansicht gewesen, dass die Inflation "zu lange auf einem zu hohen Niveau" bleiben werde und daher eine Zinserhöhung gerechtfertigt sei. Dennoch sei es eine dovishe Zinserhöhung gewesen. Denn die EZB habe signalisiert, dass dies die letzte Zinserhöhung gewesen sein könnte, sollte die derzeitige Einschätzung zutreffen.

Letzteres beziehe sich wahrscheinlich auf die aktualisierten Wirtschaftsprognosen der EZB, die für die Inflation auf 3,2% im Jahr 2024 nach oben korrigiert worden seien (vorher 3,0%), was jedoch ausschließlich auf das höhere Energiepreisniveau zurückzuführen sei. Im Zuge der Zinssitzung seien die Renditen von deutschen Bundesanleihen gesunken, vor allem mit längeren Laufzeiten, und der Euro-Wechselkurs habe abgewertet. Die Märkte würden mit konstanten Leitzinsen auf dem derzeitigen Niveau bis etwa Q2/24 rechnen. Ob dies eine "ausreichend lange Zeit" in der Absicht der EZB widerspiegele, bleibe abzuwarten.

Nach Meinung der Analysten werde die EZB eher mit der Notwendigkeit konfrontiert sein, ihr "höher-für-länger" zu verteidigen, da die Märkte auf Sicht der nächsten Monate eher auf Zinssenkungen als auf Zinserhöhungen setzen würden. Anders ausgedrückt: Die hawkishe Tendenz des Marktes in Bezug auf die weitere Geldpolitik der EZB könnte innerhalb von drei bis sechs Monaten in eine dovishe Tendenz umschlagen. Da die Analysten in ihrem Basisszenario von konstanten Leitzinsen im September ausgegangen seien, würden sie ihre Zinsprognosen für den Euroraum zeitnah überarbeiten. (15.09.2023/alc/a/a)