EU führt "Goldstandard" für grüne Anleihen ein


02.03.23 13:00
FONDS professionell

Wien (www.anleihencheck.de) - Die Europäische Union (EU) hat weitere Schritte zur Umsetzung ihrer Strategie zur Finanzierung nachhaltigen Wachstums und des Übergangs zu einer klimaneutralen Wirtschaft gemacht, so die Experten von "FONDS professionell".

Künftig solle ein EU-Standard für grüne Anleihen (European Green Bonds Standard, kurz: EUGBS) Anlegern helfen, Investments zu finden, die mit ihren Nachhaltigkeitszielen in Einklang stünden. Ferner solle der neue Standard verhindern, dass Emittenten Greenwashing betreiben würden.

Darauf hätten sich Unterhändler von EU-Parlament und Mitgliedstaaten in der Nacht auf Mittwoch verständigt, wie der EU-Rat mitteile. Der Kompromiss für die Verordnung, die dem Standard zugrunde liege, müsse noch vom Parlament und den Mitgliedstaaten formell gebilligt werden. Wirksam werden solle sie ein Jahr nach Inkrafttreten.

Das geplante Label, das sich auf Unternehmens- und Staatsanleihen beziehe, lehne sich laut EU an die Taxonomie für nachhaltige Investments an. Emittenten, die ihre Anleihen als grün vermarkten würden, müssten die Erlöse in Maßnahmen und Geschäftsbereiche stecken, die mit der Taxonomie übereinstimmen würden. Wer das Label in Anspruch nehmen wolle, müsse demnach generell in die "grüne Transformation" investieren und so den Klimawandel bekämpfen. Für die Sektoren, die noch nicht unter die EU-Taxonomie fallen würden, und für bestimmte sehr spezifische Tätigkeiten werde es einen Flexibilitätsrahmen geben.

Die neue Verordnung schreibe ferner detaillierte Nachweispflichten für Emittenten vor. Diese müssten darlegen, inwieweit die Anleihen den "Umbau" in Richtung Nachhaltigkeit finanzieren würden. "Anleger, die diese Anleihen kaufen, können besser beurteilen, vergleichen und darauf vertrauen, dass ihre Investitionen nachhaltig sind. Dadurch verringern sich die Risiken des Greenwashing", erkläre die amtierende EU-Ratsvorsitzende, Schwedens Finanzministerin Elisabeth Svantesson.

Damit solle das Regelwerk aus Brüssel Anlegern helfen, sich in dem Marktsegment mit einem jährlichen Emissionsvolumen von fast 500 Milliarden Euro zurechtzufinden. Dieses sei nach Angaben der Nachrichtenagentur "Bloomberg" derzeit von einem Mischmasch aus Branchenrichtlinien und freiwilligen Standards geprägt.

Der Standard sei aber ebenfalls freiwillig. Er sei als eine Art EU-Gütesiegel gedacht, den die Emittenten wählen könnten, wenn sie bestimmte Kriterien erfüllen würden, wie die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" berichte. Emittenten könnten ihre Anleihen weiterhin mit eigenen Nachhaltigkeitsstandards bewerben. Damit solle eine notwendige Flexibilität für Emittenten grüner Bonds gewährleistet werden. Nach Ansicht des CSU-EU-Abgeordneten Markus Ferber hätte ein verpflichtendes Siegel "den jungen Markt für nachhaltige Anleihen im Keim erstickt", wie er sich in der Zeitung zitieren lasse. Die EU hoffe aber, dass sich der EUGBS als "Goldstandard" für grüne Anleihen durchsetze. (02.03.2023/alc/n/a)