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China: Der Zinsanstieg und die anhaltenden Turbulenzen auf dem Immobilienmarkt


12.09.23 11:45
La Française Systematic AM

Frankfurt am Main (www.anleihencheck.de) - Die beiden Höhepunkte der Sommerpause dürften der erneute Zinsanstieg und die anhaltenden Turbulenzen auf dem chinesischen Immobilienmarkt sein, so François Rimeu, Chief Strategist bei La Française AM.

Mehrere Faktoren hätten die Zinssätze nach oben getrieben: Steigende Ölpreise, zunehmende Emissionen von US-Anleihen, die Entscheidung zur Anpassung der Zinskurvensteuerung durch die Bank of Japan und die sehr gute US-Wirtschaft. Diese Gründe seien zwar durchaus stichhaltig und könnten die Zinssätze auf einem insgesamt sehr sensiblen Markt weiter nach oben treiben, doch das Hauptrisiko für den Anleihemarkt scheine den Experten von La Française AM das US-Wachstum zu sein. Bei der Konferenz in Jackson Hole Ende August sei Jerome Powell auf die Unsicherheiten hinsichtlich der erwarteten Kerninflation eingegangen. Grundsätzlich würde eine Korrektur nach oben bedeuten, dass die Geldpolitik weniger restriktiv wäre als erwartet, was die US-Zinsen (und einige andere) nach oben treiben könnte.

Dabei dürfe man jedoch nicht vergessen, dass die Zinssätze zwar seit 18 Monaten stetig steigen würden, die Anleiherenditen diese Zinserhöhungen jedoch ganz oder zumindest teilweise ausgleichen würden. Bezüglich der aktuellen Performance der Treasuries über vier und neun Jahre: Die aktuelle Rendite dieser Anleihen ermögliche es Investoren, einen deutlichen Ertragsanstieg zu verkraften, ohne einen Verlust zu erleiden: Die einjährige Gewinnschwelle liege bei +60 Basispunkten für die 2032er Anleihe und +150 Basispunkten für die 2027er Anleihe.

In China hätten die sich verlangsamenden makroökonomischen Daten erneut enttäuscht: Einzelhandelsumsätze, Industrieproduktion, Außenhandel und Investitionen seien in den letzten Wochen hinter den Erwartungen zurückgeblieben. Das Politbüro, das Ende Juli getagt habe, scheine weder eine radikal andere Geld- oder Haushaltspolitik anzustreben noch einen starken Willen zu zeigen, die rückläufige Immobilienentwicklung aufzuhalten. Obwohl der Satz "Häuser zum Wohnen, nicht zur Spekulation" auf der letzten Sitzung des Politbüros gestrichen worden sei, scheine Peking immer noch gezielte Maßnahmen zu bevorzugen, die bisher wenig Wirkung gezeigt hätten.

Die Zahlungsprobleme von Country Garden würden wahrscheinlich auf die gleiche Weise gelöst wie bei Evergrande, nämlich durch eine Umstrukturierung der Schulden und eine sehr schwache Erholung. Dies werde kaum dazu beitragen, das ohnehin sehr geringe Vertrauen der Investoren zu stärken. Nehme man noch den weiterhin erheblichen wirtschaftlichen Druck durch die USA hinzu (angekündigte Beschränkungen für amerikanische Investitionen in den chinesischen Technologiesektor), falle der Optimismus hinsichtlich einer Wachstumsdynamik in China in den kommenden Monaten schwer.

Das Inflationsrisiko bleibe ebenfalls bestehen, auch wenn die Inflationszahlen im Laufe des Sommers insgesamt ermutigend gewesen seien. Steigende Ölpreise und anhaltende Lohnerhöhungen in den Industrieländern würden das Risiko einer zweiten Inflationswelle wie in den 1970er Jahren und bei den meisten bisherigen Inflationskrisen weiter verschärfen.

All diese Faktoren führen dazu, dass wir bei unseren Allokationen generell vorsichtig bleiben, so die Experten von La Française AM. Es stimme zwar, dass das Wachstum in den USA unglaublich solide sei und Europa eine Rezession vermeiden dürfte, aber das sei nicht unbedingt eine gute Nachricht, wenn dies zu strukturell höheren Zinsen führe. (12.09.2023/alc/a/a)