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Carmignac-Ausblick auf die FED-Sitzung: Warten auf die Bestätigung einer weniger restriktiven Politik


01.11.22 12:37
Carmignac Gestion

Luxemburg (www.anleihencheck.de) - Gergely Majoros, Mitglied des Investmentkomitees von Carmignac, kommentiert die anstehende FED-Sitzung.

Er erwarte eine Zinserhöhung um 75 Basispunkte. Besonders spannend sei jedoch der Ausblick auf den Kurs der US-Notenbank ab Dezember 2023.

Obwohl erwartet werde, dass die Sitzung in dieser Woche sehr restriktiv ausfallen werde (eine Zinserhöhung um 75 Basispunkte sei sehr wahrscheinlich), sei die eigentliche Frage für die Märkte, ob die US-Notenbank FED eine Verlangsamung des Tempos der Zinserhöhungen ab Dezember andeuten werde.

Nach dem jüngsten Bericht des Wall Street Journal (WSJ), wonach Beamte über eine Verlangsamung debattieren würden, hätten die Rentenmärkte ihre Erwartungen für Dezember rasch angepasst und würden nun von einer weniger als 50-prozentigen Wahrscheinlichkeit einer Zinserhöhung um 75 Basispunkte ausgehen. Die Rendite 10-jähriger Staatsanleihen, der wichtigsten Benchmark für die Finanzmärkte, sei von 4,3 Prozent auf 5 Prozent zurückgegangen, während der vom Markt erwartete Endsatz 5 Prozent erreicht habe. Jeder Hinweis auf eine Bestätigung einer weniger restriktiven Haltung würde den Finanzmärkten weiteren Anstoß geben.

Es spreche auch viel dafür, dass die fundamentalen Faktoren sehr bald einen Wendepunkt erreichen würden. Es werde erwartet, dass die Inflation deutlich zurückgehe, was hauptsächlich auf Basiseffekte zurückzuführen sei. Und der Arbeitsmarkt, auch wenn er immer noch sehr angespannt sei, habe begonnen, sich abzukühlen. Dies sei ein wichtiger Grund für eine Verlangsamung des derzeitigen Anhebungstempos oder sogar für eine Pause im Jahr 2023, um die verzögerten Auswirkungen des Anhebungszyklus auf die Wirtschaft zu bewerten.

Aus all diesen Gründen könnten die derzeitigen Haupttreiber der Zinsmärkte - das heiße Inflationsängste und die aggressive Straffung der Zentralbanken - bald durch Rezessionsängste ersetzt werden, was die Zinsen weiter unter Druck setzen würde.

Da die derzeitige Zinsvolatilität auch als einer der Haupttreiber für risikoreichere Anlagen wie Aktien und Kreditmärkte angesehen werde, würde eine weitere Rally an den Zinsmärkten ihre jüngste Erholung stützen und die Wahrscheinlichkeit des positiven 'Saisonalitätseffekts' zum Jahresende erhöhen.

Aus einer längerfristigen Perspektive seien die im WSJ berichtete FOMC-Debatte und die weniger aggressiven Botschaften von Christine Lagarde auf der EZB-Sitzung in der vergangenen Woche ein ziemlich deutliches Signal dafür, dass die Zentralbanken es vermeiden wollten, die Wirtschaft und die Finanzmärkte zu sehr unter Druck zu setzen - im Gegensatz zu der aggressiven Rhetorik der letzten Monate. Kurz gesagt, der Kampf gegen die Inflation werde nicht so aggressiv geführt wie angekündigt. Sie werde daher länger andauern. (01.11.2022/alc/a/a)