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CEE-3 Staaten: Wie ist die aktuelle Lage?


02.03.23 10:00
Oberbank

Linz (www.anleihencheck.de) - Die mittel- und osteuropäischen Länder haben im letzten Quartal 2022 einen starken Rückgang ihres Bruttoinlandprodukts verzeichnet, so Oberbank in ihrem aktuellen Tageskommentar zu den internationalen Finanzmärkten.

Auch wenn sich der wirtschaftliche Ausblick seit Jahresbeginn wieder verbessert habe und die Hoffnung wachse, dass die mitteleuropäischen Volkswirtschaften eine Stagnation vermeiden könnten, würden die Wirtschaftsaussichten der CEE-3 Staaten für das erste Halbjahr weiterhin gedämpft bleiben.

Die anhaltend hohen Inflationsraten (Tschechien + 17,5%, Polen 17,2%, Ungarn + 25,7%), die höheren Zinssätze, eine schwächere Auslandsnachfrage und ein abnehmendes Vertrauen der Unternehmen könnten dieses Jahr voll zum Tragen kommen. Zudem würden angesichts der zweistelligen Inflationsraten und den daraus resultierenden abnehmenden Reallöhnen auch die Einzelhandelsumsätze immer mehr unter Druck geraten. Die Anfang Februar veröffentlichten Daten zum Wirtschaftswachstum der Länder würden nahelegen, dass sowohl Tschechien als auch Ungarn in der zweiten Jahreshälfte 2022 in eine Rezession gerutscht seien. Und auch die Veröffentlichung der polnischen BIP-Zahlen zeige, dass die polnische Wirtschaft im letzten Quartal geschrumpft sei.

Im Hinblick auf die Verbraucherpreise gehe die Oberbank aktuell davon aus, dass die Teuerung in Tschechien und Polen ihren Höhepunkt bereits erreicht habe. Zwar dürfte die Inflation in den beiden Ländern bis Ende des Jahres deutlich über den jeweiligen Zielbereich liegen, jedoch sollte der unerwartet starke Rückgang der Energiepreise seit Dezember dafür sorgen, dass sich der disinflationäre Trend fortsetze.

Ungarn sei in diesem Zusammenhang als negativer Ausreißer in der CEE-Region zu sehen. Aufgrund staatlicher Unterstützungsprogramm, bspw. die Obergrenze für Kraftstoffpreise, sei die Teuerung anfangs niedriger als in anderen Regionen gewesen. Diese sei jedoch seit September 2022 mit deren Aufgabe deutlich angestiegen und habe im Januar knapp 26% erreicht. Der höchste Wert in Ungarn seit 1996. Weitere bedeutende Inflationstreiber in Ungarn seien außerdem die stark gestiegenen Nominallöhne (+16% im Jahr 2022) sowie die Abwertung des Forints.

Die Zentralbanken der CEE-Region seien die ersten großen Zentralbanken gewesen, die ihren Zinserhöhungszyklus beendet hätten. Die Tschechische Nationalbank (CNB) sei die erste Zentralbank gewesen, die nach einer letzten Anhebung Mitte Juni 2022 entschieden habe, die Zinsen nicht mehr weiter anzuheben. Die Polnische Nationalbank (NBP) im September sowie die Ungarische Nationalbank (MNB) im Oktober seien dieser Entscheidung gefolgt. Es sei davon auszugehen, dass sie in Bezug auf möglicherweise anstehende Zinssenkungen eine Vorreiterrolle einnehmen würden, um die heimische Wirtschaft wieder zu entlasten.

Laut Prognosen könnten die CNB und die NBP, sofern keine weiteren Schocks auftreten würden, bereits gegen Jahresende mit den Zinssenkungen starten. Lediglich für Ungarn sei die Oberbank aufgrund der weiter anhaltenden Inflationsdynamik weniger positiv gestimmt, sodass sie dieses Jahr noch keine Zinssenkungen seitens der MNB erwarte. (Ausgabe vom 28.02.2023) (02.03.2023/alc/a/a)