Bund-Future: Noch bleibt die große Kaufwelle aus - Warum?


15.09.23 12:15
LYNX Broker

Berlin (www.anleihencheck.de) - Das gestrige EZB-Statement deutete an, dass der Leitzins jetzt sein Hoch erreicht haben könnte, so die Experten von LYNX Broker.

Man würde meinen, dass dies das Signal zum Einstieg in Anleihen bedeute, weil man mit noch höheren Renditen nicht rechnen könne. Aber die große Kaufwelle sei ausgeblieben. Warum sei das so, frage sich Marktanalyst Ronald Gehrt in einer aktuellen Analyse für den Online-Broker LYNX.

In der Stellungnahme der EZB zum Beschluss, die drei Leitzinssätze erneut um 0,25 Prozent anzuheben, sodass der Basis-Leitzins jetzt 4,50 Prozent betrage, sei zu lesen gewesen: "Auf Grundlage seiner aktuellen Beurteilung ist der EZB-Rat der Auffassung, dass die EZB-Leitzinsen ein Niveau erreicht haben, das - wenn es lange genug aufrechterhalten wird - einen erheblichen Beitrag zu einer zeitnahen Rückkehr der Inflation auf den Zielwert leisten wird." Das deute laut Gehrt an, dass die EZB die Phase der Zinserhöhungen als beendet ansehe. "Das wiederum ließe erwarten, dass man am Anleihemarkt keine allzu viel höheren Renditen mehr erreichen wird, denn warum sollten die weiter zulegen, wenn der Leitzins als Zugpferd steigender Renditen seinen Gipfel erreicht hat? Da ein Rendite-Hoch wiederum impliziert, dass die Kurse am Anleihemarkt, deren Abstieg zuvor die Renditen nach oben zog, nicht weiter fallen dürften, wäre das also ein Signal, um am Anleihemarkt kräftig zuzugreifen."

Als Grund gebe Gehrt an, dass steigende Anleihemarkt-Renditen als Spiegel steigender Leitzinsen fallende Kurse bei den Anleihen zur Folge haben müssten. "Umgekehrt bedeuten fallende Renditen also steigende Kurse. Wenn die Leitzinsen ihr Hoch erreicht haben, hat man somit als Anleihe-Käufer eine "Doppel-Chance": Man sichert sich ideal hohe Renditen und kann während der Laufzeit dieser gut rentierenden Anleihen auch noch Kursgewinne erzielen. Damit hätte man die komfortable Wahl: Lange Jahre eine Verzinsung einstreichen, wie man sie vorerst so hoch nicht wiedersieht - oder vor Ende der Anleihelaufzeit mit gutem Kursgewinn verkaufen. Das müsste den Bund-Future als Spiegel der Kurse deutscher Bundesanleihen mit zehn Jahren Laufzeit doch eigentlich massiv nach oben katapultieren, weil jetzt alle auf einmal einsteigen wollen? Hat es aber nicht. Der Grund: Es hat keine Eile."

Denn die Kurse würden erst dann richtig steigen, wenn die Renditen deutlicher fallen würden. Was wiederum erst dann zu erwarten wäre, wenn die EZB nicht nur andeute, dass die Leitzinsen "oben" seien, sondern dass die Phase der Zinssenkungen beginne. "Und genau das deutete man nicht an, im Gegenteil hatte man kommuniziert, dass der jetzt erreichte Level dann geeignet ist, die Inflation in den Zielkorridor zu drücken, wenn er lange genug aufrechterhalten wird", fasse Gehrt zusammen.

Es könne also noch dauern mit der großen Anleihe-Hausse. Der Wecker hierfür wäre gestellt, wenn man die 200-Tage-Linie des Bund-Future (ISIN DE0009652644 / WKN 965264) im Auge behalte, die aktuell in der Dezember-Laufzeit bei 133,20 Prozent verlaufe. Sie diene dem Anleihebarometer seit März als entscheidende Richtschnur. "Es ist zwar jetzt möglich, dass der Future seine Tiefs auf längere, womöglich sogar sehr lange Zeit gesehen hat. Aber die eigentliche Bullen-Party beginn erst, wenn die 200-Tage-Linie bezwungen wurde", erkläre der Experte. (15.09.2023/alc/a/a)






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Kurs Vortag Veränderung Datum/Zeit
128,3653 127,6581 0,7072 +0,55% 01.01./01:00
 
ISIN WKN Jahreshoch Jahrestief
DE0009652644 965264 142,86 127,04