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Bank of England: Verharren auf dem Zinsgletscher


02.11.23 14:00
Nord LB

Hannover (www.anleihencheck.de) - Die Bank of England hat das Leitzinsniveau nach ihrer jüngsten Sitzung auf dem aktuellen Zinsgipfel belassen, womit die sogenannte Bank Rate weiterhin auf 5,25% verbleibt, so die Analysten der Nord LB.

Diese Entscheidung falle nun zum zweiten Mal in Folge und habe etwas vom Ausharren auf dem Zinsplateau. Für viele Beobachter komme dies wenig überraschend und manche hoffen auch darauf, dass die Rate Hikes damit zumindest ein vorläufiges Ende hätten.

Anlass für diese Hoffnung könnten die Zuwächse bei den Konsumentenpreisen geben, welche sich in den letzten Monaten deutlich nach unten bewegt hätten. Abgesehen von kleineren Rücksetzern zeige der CPI einen relativ klaren Trend nach unten. Gleichwohl habe sich dieser Trend zuletzt etwas verlangsamt und die Inflationsrate befinde sich nach wie vor auf einem unangenehm hohen Niveau. Auch die langsam aber sicher steigende Arbeitslosenquote dürfte zunehmend in den Fokus rücken. Zuletzt sei diese deutlich über die Marke von 4% gestiegen. Der Druck auf die Wirtschaft des Vereinigten Königsreichs werde damit also spürbar größer.

Wie in der Vergangenheit auch, sei man sich im Entscheidungsgremium in der Uneinigkeit demokratisch einig gewesen. Mit 6 zu 3 Stimmen sei die Entscheidung zum Niveau der Leitzinsen aber relativ eindeutig ausgefallen. Wie zu erwarten, habe Catherine Mann für einen weiteren Zinsschritt von +25 Basispunkten geworben. Man könnte ihr fast zugutehalten, dass sie nicht sogar +50 bps gefordert habe. Das könne auch als Anerkennung der positiven ökonomischen Entwicklung gedeutet werden. Auch Megan Greene und Jonathan Haskel hätten - erneut - für einen Zinsschritt in der gleichen Range gestimmt. Jonathan Cunliffe habe das Lager gewechselt und für einen Verbleib auf 5,25% gestimmt.

Figurativ gesprochen laviere sich die Bank of England zuletzt mit ihren Zinsentscheidungen durch ein Spannungsfeld gespickt mit eisigen Stellen und tiefen Gletscherspalten. Eine veritable Strategie scheine weiterhin zu sein erst einmal die kommenden Daten abzuwarten und sich ein noch besseres Bild von der weiteren ökonomischen Entwicklung zu machen, um nicht vorschnell in die eine oder andere Richtung zu preschen. Es bahne sich, ähnlich wie in der US Zinspolitik, ein higher for longer an.

Fazit: Die jüngsten makroökonomischen Daten würden indizieren, dass ein Absteigen vom Zinsgletscher zunächst keine Option der Bank of England sei. Neben den Preisdaten würden zunehmend auch andere Indikatoren, wie zum Beispiel die Arbeitslosenquote, wichtiger für die Richtung des Leitzinses. Die diversen schwelenden und in Nahost mittlerweile auch offen ausgetragenen Konflikte auf dem Globus würden ein ohnehin hohes Risiko an den Märkten bergen. Die Inflationsgefahr sei dadurch nicht gebannt - im Gegenteil sei sie nach wie vor groß. Steigende Zinsen im Vereinigten Königreich würden die Sorgen der wirtschaftlichen Akteure möglicherweise nur noch schüren. Zuletzt komme es ganz auf die Resilienz der UK-Wirtschaft an - gepaart mit der richtigen Entwicklung der ökonomischen Rahmendaten. (02.11.2023/alc/a/a)