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Anleihenmarkt: Auf Tina folgt Barbara


17.11.23 13:58
FONDS professionell

Wien (www.anleihencheck.de) - An den Finanzmärkten galt in den vergangenen Jahren bekanntermaßen das Prinzip "Tina" ("There is no Alternative"): keine Alternative zu Aktien, so die Experten von "FONDS professionell".

Mit "Barbara" ("Bonds Are Really Back And Really Attractive") seien nun die Anleihen zurück. Diese Einschätzung teile auch Mathias Beil, Leiter Vermögensverwaltung bei der Hamburger Sutor Bank. Trotzdem rate er zur Vorsicht.

Die zehnjährigen US-Staatsanleihen hätten den Sprung zu einer positiven Realverzinsung bereits geschafft, nach Abzug der Inflation sei ihre Rendite positiv. Dasselbe erwarte Marktexperte Beil in absehbarer Zeit auch für deutsche Bundesanleihen. Die hohen Zinsen seien für Anleiheninvestoren zwar attraktiv, nicht aber für die Emittenten: "Was die Neuemissionen am Markt für festverzinsliche Wertpapiere angeht, war der Oktober im historischen Vergleich extrem schwach", erkläre Beil.

Nur 16 Unternehmen hätten eine Emission in Euro gewagt. Das Emissionsvolumen von insgesamt acht Milliarden Euro sei demnach das niedrigste seit 2008 und das geringste Monatsvolumen in diesem Jahr gewesen. Unternehmen seien nicht bereit, sich zu höheren Bedingungen zu refinanzieren, und hätten daher den höheren Kupon gescheut, analysiere Beil. Stattdessen hätten sie andere Wege genutzt, etwa über besondere Formen von Anleihen, die auf das Eigenkapital anrechenbar seien. Zudem steige die Anzahl von Anleihen mit schlechter Bonität.

Das Prinzip "Barbara" biete seiner Meinung nach nicht nur positive Nachrichten für den Anleihenmarkt. "Der Qualitätsaspekt sollte bei der Titelauswahl stets im Auge behalten werden", mahne Beil. Der Investment-Grade-Status sei Minimum für ein Engagement am Anleihenmarkt. Für aussichtsreich halte er Staatsanleihen, aber auch ausgewählte Unternehmensanleihen, wie zum Beispiel von Porsche oder VW. (Ausgabe vom 16.11.2023) (17.11.2023/alc/a/a)