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Anleihen bleiben bevorzugte Anlageklasse
01.03.23 11:21
Swisscanto
Zürich (www.anleihencheck.de) - Die Inflation ist noch zu hoch und die Arbeitsmarktberichte sind noch zu stark, als dass die bedeutenden Notenbanken ihren Leitzinsanhebungszyklus beenden können, so die Experten von Swisscanto.
Die jüngsten Inflations- und Arbeitsmarktzahlen hätten an den Finanzmärkten nochmals zu einer kräftigen Aufwärtsrevision der Leitzinserwartungen geführt. So hätten sich die an den Terminmärkten gehandelten Zinserwartungen zum US-Leitzins nach oben verschoben. Neu werde damit gerechnet, dass die FED Funds Rate klar über 5% steige. Auch bezüglich der EZB seien die Finanzmarkterwartungen zuletzt nochmals deutlich gestiegen.
Mittlerweile sei nicht mehr auszuschließen, dass der Hauptrefinanzierungssatz von derzeit 3% bis auf 4% steigen werde. Damit liege die Einschätzung der Finanzmarktteilnehmer im Rahmen der Erwartungen der Experten. Die höheren Zinserwartungen an die Notenbanken hätten im vergangenen Monat dafür gesorgt, dass auch die Renditen an den Anleihenmärkten wieder angestiegen seien. Auch hier scheine die straffere Geldpolitik der Notenbanken nun adäquat reflektiert zu sein. Vom aktuellen Niveau würden die Experten in den nächsten drei Monaten daher nicht mehr mit einem großen Renditeanstieg rechnen.
Der stärkere geldpolitische Gegenwind werde die Konjunktur in den kommenden Monaten belasten, und es sei mit einer längeren Phase mit tiefen oder teilweise gar negativen Wachstumsraten zu rechnen. Die Wirtschaftsgeschichte lehre, dass eine restriktivere Geldpolitik sich erst mit einer Verzögerung von mehreren Monaten vollumfänglich in den Wachstums- und Inflationszahlen niederschlage. Von daher sei es nicht überraschend, dass sich Unternehmen und Haushalte bisher als widerstandsfähig erwiesen hätten. Dies nicht zuletzt auch deshalb, weil insbesondere die Regierungen in den USA und in Europa immer noch eine expansive Fiskalpolitik betreiben würden und damit die negativen Auswirkungen der hohen Inflation und der markanten Zinserhöhungen stark abgefedert hätten.
Der designierte Notenbankchef Ueda habe vor Amtsantritt betont, dass die Bank of Japan (BoJ) einen expansiven Kurs weiterverfolgen werde. Die japanische Geldpolitik bleibe jedoch im aktuellen Ausmaß nicht nachhaltig. Das Zielband der Zinskurvenkontrolle der 10-jährigen Staatsanleihen-Rendite sei Ende des letzten Jahres auf -0,5% bis 0,5% erweitert worden. Angesichts der höchsten Inflationsrate in Japan seit über 40 Jahren, des sprunghaften Anstiegs des Lohnwachstums und insbesondere der massiven Obligationenkäufe, welche die BoJ zuletzt zur Verteidigung der Zinskurvenkontrolle habe tätigen müssen, würden die Experten über die nächsten Monate eine weitere Anpassung der Geldpolitik erwarten.
Eine Möglichkeit bestehe darin, dass die jetzige Bandbreite für die Renditen der 10-jährigen Staatsanleihen (+/-50 Basispunkte) aufgegeben und künftig auf eine kürzere Laufzeit angewandt werde, beispielsweise bei den 5-jährigen Anleihen. Damit werde auch in Japan die ultralockere Geldpolitik schrittweise aufgeweicht. Ein solches Szenario würde vor allem bei den 10-jährigen Staatsanleihen-Renditen zu einem sprunghaften Anstieg führen. Die japanische Währung dürfte deshalb den Erholungspfad wieder aufnehmen, nachdem der Yen im Februar neuerlich unter Druck gestanden habe. Zudem würden gesunkene Energiepreise zu einer Verbesserung der Leistungsbilanz beitragen und eine höhere Volatilität und Rücksetzer am Aktienmarkt dürften die Nachfrage nach Zufluchtswährungen erhöhen. Dadurch sollten auch der US-Dollar und der Schweizer Franken gestützt bleiben.
Während die Experten das Risiko von Rückschlägen an den Aktienmärkten als erheblich einstufen würden, erscheine jenes von Kursverlusten bei den Anleihen nach dem jüngsten Renditeanstieg als begrenzt. Der Staatsanleihenmarkt habe die stark gestiegenen Leitzinserwartungen bereits berücksichtigt, und die sinkenden Inflationsraten und das schwache Wachstum würden mittelfristig eher wieder für tiefere Renditen und Kursgewinne sprechen.
Die Euphorie des Januars habe genau bis zum starken US-Arbeitsmarktbericht gehalten. Zusammen mit den hartnäckig hohen Inflationsdaten habe dieser die Leitzinserwartungen der Investoren wieder steigen lassen, was den US-Markt besonders in Mitleidenschaft gezogen habe. Die Schwellenländer hätten aufgrund wieder gestiegener politischer Risiken ebenfalls zu den Hauptverlierern gehört. Am oberen Ende habe sich dagegen Europa bewegt, das weiterhin von niedrigen Bewertungen und überraschend guten Konjunkturdaten gestützt worden sei. Bei den Branchen habe weniger die Bewertung als vielmehr der Rohstoffpreisrückgang für Differenzierung gesorgt.
Während Energie und Grundstoffe kräftig Federn hätten lassen müssen, habe der IT-Sektor absolut sogar zugelegt. Die von den Experten erwartete Bewertungskorrektur sollte dort am mildesten ausfallen, wo die KGVs ohnehin bereits vergleichsweise niedrig seien. Dies sei trotz der überdurchschnittlich guten Indexentwicklung nach wie vor in Europa der Fall. Hinzu komme, dass dort die jüngsten Konjunkturdaten eher positiv überrascht hätten, was eine Rezession weniger wahrscheinlich mache. Deshalb würden sowohl die Eurozone als auch Großbritannien die bevorzugten Märkte der Experten bleiben. Letzterer profitiere bei den aktuell bestehenden globalen Konjunkturrisiken zudem von seiner defensiven Sektorstruktur.
Den jüngsten Preisrücksetzer dürften einige Zentralbanken nutzen, um ihre Goldreserven weiter auszubauen. Insbesondere Notenbanken aus den Schwellenländern hätten 2022 zu rekordhohen Goldkäufen beigetragen. Dies stehe im Kontrast zur wichtigen Nachfrage bei den börsengehandelten Goldfonds (ETFs). Zwar seien die Abflüsse aus den größten ETFs Anfang 2023 vorübergehend zum Erliegen gekommen. Allerdings sei eine Trendwende ausgeblieben. Über die letzten Wochen, als der Goldpreis neuerlich korrigiert habe, hätten die Fonds gar wieder leichte Abflüsse verzeichnet.
Die Finanzinvestoren würden sich angesichts der mittlerweile stattlichen Opportunitätskosten in Zurückhaltung üben. Ein weiterer Erklärungsansatz für die schwache Investmentnachfrage sei die gesunkene wahrgenommene geopolitische Unsicherheit. Trotz anhaltender Konflikte seien diese Risiken an den Finanzmärkten in den Hintergrund getreten. Mit den anstehenden Notenbankentscheiden bleibe Gold vorerst Gegenwind ausgesetzt. Langfristinvestoren könnten auf den jetzigen Niveaus allerdings zumindest einen Teilaufbau in Betracht ziehen - auch als Absicherung gegenüber den wenig berücksichtigten geopolitischen Risiken. (01.03.2023/alc/a/a)
Die jüngsten Inflations- und Arbeitsmarktzahlen hätten an den Finanzmärkten nochmals zu einer kräftigen Aufwärtsrevision der Leitzinserwartungen geführt. So hätten sich die an den Terminmärkten gehandelten Zinserwartungen zum US-Leitzins nach oben verschoben. Neu werde damit gerechnet, dass die FED Funds Rate klar über 5% steige. Auch bezüglich der EZB seien die Finanzmarkterwartungen zuletzt nochmals deutlich gestiegen.
Mittlerweile sei nicht mehr auszuschließen, dass der Hauptrefinanzierungssatz von derzeit 3% bis auf 4% steigen werde. Damit liege die Einschätzung der Finanzmarktteilnehmer im Rahmen der Erwartungen der Experten. Die höheren Zinserwartungen an die Notenbanken hätten im vergangenen Monat dafür gesorgt, dass auch die Renditen an den Anleihenmärkten wieder angestiegen seien. Auch hier scheine die straffere Geldpolitik der Notenbanken nun adäquat reflektiert zu sein. Vom aktuellen Niveau würden die Experten in den nächsten drei Monaten daher nicht mehr mit einem großen Renditeanstieg rechnen.
Der stärkere geldpolitische Gegenwind werde die Konjunktur in den kommenden Monaten belasten, und es sei mit einer längeren Phase mit tiefen oder teilweise gar negativen Wachstumsraten zu rechnen. Die Wirtschaftsgeschichte lehre, dass eine restriktivere Geldpolitik sich erst mit einer Verzögerung von mehreren Monaten vollumfänglich in den Wachstums- und Inflationszahlen niederschlage. Von daher sei es nicht überraschend, dass sich Unternehmen und Haushalte bisher als widerstandsfähig erwiesen hätten. Dies nicht zuletzt auch deshalb, weil insbesondere die Regierungen in den USA und in Europa immer noch eine expansive Fiskalpolitik betreiben würden und damit die negativen Auswirkungen der hohen Inflation und der markanten Zinserhöhungen stark abgefedert hätten.
Der designierte Notenbankchef Ueda habe vor Amtsantritt betont, dass die Bank of Japan (BoJ) einen expansiven Kurs weiterverfolgen werde. Die japanische Geldpolitik bleibe jedoch im aktuellen Ausmaß nicht nachhaltig. Das Zielband der Zinskurvenkontrolle der 10-jährigen Staatsanleihen-Rendite sei Ende des letzten Jahres auf -0,5% bis 0,5% erweitert worden. Angesichts der höchsten Inflationsrate in Japan seit über 40 Jahren, des sprunghaften Anstiegs des Lohnwachstums und insbesondere der massiven Obligationenkäufe, welche die BoJ zuletzt zur Verteidigung der Zinskurvenkontrolle habe tätigen müssen, würden die Experten über die nächsten Monate eine weitere Anpassung der Geldpolitik erwarten.
Während die Experten das Risiko von Rückschlägen an den Aktienmärkten als erheblich einstufen würden, erscheine jenes von Kursverlusten bei den Anleihen nach dem jüngsten Renditeanstieg als begrenzt. Der Staatsanleihenmarkt habe die stark gestiegenen Leitzinserwartungen bereits berücksichtigt, und die sinkenden Inflationsraten und das schwache Wachstum würden mittelfristig eher wieder für tiefere Renditen und Kursgewinne sprechen.
Die Euphorie des Januars habe genau bis zum starken US-Arbeitsmarktbericht gehalten. Zusammen mit den hartnäckig hohen Inflationsdaten habe dieser die Leitzinserwartungen der Investoren wieder steigen lassen, was den US-Markt besonders in Mitleidenschaft gezogen habe. Die Schwellenländer hätten aufgrund wieder gestiegener politischer Risiken ebenfalls zu den Hauptverlierern gehört. Am oberen Ende habe sich dagegen Europa bewegt, das weiterhin von niedrigen Bewertungen und überraschend guten Konjunkturdaten gestützt worden sei. Bei den Branchen habe weniger die Bewertung als vielmehr der Rohstoffpreisrückgang für Differenzierung gesorgt.
Während Energie und Grundstoffe kräftig Federn hätten lassen müssen, habe der IT-Sektor absolut sogar zugelegt. Die von den Experten erwartete Bewertungskorrektur sollte dort am mildesten ausfallen, wo die KGVs ohnehin bereits vergleichsweise niedrig seien. Dies sei trotz der überdurchschnittlich guten Indexentwicklung nach wie vor in Europa der Fall. Hinzu komme, dass dort die jüngsten Konjunkturdaten eher positiv überrascht hätten, was eine Rezession weniger wahrscheinlich mache. Deshalb würden sowohl die Eurozone als auch Großbritannien die bevorzugten Märkte der Experten bleiben. Letzterer profitiere bei den aktuell bestehenden globalen Konjunkturrisiken zudem von seiner defensiven Sektorstruktur.
Den jüngsten Preisrücksetzer dürften einige Zentralbanken nutzen, um ihre Goldreserven weiter auszubauen. Insbesondere Notenbanken aus den Schwellenländern hätten 2022 zu rekordhohen Goldkäufen beigetragen. Dies stehe im Kontrast zur wichtigen Nachfrage bei den börsengehandelten Goldfonds (ETFs). Zwar seien die Abflüsse aus den größten ETFs Anfang 2023 vorübergehend zum Erliegen gekommen. Allerdings sei eine Trendwende ausgeblieben. Über die letzten Wochen, als der Goldpreis neuerlich korrigiert habe, hätten die Fonds gar wieder leichte Abflüsse verzeichnet.
Die Finanzinvestoren würden sich angesichts der mittlerweile stattlichen Opportunitätskosten in Zurückhaltung üben. Ein weiterer Erklärungsansatz für die schwache Investmentnachfrage sei die gesunkene wahrgenommene geopolitische Unsicherheit. Trotz anhaltender Konflikte seien diese Risiken an den Finanzmärkten in den Hintergrund getreten. Mit den anstehenden Notenbankentscheiden bleibe Gold vorerst Gegenwind ausgesetzt. Langfristinvestoren könnten auf den jetzigen Niveaus allerdings zumindest einen Teilaufbau in Betracht ziehen - auch als Absicherung gegenüber den wenig berücksichtigten geopolitischen Risiken. (01.03.2023/alc/a/a)