Anleihen: "Zinserhöhungszyklus neigt sich Ende zu"


08.05.23 11:22
Deutsche Börse AG

Frankfurt (www.anleihencheck.de) - Eine Überraschung war es nicht: US-Notenbank und EZB haben vergangene Woche die Leitzinsen weiter angehoben, und zwar um 25 Basispunkte auf nun 5 bis 5,25 Prozent beziehungsweise 3,75 Prozent, so die Deutsche Börse AG.

"Das war so erwartet worden", kommentiere Arthur Brunner von der ICF Bank. Für die USA werde nun mit einer Zinspause gerechnet, gefolgt von Zinssenkungen. In der Eurozone sei die Pause hingegen noch kein Thema: "Wir haben noch viel vor uns, und wir werden nicht innehalten", habe EZB-Präsidentin Christine Lagarde nach dem Zinsentscheid erklärt. Daher solle auch das Tempo beim Abbau der Anleihebestände erhöht werden.

Die Renditen für zehnjährige Bundesanleihen seien nach der EZB-Sitzung auf 2,19 Prozent gefallen. "Ähnlich wie bei den US-Staatsanleihen nach der FED-Sitzung am Vorabend realisieren die Marktakteure vielleicht, dass sich der Zinserhöhungszyklus nun seinem Ende zuneigt", würden die Deutsche Bank-Analysten die Bewegung erklären.

Arthur Brunner, Anleihehändler der ICF Bank, führe den Rückgang hingegen auf die im Zuge der lodernden US-Bankenkrise wieder gestiegene Risikoscheu zurück. "Sichere Häfen sind wieder gesucht." Auch Tim Oechsner von der Steubing AG spreche von einer Flucht in Qualität. "Das Bewusstsein für Risiken ist wieder deutlich gestiegen", erkläre der Händler. US-Regionalbanken seien vergangene Woche weiter stark unter Druck geraten. Daran habe auch die Übernahme der First Republic Bank durch JP Morgan nichts ändern können.

Am Freitag werde mit Spannung auf die neuesten Zahlen vom US-Arbeitsmarkt gewartet. Deren Entwicklung spiele eine große Rolle für Geldpolitik der US-Notenbank. Hierzulande hätten die Renditen zehnjähriger Bundesanleihen am Freitagmittag mit 2,26 Prozent wieder etwas höher als am 4. Mai 2023 gelegen, dennoch habe sich ein Rückgang gegenüber den 2,36 Prozent vor einer Woche ergeben.

In jedem Fall seien Anleihen wieder viel interessanter geworden - auch Staatsanleihen. Gut an komme aktuell zum Beispiel eine im Mai nächsten Jahres fällige Anleihe Spaniens, wie Gregor Daniel von der Walter Ludwig Wertpapierhandelsbank berichte. Die Rendite habe am 5. Mai 2023 bei 2,76 Prozent gelegen.

Im Geschäft mit Unternehmensanleihen bleibe die neue, bis 2028 laufende Porsche-Anleihe mit 4,5 Prozent und aktueller Rendite von knapp unter 4 Prozent ein echter Renner. "Das ist eine der am besten laufenden Anleihen seit langer Zeit", erkläre Rainer Petz von Oddo BHF. "Vom 4 Prozent Rendite hätte man vor einem Jahr nur träumen können." Auch Brunner spreche von einem "absoluten Umsatzbringer". Oechsner von der Steubing AG, zuständiger Spezialist für den Handel der Anleihe, könne das nur bestätigen.

Abgesehen davon würden Kurzläufer gefragt bleiben: Daniel melde Käufe für Bonds von VW (ISIN XS1893631769 / WKN A2LQ6C), Nestlé (ISIN XS2350621863 / WKN A3KSAA) und Grenke, alle 2025 oder 2026 fällig. "Auf mittlere oder gar längere Laufzeiten will sich niemand einlassen." Brunner von der ICF berichte von sehr viel Zuspruch für eine andere Grenke-Anleihe, aber auch für die Hochzinsanleihe (ISIN NO0012530965 / WKN A30V9T) der Münchner Beteiligungsgesellschaft Mutares. Diese sei 2027 fällig und rentiere aktuell mit fast 11 Prozent. Bei der Anleihe handele sich um einen "Nordic Bond". Das Format ermögliche einen schnelleren und direkteren Zugang zu institutionellen Investoren und zeichne sich durch eine überschaubare Standarddokumentation aus.

Gute Umsätze würden Oechsner zufolge zudem die im Januar emittierten Bonds (ISIN XS2574873183 / WKN A30V8B) von E.ON mit 3,875 Prozent bis 2035 aufweisen. Ebenfalls umsatzstark: Papiere von Knorr-Bremse, Deutsche Bahn, LANXESS und SAP mit Laufzeiten bis maximal 2027 und Renditen zwischen 2,8 und 3,6 Prozent.

Größere Neuemissionen, die für Privatanleger*innen interessant sein könnten, habe es vergangene Woche nicht gegeben. Bis zum 15. Mai könne noch eine neue Anleihe (ISIN DE000A30V661 / WKN A30V66) der Jes. Green Invest gezeichnet werden. Diese biete 7 Prozent und laufe bis Mai 2028, geplant seien bis zu 10 Millionen Euro, Mindestanlagesumme seien 1.000 Euro. Die Emittentin gehöre zur Jes-Unternehmensgruppe, einem Anbieter von Auf-Dach-Photovoltaikanlagen. Näheres dazu: www.boerse-frankfurt.de/jesgreen-invest-gmbh. (Ausgabe vom 05.05.2023) (08.05.2023/alc/a/a)





hier klicken zur Chartansicht

Aktuelle Kursinformationen mehr >
Kurs Vortag Veränderung Datum/Zeit
96,812 € 96,846 € -0,034 € -0,04% 02.06./18:01
 
ISIN WKN Jahreshoch Jahrestief
ES0000012H33 A287LA 99,18 € 95,85 €
Werte im Artikel
99,79 plus
+0,40%
90,60 plus
+0,29%
95,95 plus
+0,16%
95,60 plus
0,00%
96,81 minus
-0,04%
103,45 minus
-0,06%
90,53 minus
-0,08%
86,38 minus
-0,21%
91,15 minus
-0,22%
102,00 minus
-0,41%
95,45 minus
-0,44%
98,50 minus
-1,01%
97,03 minus
-2,38%