Anleihen: Wieder eine echte Alternative


11.09.23 08:30
Deutsche Börse AG

Frankfurt (www.anleihencheck.de) - Vor der an diesem Donnerstag anstehenden EZB-Sitzung hält die Unsicherheit über den weiteren Zinspfad an, so die Deutsche Börse AG.

"Die wirtschaftlichen Perspektiven in der Eurozone haben sich zuletzt weiter eingetrübt, zudem scheint der Inflationsgipfel überschritten", bemerke Rentenhändler Tim Oechsner von der Steubing AG. Gleichzeitig halte sich die Inflation hartnäckiger als gedacht.

Auch der Helaba zufolge seien datenseitig sowohl Argumente für Zinserhöhungen vorhanden als auch dafür, zumindest eine Pause einzulegen. "Uneinheitlich sind auch die jüngsten Kommentare der Geldpolitiker", ergänze Analyst Ralf Umlauf. An den Geldmärkten werde aktuell eine Zinserhöhung durch die EZB diese Woche mit einer Wahrscheinlichkeit von 40 Prozent eingepreist, eine Zinserhöhung bis zum Jahresende mit 70 Prozent.

"Die Märkte sind unschlüssig, daher gab es unter dem Strich nicht viel Bewegung", berichte Arthur Brunner von der ICF Bank. Zehnjährige Bundesanleihen hätten am Freitagmorgen mit 2,58 Prozent rentiert, vorletzten Freitag seien es 2,47 Prozent gewesen. Zehnjährige US-Treasuries hätten 4,21 Prozent abgeworfen nach 4,11 Prozent vor einer Woche.

Unabhängig von der weiteren Zinsentwicklung: Anleihen würden mit ihren höheren Zinsen wieder als echte Alternative zu Aktien gesehen, was die Nachfrage belebe. "Der Unterschied zu den Vorjahren ist schon deutlich", stelle Rainer Petz von Oddo BHF mit Blick auf den Anleihehandel fest. Etwa kämen Staatsanleihen Spaniens, Portugals, Finnlands oder auch Ungarns gut an. "Sie gelten als sicher und bieten eine attraktive Rendite." Als Beispiel nenne er eine neue zehnjährige Ungarn-Anleihe mit 5,375 Prozent-Kupon.

Auch Tim Oechsner sehe klar gestiegenes Interesse an Anleihen - von institutioneller und privater Seite. "Das merken wir an den Börsenumsätzen." Beliebt seien Oechsner zufolge derzeit auch Papiere (ISIN EU000A2SCAB4 / WKN A2SCAB) des European Financial Stability Facility EFSF mit Laufzeit bis 2028. Diese würden derzeit mit 3,07 Prozent rentieren, mit einer Mindestanlagesumme von 1.000 Euro würden sie sich auch für private Kundschaft eignen.

Im Handel mit Unternehmensanleihen heiße es weiter: Am liebsten kurze bis mittlere Laufzeiten und bekannte Namen. Gregor Daniel von der Walter Ludwig Wertpapierhandelsbank berichte von guter Nachfrage nach Papieren (ISIN DE000A351WB9 / WKN A351WB) des Autovermieters Sixt mit Fälligkeit 2027 und aktueller Rendite von 4,15 Prozent und den Ende August emittierten, ebenfalls 2027 fälligen Anleihen (ISIN XS2672452237 / WKN A35138) des Autozulieferers Continental mit aktuell 4,05 Prozent. "Insgesamt ist die Nachfrage aber breit gefächert."

Oechsner von der Steubing AG registriere gute Umsätze für Anleihen von LVMH und Continental mit Fälligkeit 2029 und 2028 und aktueller Rendite von 3,46 und 3,98 Prozent sowie Hybridanleihen (ISIN XS2675884576 / WKN A3LMPT) von Volkswagen.

Unter Abgabedruck geraten sei die Mittelstandsanleihe (ISIN DE000A3H2V19 / WKN A3H2V1) der Homann Holzwerkstoffe. "Das dürfte mit der Auflösung des Deutschen Mittelstandsanleihenfonds zu tun haben, es werden Verkäufe befürchtet", erkläre Brunner. Ebenfalls Kurverluste habe die Hertha BSC-Anleihe verzeichnet. "Mit Blick auf den Platz am Tabellenende der zweiten Liga ist das auch kein Wunder."

Etwas gestiegen seien Brunner zufolge Kurse der Anleihe (ISIN DE000A13SHL2 / WKN A13SHL) des insolventen Bayreuther Pflegeheimbetreibers SeniVita Social Estate. "SeniVita hat 3 Prozent der Anleihe getilgt, weitere 3 Prozent sollen folgen." Der Kurs sei von gut 2 Prozent auf in der Spitze 4,75 Prozent gestiegen, aktuell seien es 4,20 Prozent.

Leicht erholt habe sich auch der vorletzte Woche stark unter Abgabedruck geratene Bond (ISIN DE000A3KWKY4 / WKN A3KWKY) des niederländischen Solarkonzerns Photon Energy. Nach im Tief unter 40 Prozent seien es aktuell 66 zu 69 Prozent. Photon habe in der ersten Jahreshälfte rote Zahlen geschrieben und die Prognose für das laufende Geschäftsjahr gesenkt.

Neues komme unter anderem vom Mannheimer Rohstoff- und Bergbauunternehmen Deutschen Rohstoff mit Laufzeit bis 2028 und Kupon von 7,5 Prozent (ISIN DE000A3510K1 / WKN A3510K), die Zeichnungsfrist ende am 25. September. Geplant sei ein Volumen von bis zu 100 Millionen Euro, die Mindestanlage betrage 1.000 Euro. Neben einem öffentlichen Angebot gebe es auch ein Umtauschangebot für die alte Anleihe (ISIN DE000A2YN3Q8 / WKN A2YN3Q) sowie eine Privatplatzierung bei Institutionellen. "Die jüngsten Zahlen der Deutschen Rohstoff waren solide, es sieht nach einem Rekordjahr aus", erkläre Brunner.

Noch bis zum 14. September könne darüber hinaus die neue Anleihe (ISIN NO0012888769 / WKN A30V78) des Süßwarenherstellers Katjes International mit Kupon zwischen 6,25 bis 7,50 Prozent und Fälligkeit 2028 gezeichnet werden. Geplant seien 110 Millionen Euro. "Das Mindestvolumen von 80 Millionen Euro ist schon überschritten", stelle Brunner fest. Auch hier gebe es ein Umtauschangebot für einen alten Bond (ISIN DE000A2TST99 / WKN A2TST9). (Ausgabe vom 08.09.2023) (11.09.2023/alc/a/a)






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