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Anleihen: Überdurchschnittliches Engagement ratsam


06.09.23 09:30
Swisscanto

Zürich (www.anleihencheck.de) - Während die Konjunkturdaten aus der Eurozone und China in den vergangenen Wochen erneut enttäuschten, zeigt sich die Wirtschaft in den USA weiter widerstandsfähig, so die Experten von Swisscanto.

Die überraschend guten Konjunkturdaten würden von einem anhaltenden Wachstum im 3. Quartal zeugen. Die Wahrscheinlichkeit einer sanften Landung in den USA habe nochmals zugenommen. Die Experten von Swisscanto hätten ihre Wachstumsprognose für das laufende Jahr deshalb von 1,5% auf 1,8% angehoben. Aufgrund der restriktiven Geldpolitik und der markanten Verschärfung der Kreditvergabestandards der Banken würden sie zwar unverändert mit einer Rezession rechnen. Diese dürfte jedoch erst im 4. Quartal beginnen und milder ausfallen als bisher erwartet.

Die Wirtschaft in der Eurozone wirke demgegenüber zunehmend fragil und dürfte bereits im 3. Quartal leicht schrumpfen. Mittlerweile lägen alle konjunkturellen Vorlaufindikatoren deutlich unter dem langfristigen Durchschnitt - und auch die monetären Rahmenbedingungen würden einen klaren Abschwung signalisieren.

In China hätten die Sorgen um den Zustand der großen Immobilienentwickler nach einer vorübergehenden Entspannungsphase zuletzt wieder deutlich zugenommen. Während der angeschlagene Immobilienkonzern Evergrande in den USA Gläubigerschutz beantragt habe, habe der größte Entwickler Country Garden im August seinen Zahlungsverpflichtungen nicht mehr nachkommen können. Obschon der Immobiliensektor für rund ein Viertel der gesamten Wirtschaftsleistung verantwortlich sei und die zahlreichen ausstehenden Bauprojekte erheblichen sozialen Sprengstoff in sich bergen würden, habe die chinesische Regierung bisher nur zögerlich auf die Krise reagiert. Die Konjunkturrisiken hätten in China deshalb zugenommen. Die Experten von Swisscanto würden aber weiter davon ausgehen, dass es der Regierung gelingen werde, einen Flächenbrand zu verhindern und damit die Auswirkungen auf andere Teile der Wirtschaft abzuschwächen.

Die Ansteckungsrisiken für den Rest der Welt würden die Experten von Swisscanto aufgrund der geringen Verflechtung mit dem chinesischen Immobilien- und Finanzsektor als begrenzt erachten. Gemäß unseren Prognosen steuert China in diesem Jahr aber fast die Hälfte zum globalen Wachstum bei, so die Experten von Swisscanto. Dies unterstreiche, wie schwach die Dynamik außerhalb der USA und Chinas bereits sei. Die Weltwirtschaft dürfte in diesem und im nächsten Jahr nur noch um knapp 2,0% wachsen, was weit unter dem langfristigen Durchschnitt liege. Während sich in den Schwellenländern außerhalb Chinas allmählich eine konjunkturelle Erholung abzeichne, würden die Experten von Swisscanto in den Industrieländern auch im kommenden Jahr nur mit einem schwachen Wachstum rechnen. Hauptverantwortlich für diesen eingetrübten Ausblick sei die anhaltend restriktive Geldpolitik der Notenbanken, welche Unternehmen und Haushalte immer stärker belaste.

Unser makroökonomisches Umfeld bleibt insgesamt weitgehend unverändert und von zahlreichen Gegenwinden gekennzeichnet, so die Experten von Swisscanto. Anleihen seien deshalb weiterhin die bevorzugte Anlageklasse der Experten von Swisscanto. Die Aktienmärkte hätten im August zwar Verluste erlitten. Die von den Experten von Swisscanto erwartete Rezession in den USA und der Eurozone sei damit aber immer noch nicht eingepreist und die Gewinnerwartungen der Analysten für die kommenden zwölf Monate seien zuletzt sogar weiter gestiegen, was die Aktienmärkte anfällig für weitere Rückschläge mache. Demgegenüber hätten Anleihen mit dem jüngsten Renditeanstieg nochmals an Attraktivität gewonnen. Zudem sprächen auch der Wirtschaftsabschwung, die sinkenden Inflationsraten und der weitgehend abgeschlossene Zinserhöhungszyklus der Notenbanken für ein überdurchschnittliches Engagement bei Anleihen.

In der Eurozone würden sich deutliche Signale einer Konjunkturabschwächung zeigen. Gemäß den Ergebnissen der Umfragen unter den Einkaufsmanagern habe sich die Stimmung in der Eurozone im August noch einmal deutlich eingetrübt. Zudem sei das Beschäftigungswachstum in der Eurozone zum Halten gekommen, was zu steigenden Arbeitslosenraten führen dürfte. Gleichzeitig habe aber auch der Preisdruck erstmals seit einem halben Jahr wieder zugenommen. Die EZB sehe sich daher mit einem großen Dilemma konfrontiert: Aus Konjunktursicht müsste sie eigentlich die Leitzinsen senken, um eine Rezession abzuwenden oder abzuschwächen. Gleichzeitig fehle ihr dazu auf der Inflationsseite der Spielraum, denn die Inflation liege weiterhin deutlich über dem Zielkorridor.

Deshalb würden die Experten von Swisscanto erwarten, dass sich die EZB im September gezwungen sehe, die Zinsen noch einmal anzuheben, um die Inflation zu bekämpfen. Dies werde die europäische Konjunktur und die europäischen Aktienmärkte belasten. Die Experten von Swisscanto würden daher in den nächsten Monaten mit weiteren Rücksetzern bei den Aktien der Eurozone rechnen. Sollte die EZB auf einen Zinsschritt verzichten, würde sie das Risiko eingehen, dass die Inflation länger über dem Zielband bleibe. Dies könnte sich mittelfristig ebenfalls negativ auf den Aktienmarkt der Eurozone auswirken.

Im aktuell global angespannten Umfeld biete sich der Schweizer Aktienmarkt als sicherer Hafen relativ zu den anderen Märkten an. Mit hohen Gewichten in defensiven Sektoren wie der Pharmaindustrie (Roche, Novartis) und Basiskonsumgütern (Nestlé) sei der Schweizer Aktienmarkt im Vergleich zu anderen Aktienmärkten weniger stark von Konjunkturabschwächungen betroffen. Zudem sei in der Schweiz die Bewertungskorrektur bei den Aktien weit fortgeschritten. Dies sehe man am im Vergleich zu den anderen Märkten gesunkenen Kurs-Gewinn-Verhältnis. Gleichzeitig würden die Gewinnerwartungen für den Schweizer Aktienmarkt anhaltend hoch bleiben, weshalb die Experten von Swisscanto den Schweizer Aktienmarkt aktuell als attraktiv erachten würden.

Der Goldpreis sei im August zwischenzeitlich unter die Marke von USD 1.900 pro Unze gefallen, belastet durch einen etwas stärkeren US-Dollar und höhere Renditen bei festverzinslichen Anlagen. Die Renditen auf inflationsgeschützten US-Staatsanleihen hätten bei 2,0% den höchsten Stand seit 2009 erreicht. Generell erscheine Gold angesichts der Opportunitätskosten hoch bewertet - und aufgrund der verbesserten Aussichten für den US-Dollar bestünden kurzfristig Abwärtsrisiken. Auf Jahressicht würden die Experten von Swisscanto allerdings bei den größten Notenbanken von Leitzinssenkungen ausgehen, wovon der Goldpreis wieder profitieren dürfte. (06.09.2023/alc/a/a)