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Anleihen: "Markt in Neuorientierung"
01.09.23 15:00
Deutsche Börse AG
Frankfurt (www.anleihencheck.de) - An der Börse fehlt derzeit der Kompass, auch im Rentenhandel, so die Deutsche Börse AG.
"Die Finanzmarktteilnehmer sind verunsichert über den weiteren Zinspfad der Notenbanken", stelle Analyst Ralf Umlauf von der Helaba fest. Für die diesen Monat anstehenden Sitzungen von EZB und FED gebe es gute Argumente für ein Stillhalten, jedoch wohl ebenso viele für eine weitere Erhöhung. Tim Oechsner von der Steubing AG spreche von einer "Neuorientierung" am Markt. "Der weitere Weg ist offen, sowohl bei der FED als auch der EZB."
Von den am gestrigen Donnerstag veröffentlichten August-Inflationszahlen für den Euroraum seien keine klaren Signale gekommen. Anders als erwartet sei die Inflationsrate nicht zurückgegangen, die Kernrate aber schon. Aufmerksamkeit habe gestern zudem EZB-Direktoriumsmitglied Isabel Schnabel erregt. Sie habe erklärt, dass sich der Konjunkturausblick seit Juni eingetrübt habe.
"Die negativen Auswirkungen der EZB-Zinserhöhungen auf die Konjunktur werden immer deutlicher", bemerke Rentenmarktanalyst Hauke Siemßen von der Commerzbank. Eine Zinspause der EZB im September werde damit zunehmend wahrscheinlich. "Der Terminmarkt hat noch eine Wahrscheinlichkeit von etwa 30 Prozent für einen Zinsschritt von 25 Basispunkten einpreist." Nach Einschätzung der Bank dürften die Renditen an den internationalen Rentenmärkten nahe den Hochs sein. "Mit zunehmendem konjunkturellen Gegenwind sehen wir Potenzial für fallende Renditen. Dies gilt auch im Euroraum", erkläre der Chief Investment Officer der Bank, Thorsten Weinelt.
Auskunft über das weitere Vorgehen der US-Notenbank werden von den heute Nachmittag um 14.30 Uhr unserer Zeit anstehenden US-Arbeitsmarktzahlen erhofft, so die Deutsche Börse AG. Die Renditen hätten sich im Wochenvergleich etwas nach unten bewegt: Zehnjährige Bundesanleihen würden am Freitagmorgen mit 2,47 Prozent rentieren, vergangenen Freitag seien es 2,52 Prozent gewesen, im jüngsten Hoch 2,70 Prozent. Zehnjährige US-Treausuries würden 4,11 Prozent abwerfen, im Hoch im August seien es 4,36 Prozent gewesen.
Im Handel mit Unternehmensanleihen seien kurze und mittlere Laufzeiten und gute Bonitäten weiter beliebt. Tim Oechsner berichte von regen Umsätzen mit Anleihen der Deutschen Bank, E.ON (ISIN XS2673536541 / WKN A351VG), Mercedes (ISIN DE000A2DADM7 / WKN A2DADM; ISIN DE000A3LH6T7 / WKN A3LH6T) und HOCHTIEF. Diese seien zwischen 2025 und 2029 fällig, die aktuellen Renditen lägen zwischen 3,31 und 3,85 Prozent.
Die Immobilienbranche bereite weiter Kopfzerbrechen, auch wenn einige Immobilienaktien die Tiefs hinter sich gelassen hätten. "Die Unterschiede sind groß, die Vonovia-Aktie hat sich zuletzt deutlich erholt", erkläre Rainer Petz von Oddo BHF.
Diese Woche hätten Anleihen (ISIN DE000A254YS5 / WKN A254YS) von ACCENTRO Real Estate Kursverluste verzeichnet. Der Berliner Wohnimmobilienentwickler habe einen deutlichen Umsatzeinbruch für das erste Halbjahr gemeldet, die Prognose für das Gesamtjahr sei ausgesetzt worden. Der Kurs sei von 55 auf 45 Prozent gefallen.
Die niedrigeren Kurse der in der Vorwoche unter Druck geratenen Bonds des Wiener Immobilienentwicklers UBM Development würden unterdessen für einen Einstieg genutzt. "Wir sehen nur Käufe", berichte Gregor Daniel von der Walter Ludwig Wertpapierhandelsbank. Betroffen sei aber nur die bis 2025 laufende Anleihe (ISIN AT0000A2AX04 / WKN A2R9CX). "Beim letzten Umsatz zu 87 Prozent ergibt sich eine Rendite von 9,59 Prozent." Keine Umsätze hätten die anderen UBM-Papiere (ISIN AT0000A2QS11 / WKN A3KQGX; ISIN AT0000A35FE2 / WKN A3LJ82; ISIN AT0000A23ST9 / WKN A2RS14) verzeichnet. UBM habe für das erste Halbjahr einen hohen Verlust gemeldet.
Deutlich nach unten sei es für den niederländischen Solarkonzern Photon Energy gegangen. Die bis 2027 laufende Anleihe mit Kupon von 6,5 Prozent sei Mitte Juli noch um 93 Prozent gehandelt worden, jetzt seien es 50 Prozent. "Die Aktie hat ebenfalls stark verloren", ergänze Oechsner. Wichtigster Auslöser: Die schwache Geschäftsentwicklung. "Photon hat in der ersten Jahreshälfte rote Zahlen geschrieben und die Prognose für das laufende Geschäftsjahr gesenkt."
Mit dem Auslaufen der Urlaubssaison ziehe auch das Geschäft mit Neuemissionen an. "Wir sehen wieder mehr neue Anleihen", berichte Petz. Daniel melde "kleinere Käufe" für eine neue Continental-Anleihe mit Laufzeit bis März 2027 und Kupon von 4 Prozent. Die Stücklung liege bei 1.000 Euro. (01.09.2023/alc/a/a)
"Die Finanzmarktteilnehmer sind verunsichert über den weiteren Zinspfad der Notenbanken", stelle Analyst Ralf Umlauf von der Helaba fest. Für die diesen Monat anstehenden Sitzungen von EZB und FED gebe es gute Argumente für ein Stillhalten, jedoch wohl ebenso viele für eine weitere Erhöhung. Tim Oechsner von der Steubing AG spreche von einer "Neuorientierung" am Markt. "Der weitere Weg ist offen, sowohl bei der FED als auch der EZB."
Von den am gestrigen Donnerstag veröffentlichten August-Inflationszahlen für den Euroraum seien keine klaren Signale gekommen. Anders als erwartet sei die Inflationsrate nicht zurückgegangen, die Kernrate aber schon. Aufmerksamkeit habe gestern zudem EZB-Direktoriumsmitglied Isabel Schnabel erregt. Sie habe erklärt, dass sich der Konjunkturausblick seit Juni eingetrübt habe.
"Die negativen Auswirkungen der EZB-Zinserhöhungen auf die Konjunktur werden immer deutlicher", bemerke Rentenmarktanalyst Hauke Siemßen von der Commerzbank. Eine Zinspause der EZB im September werde damit zunehmend wahrscheinlich. "Der Terminmarkt hat noch eine Wahrscheinlichkeit von etwa 30 Prozent für einen Zinsschritt von 25 Basispunkten einpreist." Nach Einschätzung der Bank dürften die Renditen an den internationalen Rentenmärkten nahe den Hochs sein. "Mit zunehmendem konjunkturellen Gegenwind sehen wir Potenzial für fallende Renditen. Dies gilt auch im Euroraum", erkläre der Chief Investment Officer der Bank, Thorsten Weinelt.
Auskunft über das weitere Vorgehen der US-Notenbank werden von den heute Nachmittag um 14.30 Uhr unserer Zeit anstehenden US-Arbeitsmarktzahlen erhofft, so die Deutsche Börse AG. Die Renditen hätten sich im Wochenvergleich etwas nach unten bewegt: Zehnjährige Bundesanleihen würden am Freitagmorgen mit 2,47 Prozent rentieren, vergangenen Freitag seien es 2,52 Prozent gewesen, im jüngsten Hoch 2,70 Prozent. Zehnjährige US-Treausuries würden 4,11 Prozent abwerfen, im Hoch im August seien es 4,36 Prozent gewesen.
Die Immobilienbranche bereite weiter Kopfzerbrechen, auch wenn einige Immobilienaktien die Tiefs hinter sich gelassen hätten. "Die Unterschiede sind groß, die Vonovia-Aktie hat sich zuletzt deutlich erholt", erkläre Rainer Petz von Oddo BHF.
Diese Woche hätten Anleihen (ISIN DE000A254YS5 / WKN A254YS) von ACCENTRO Real Estate Kursverluste verzeichnet. Der Berliner Wohnimmobilienentwickler habe einen deutlichen Umsatzeinbruch für das erste Halbjahr gemeldet, die Prognose für das Gesamtjahr sei ausgesetzt worden. Der Kurs sei von 55 auf 45 Prozent gefallen.
Die niedrigeren Kurse der in der Vorwoche unter Druck geratenen Bonds des Wiener Immobilienentwicklers UBM Development würden unterdessen für einen Einstieg genutzt. "Wir sehen nur Käufe", berichte Gregor Daniel von der Walter Ludwig Wertpapierhandelsbank. Betroffen sei aber nur die bis 2025 laufende Anleihe (ISIN AT0000A2AX04 / WKN A2R9CX). "Beim letzten Umsatz zu 87 Prozent ergibt sich eine Rendite von 9,59 Prozent." Keine Umsätze hätten die anderen UBM-Papiere (ISIN AT0000A2QS11 / WKN A3KQGX; ISIN AT0000A35FE2 / WKN A3LJ82; ISIN AT0000A23ST9 / WKN A2RS14) verzeichnet. UBM habe für das erste Halbjahr einen hohen Verlust gemeldet.
Deutlich nach unten sei es für den niederländischen Solarkonzern Photon Energy gegangen. Die bis 2027 laufende Anleihe mit Kupon von 6,5 Prozent sei Mitte Juli noch um 93 Prozent gehandelt worden, jetzt seien es 50 Prozent. "Die Aktie hat ebenfalls stark verloren", ergänze Oechsner. Wichtigster Auslöser: Die schwache Geschäftsentwicklung. "Photon hat in der ersten Jahreshälfte rote Zahlen geschrieben und die Prognose für das laufende Geschäftsjahr gesenkt."
Mit dem Auslaufen der Urlaubssaison ziehe auch das Geschäft mit Neuemissionen an. "Wir sehen wieder mehr neue Anleihen", berichte Petz. Daniel melde "kleinere Käufe" für eine neue Continental-Anleihe mit Laufzeit bis März 2027 und Kupon von 4 Prozent. Die Stücklung liege bei 1.000 Euro. (01.09.2023/alc/a/a)
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Kurs | Vortag | Veränderung | Datum/Zeit | |
97,90 € | 97,92 € | -0,02 € | -0,02% | 22.09./18:00 |
ISIN | WKN | Jahreshoch | Jahrestief | |
DE000DB7XJJ2 | DB7XJJ | 100,50 € | 91,46 € |
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