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Anleihemärkte: Sichere Häfen rege gesucht


16.03.23 08:53
Nord LB

Hannover (www.anleihencheck.de) - Sichere Häfen (Deutsche Bunds und amerikanische Treasuries) sind am Mittwoch rege gesucht, so die Analysten der Nord LB.

Fallende Aktienmärkte würden das Geld der Investoren in Staatsanleihen treiben. Renditen von zehnjährigen Bunds würden um 30 Basispunkte auf 2,11% fallen, US Treasuries um 28 Basispunkte auf 3,41%.

Das Kieler Institut für Weltwirtschaft (IfW) rechne wegen anhaltender Kaufkraftverluste der Verbraucher infolge der hartnäckig hohen Inflation in Deutschland nicht mit einem kräftigen Aufschwung. Das IfW habe die Wachstumsprognose für Deutschland in 2023 zwar angehoben, allerdings nur leicht (von 0,3 auf 0,5 Prozent). Laut IfW schmälere die hohe Inflation die verfügbaren Einkommen der privaten Haushalte und führe zu einem Rückgang der privaten Konsumausgaben. Ein "merklicher Kaufkraftverlust" von 1,8 Prozent zeichne sich ab.

Laut Statistischem Bundesamt sei die Sparquote der privaten Haushalte im vergangenen Jahr um knapp vier Punkte auf 11,4 Prozent gesunken. Aufgrund der hohen Inflation hätten Verbraucher auf ihr Erspartes zurückgegriffen.

Die Ratingagentur Moody’s habe den Ausblick für das US-Bankensystem von zuvor stabil auf negativ gesenkt.

Sparer in den USA würden aufgrund der Krise um die kollabierte Silicon Valley Bank zu den Big Playern im Finanzgeschäft fliehen.

Im Fokus stehe heute natürlich die Entscheidung der EZB. Im Grunde sei der rote Teppich fein ausgelegt für eine erneute Zinsanhebung der Leitzinsen um jeweils 50Bp gewesen, doch die Turbulenzen der letzten Tage um einige (kleinere) US-Banken hätten für merkliche Irritationen bei den Marktteilnehmern gesorgt, sodass bei der EZB-Entscheidung 25Bp nicht ganz ausgeschlossen werden sollten. Die US-Verantwortlichen hätten zwar zügig und umfassend reagiert, wie groß das Problem aber tatsächlich sei, könne derzeit wohl kaum ganz abgeschätzt werden. Die Unsicherheit über weitere Schwierigkeiten bleibe vermutlich noch etwas erhalten.

Bei den heute wieder anstehenden Aktualisierungen der EZB-Projektionen dürften die 2023er Einschätzungen für die CPI-Inflationsrate leicht gesenkt (allein schon gaspreisbedingt) und für die CPI-Kernrate (lohnabschlussgetrieben) sowie das BIP-Wachstum (januarbedingt) leicht angehoben werden. (16.03.2023/alc/a/a)