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Alarmierender Mangel an fiskalpolitischer Zurückhaltung
17.11.23 11:07
RBC BlueBay Asset Management
London (www.anleihencheck.de) - Die Renditen von US-Staatsanleihen sind in der vergangenen Woche gesunken, nachdem der Verbraucherpreisindex für Oktober niedriger ausfiel als erwartet, so Mark Dowding, Chief Investment Officer bei BlueBay, RBC BlueBay Asset Management.
Die Gesamtinflation sei auf 3,2 Prozent im Jahresvergleich zurückgegangen. Die zugrunde liegende Kerninflation liege aber weiterhin bei 4 Prozent und damit doppelt so hoch wie das 2-Prozent-Ziel der US-Notenbank Federal Reserve (FED). Dowding halte es daher noch für verfrüht, eine Lockerung der Geldpolitik zu erwarten.
Es werde aber immer wahrscheinlicher, dass die Zinsen ihren Höhepunkt erreicht hätten. In den letzten Wochen habe es einige Anzeichen für eine Abschwächung der Gesamtnachfrage in der US-Wirtschaft gegeben. Diese seien jedoch zum Teil auf eine Abkühlung des Wachstums nach einem sehr starken dritten Quartal zurückzuführen gewesen. Die Einzelhandelsumsätze seien nach wie vor positiv und der Arbeitsmarkt bleibe robust.
Der Rückgang der Staatsanleiherenditen habe derweil in Kombination mit stärkeren Aktien, engeren Kreditspreads und einem schwächeren US-Dollar zu einer deutlichen Entspannung der finanziellen Bedingungen geführt. Die entsprechenden Indices würden zeigen, dass die seit Mitte August zu beobachtende Verschärfung nun vollständig rückgängig gemacht worden sei.
Die Entwicklung der US-Renditen habe sich in der vergangenen Woche auch in Europa widergespiegelt. Im Vereinigten Königreich habe die Inflation ebenfalls leicht unter den Konsensschätzungen gelegen. Dennoch bleibe die Kerninflation in Großbritannien mit 5,7 Prozent auf einem hohen Niveau. Die Bank of England lege bereits eine eher lockere Haltung an den Tag. Daher gehe Dowding weiterhin davon aus, dass die Teuerung in der Nähe des derzeitigen Niveaus verharren werde. Das verdeutliche die Möglichkeit von Stagflationsrisiken.
Die jüngsten Daten aus dem Vereinigten Königreich würden kaum Anzeichen für eine Verlangsamung der Lohnzuwächse zeigen. Trotz eines schwächeren konjunkturellen Umfelds hätten sie bei fast 8 Prozent gelegen.
Auf politischer Ebene sei der ehemalige Premierminister David Cameron im Zuge einer Kabinettsumbildung überraschend in die Regierung zurückgekehrt, nachdem Innenministerin Suella Braverman entlassen worden sei. Die darauf folgenden internen Auseinandersetzungen würden auf eine Regierung hindeuten, die sich ihrem Ende nähere. Umfragen würden zeigen, dass die Beliebtheit der Partei abnehme. Dieser Negativtrend könne bedeuten, dass eine verzweifelte Regierung mit populistischen Maßnahmen die Unterstützung zu sichern versuche.
In diesem Fall werde es immer wahrscheinlicher, dass im Herbsthaushalt Steuersenkungen ergriffen würden. Sollte es dazu kommen, werde die Reaktion am Markt für britische Staatsanleihen interessant sein. Nach den massiven Turbulenzen im vergangenen Jahr würde Dowding nicht ausschließen, dass es zu einem ähnlichen Ereignis komme, wenn sich die Marktteilnehmer gegenüber den Steuerplänen der Regierung skeptisch zeigen würden.
Insgesamt dürfte das Thema der fiskalischen Nachhaltigkeit die Märkte weltweit in den kommenden Wochen und Monaten beeinflussen - auch, weil die Ratingagentur Moody's am vergangenen Freitag die Aussichten für die Kreditwürdigkeit der USA auf negativ gesenkt habe. Der Verlust des letzten AAA-Ratings der Vereinigten Staaten wäre an sich nach Meinung von Dowding nicht sonderlich bedeutsam. Es wäre aber symptomatisch für ein tiefer liegendes Problem: Viele politische Entscheidungsträger weltweit würden einen alarmierenden Mangel an finanzpolitischer Zurückhaltung an den Tag legen.
In den vergangenen 15 Jahren hätten viele Regierungen mit Zustimmung der Wähler die Ausgaben erhöht und die Steuern gesenkt. Man könne sich vorstellen, dass sie ihr Verhalten nur dann ändern würden, wenn die Marktreaktion die Preise für Vermögenswerte nach unten drücke und die Wähler dadurch ärmer mache. (17.11.2023/alc/a/a)
Die Gesamtinflation sei auf 3,2 Prozent im Jahresvergleich zurückgegangen. Die zugrunde liegende Kerninflation liege aber weiterhin bei 4 Prozent und damit doppelt so hoch wie das 2-Prozent-Ziel der US-Notenbank Federal Reserve (FED). Dowding halte es daher noch für verfrüht, eine Lockerung der Geldpolitik zu erwarten.
Es werde aber immer wahrscheinlicher, dass die Zinsen ihren Höhepunkt erreicht hätten. In den letzten Wochen habe es einige Anzeichen für eine Abschwächung der Gesamtnachfrage in der US-Wirtschaft gegeben. Diese seien jedoch zum Teil auf eine Abkühlung des Wachstums nach einem sehr starken dritten Quartal zurückzuführen gewesen. Die Einzelhandelsumsätze seien nach wie vor positiv und der Arbeitsmarkt bleibe robust.
Der Rückgang der Staatsanleiherenditen habe derweil in Kombination mit stärkeren Aktien, engeren Kreditspreads und einem schwächeren US-Dollar zu einer deutlichen Entspannung der finanziellen Bedingungen geführt. Die entsprechenden Indices würden zeigen, dass die seit Mitte August zu beobachtende Verschärfung nun vollständig rückgängig gemacht worden sei.
Die jüngsten Daten aus dem Vereinigten Königreich würden kaum Anzeichen für eine Verlangsamung der Lohnzuwächse zeigen. Trotz eines schwächeren konjunkturellen Umfelds hätten sie bei fast 8 Prozent gelegen.
Auf politischer Ebene sei der ehemalige Premierminister David Cameron im Zuge einer Kabinettsumbildung überraschend in die Regierung zurückgekehrt, nachdem Innenministerin Suella Braverman entlassen worden sei. Die darauf folgenden internen Auseinandersetzungen würden auf eine Regierung hindeuten, die sich ihrem Ende nähere. Umfragen würden zeigen, dass die Beliebtheit der Partei abnehme. Dieser Negativtrend könne bedeuten, dass eine verzweifelte Regierung mit populistischen Maßnahmen die Unterstützung zu sichern versuche.
In diesem Fall werde es immer wahrscheinlicher, dass im Herbsthaushalt Steuersenkungen ergriffen würden. Sollte es dazu kommen, werde die Reaktion am Markt für britische Staatsanleihen interessant sein. Nach den massiven Turbulenzen im vergangenen Jahr würde Dowding nicht ausschließen, dass es zu einem ähnlichen Ereignis komme, wenn sich die Marktteilnehmer gegenüber den Steuerplänen der Regierung skeptisch zeigen würden.
Insgesamt dürfte das Thema der fiskalischen Nachhaltigkeit die Märkte weltweit in den kommenden Wochen und Monaten beeinflussen - auch, weil die Ratingagentur Moody's am vergangenen Freitag die Aussichten für die Kreditwürdigkeit der USA auf negativ gesenkt habe. Der Verlust des letzten AAA-Ratings der Vereinigten Staaten wäre an sich nach Meinung von Dowding nicht sonderlich bedeutsam. Es wäre aber symptomatisch für ein tiefer liegendes Problem: Viele politische Entscheidungsträger weltweit würden einen alarmierenden Mangel an finanzpolitischer Zurückhaltung an den Tag legen.
In den vergangenen 15 Jahren hätten viele Regierungen mit Zustimmung der Wähler die Ausgaben erhöht und die Steuern gesenkt. Man könne sich vorstellen, dass sie ihr Verhalten nur dann ändern würden, wenn die Marktreaktion die Preise für Vermögenswerte nach unten drücke und die Wähler dadurch ärmer mache. (17.11.2023/alc/a/a)