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Der Winter der Unsicherheit
18.11.21 12:47
Legal & General IM
London (www.anleihencheck.de) - Prognosen sind immer unsicher, und im Moment mehr denn je, so die Experten von Legal & General IM.
Das habe mehrere Gründe - etwa die Pandemie, die politische Reaktion darauf, Lieferengpässe und eine sich ankündigende Vollbeschäftigung. Die USA und einige andere Volkswirtschaften könnten schon einen späteren Punkt im Konjunkturzyklus erreicht haben als bisher angenommen. Und last but not least könnte die hohe Inflation sich verfestigen - auch dann müsste die Politik eine Antwort finden, sage Emiel van den Heiligenberg, Head of Asset Allocation bei Legal & General IM (LGIM):
Unsicherheitsfaktor 1: Inflation
Die Inflation sei die Haupt-Unsicherheit und beeinflusst die Politik der Zentralbanken. Während sie um das angemessene Straffungstempo ringen würden, steige die Gefahr geldpolitischer Fehler. Im Moment erleben wir eine ungewöhnliche Kombination: Es wird ein Ansteigen der Inflation erwartet, während wir gleichzeitig unter einem offensichtlichen Arbeitskräftemangel leiden, so die Experten von LGIM. Diese angespannte Situation könnte die Zentralbanken verunsichern.
Die Experten würden davon ausgehen, dass die Inflation sehr bald ihren Höchststand erreiche. Doch das Risiko weiterer Preissteigerungen bleibe. In Europa würden die Experten weniger Lohndruck erwarten und deshalb am wenigsten mit einer anhaltenden Lohninflation rechnen. Zudem sei die Inflation - aktuell auf dem höchsten Stand seit 2014 - bereits weitgehend eingepreist. Kurz: Die Risiken seien hoch, aber auch bekannt. Bei Bedarf dürften die Zentralbanken umschwenken, so dass wir in der Frage der Inflation leichter mittelfristige Aussagen treffen können als zum Zinsniveau, so die Experten von LGIM. Im Fall enttäuschender Wachstumsraten und Kursverzerrungen angesichts der aktuellen Bewertungen funktioniere das aus Sicht der Experten gut.
Preisschocks seien der Mechanismus, mit dem der Markt entweder das Angebot ausweitet oder die Nachfrage drossele. Lasse man solche Mechanismen ungestört laufen, so würden sie die Märkte wieder ins Gleichgewicht bringen - zum Beispiel indem sie Nachfrage aus den Energiemärkten nehmen oder den Anreiz steigern würden, in die Halbleiterindustrie zu investieren. Steige allerdings die erwartete Inflation immer schneller, so könne sie die relativen Preissignale aufheben. Dann werde es schwierig festzustellen, an welchem Punkt die die gesunde Anpassung weit genug gegangen sei.
Unsicherheitsfaktor 2: Wirtschaftswachstum
Auch die Wachstumsaussichten würden zwar ungewiss bleiben, aber die Experten würden für 2022 ein Wachstum über dem allgemeinen Trend in den Industrieländern erwarten. Gründe seien die Erholung von der Pandemie und eine Stärkung des Dienstleistungssektors. Es gehe also um inflationäres Wachstum, nicht um Stagflation. Ein unterschätztes Risiko sei nach Meinung der Experten die Möglichkeit, dass der Konjunkturzyklus schon weiter fortgeschritten sein könnte - darauf würden jedenfalls die jüngsten Bewegungen der Vermögenspreise hindeuten. Das sei nach Meinung der Experten zwar nicht das wahrscheinlichste Szenario, aber es sei trotzdem auffällig, dass niemand darüber spreche.
Unsicherheitsfaktor 3: China
Schwer vorherzusagen seien auch die Entwicklungen in China. Bisher gehen die Experten von LGIM davon aus, dass das schwächere Wachstum keine allzu großen Auswirkungen auf die Kapitalmärkte in den Industrieländern hat. Das könnte sich jedoch ändern, wenn die Krise des Immobiliensektors oder neue Corona-Wellen einen Kreditschock auslösen würden. Aus Sicht der Experten seien Anleger überdies zu optimistisch und würden sich zu viel von Chinas Null-Toleranz-Politik gegen Corona versprechen. Wahrscheinlich sei ein strukturell niedrigeres Konjunkturwachstum, jedoch nicht unter 4%. Insgesamt habe die Unsicherheit in China zugenommen: Da sich das Land vor allem auf den Abbau der Verschuldung konzentriere, steige die Gefahr politischer Fehler - ebenso wie eine Kreditkrise infolge von Zahlungsunfähigkeit im Immobiliensektor.
Unsicherheitsfaktor 4: Politik
Last but not least: Nächstes Jahr werde das Augenmerk erneut auf wichtigen politischen Ereignissen liegen. Dazu würden die französischen Präsidentschaftswahlen im Frühjahr und die Zwischenwahlen zum US-Kongress zählen, bei denen die Republikaner als Favorit gehandelt würden, so dass man für die nächsten zwei Jahre wohl nicht mit US-Konjunkturpaketen rechnen sollte. 2022 werde auch in Ungarn (definitiv) und in Polen (wahrscheinlich) gewählt, was den Konflikt mit der EU lebendig halten werde. Im Frühjahr 2023 wähle dann Italien - und in Italien bestehe eigentlich immer ein Wahlrisiko. (18.11.2021/alc/a/a)
Das habe mehrere Gründe - etwa die Pandemie, die politische Reaktion darauf, Lieferengpässe und eine sich ankündigende Vollbeschäftigung. Die USA und einige andere Volkswirtschaften könnten schon einen späteren Punkt im Konjunkturzyklus erreicht haben als bisher angenommen. Und last but not least könnte die hohe Inflation sich verfestigen - auch dann müsste die Politik eine Antwort finden, sage Emiel van den Heiligenberg, Head of Asset Allocation bei Legal & General IM (LGIM):
Unsicherheitsfaktor 1: Inflation
Die Inflation sei die Haupt-Unsicherheit und beeinflusst die Politik der Zentralbanken. Während sie um das angemessene Straffungstempo ringen würden, steige die Gefahr geldpolitischer Fehler. Im Moment erleben wir eine ungewöhnliche Kombination: Es wird ein Ansteigen der Inflation erwartet, während wir gleichzeitig unter einem offensichtlichen Arbeitskräftemangel leiden, so die Experten von LGIM. Diese angespannte Situation könnte die Zentralbanken verunsichern.
Die Experten würden davon ausgehen, dass die Inflation sehr bald ihren Höchststand erreiche. Doch das Risiko weiterer Preissteigerungen bleibe. In Europa würden die Experten weniger Lohndruck erwarten und deshalb am wenigsten mit einer anhaltenden Lohninflation rechnen. Zudem sei die Inflation - aktuell auf dem höchsten Stand seit 2014 - bereits weitgehend eingepreist. Kurz: Die Risiken seien hoch, aber auch bekannt. Bei Bedarf dürften die Zentralbanken umschwenken, so dass wir in der Frage der Inflation leichter mittelfristige Aussagen treffen können als zum Zinsniveau, so die Experten von LGIM. Im Fall enttäuschender Wachstumsraten und Kursverzerrungen angesichts der aktuellen Bewertungen funktioniere das aus Sicht der Experten gut.
Unsicherheitsfaktor 2: Wirtschaftswachstum
Auch die Wachstumsaussichten würden zwar ungewiss bleiben, aber die Experten würden für 2022 ein Wachstum über dem allgemeinen Trend in den Industrieländern erwarten. Gründe seien die Erholung von der Pandemie und eine Stärkung des Dienstleistungssektors. Es gehe also um inflationäres Wachstum, nicht um Stagflation. Ein unterschätztes Risiko sei nach Meinung der Experten die Möglichkeit, dass der Konjunkturzyklus schon weiter fortgeschritten sein könnte - darauf würden jedenfalls die jüngsten Bewegungen der Vermögenspreise hindeuten. Das sei nach Meinung der Experten zwar nicht das wahrscheinlichste Szenario, aber es sei trotzdem auffällig, dass niemand darüber spreche.
Unsicherheitsfaktor 3: China
Schwer vorherzusagen seien auch die Entwicklungen in China. Bisher gehen die Experten von LGIM davon aus, dass das schwächere Wachstum keine allzu großen Auswirkungen auf die Kapitalmärkte in den Industrieländern hat. Das könnte sich jedoch ändern, wenn die Krise des Immobiliensektors oder neue Corona-Wellen einen Kreditschock auslösen würden. Aus Sicht der Experten seien Anleger überdies zu optimistisch und würden sich zu viel von Chinas Null-Toleranz-Politik gegen Corona versprechen. Wahrscheinlich sei ein strukturell niedrigeres Konjunkturwachstum, jedoch nicht unter 4%. Insgesamt habe die Unsicherheit in China zugenommen: Da sich das Land vor allem auf den Abbau der Verschuldung konzentriere, steige die Gefahr politischer Fehler - ebenso wie eine Kreditkrise infolge von Zahlungsunfähigkeit im Immobiliensektor.
Unsicherheitsfaktor 4: Politik
Last but not least: Nächstes Jahr werde das Augenmerk erneut auf wichtigen politischen Ereignissen liegen. Dazu würden die französischen Präsidentschaftswahlen im Frühjahr und die Zwischenwahlen zum US-Kongress zählen, bei denen die Republikaner als Favorit gehandelt würden, so dass man für die nächsten zwei Jahre wohl nicht mit US-Konjunkturpaketen rechnen sollte. 2022 werde auch in Ungarn (definitiv) und in Polen (wahrscheinlich) gewählt, was den Konflikt mit der EU lebendig halten werde. Im Frühjahr 2023 wähle dann Italien - und in Italien bestehe eigentlich immer ein Wahlrisiko. (18.11.2021/alc/a/a)