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Stecken Credit Spreads in der Sackgasse?
06.10.21 09:15
Legal & General IM
London (www.anleihencheck.de) - Seit den Tagen im März 2020, als die Kapitalmärkte aufgrund der beginnenden Corona-Pandemie unter Druck gerieten, sind nur 18 Monate vergangen - und doch fühlt es sich für Investoren an, als hätte man einen vollständigen Marktzyklus durchlaufen, so die Experten von Legal & General Investment Management.
Nach dem Höhepunkt der Krise hätten die Märkte nur eine Richtung gekannt: Nach oben. Unternehmensanleihen würden dabei keine Ausnahme bilden, würden Matthew Rees, Head of Global Bond Strategies, und Volker Kurr, Head of Europe Institutional bei Legal & General Investment Management (LGIM) analysieren.
Unternehmensanleihen seien in den letzten Monaten immer teurer geworden. Schon vor einem halben Jahr seien die Credit Spreads, also die Risikoprämien gegenüber Staatsanleihen, sehr eng gewesen. Seitdem hätten sie sich trotz einiger kurzer Volatilitätsphasen erstaunlicherweise sogar noch weiter verringert. Was heiße das für Anleger?
Zur Illustration helfe ein Blick auf die Spreizung der Credit Spreads verschiedener Anleihesegmente über die letzten 15 Jahre hinweg. Zum Start des ersten Corona-Lockdowns am 23. März 2020 seien die Risikoprämien auf Unternehmensanleihen ausgesprochen hoch gewesen. Anders ausgedrückt: Seit 2006 seien die Spreads in fast 100% der Fälle enger als an diesem Tag gewesen (darauf verweise das rote Symbol an der Spitze der Säulen).
Aktuell sehe das Bild jedoch völlig anders aus. Die Spreads seien so eng wie kaum jemals zuvor (das schwarze Symbol bewege sich nur wenig oberhalb von 0%). Bei auf US-Dollar lautenden Investment-Grade-Anleihen beispielsweise seien die Prämien in nur 3% der Fälle seit 2006 enger als derzeit gewesen. Euro-Investment Grade-Anleihen seien kaum attraktiver. Bei globalen Hochzins- sowie Schwellenländeranleihen gebe es derzeit jedoch mehr Spielraum. Das spiegele die Unsicherheit wider, die in Bezug auf die Pandemie und ihre langfristigen Auswirkungen auf das globale Weltwirtschaftswachstum immer noch am Markt zu spüren sei.
Dass sich die Credit Spreads trotz eines unsicheren Ausblicks noch weiter verringern würden, habe mehrere Gründe: Zum einen werde das weltweite Volumen von Anleihen mit negativer Verzinsung immer größer. Das gelte insbesondere für europäische und japanische Staatsanleihen, sodass Anleger nach zusätzlichen Renditequellen suchen würden - und dazu würden beispielsweise Credit Spreads zählen.
Zum anderen drücke die Nachfrage nach US-amerikanischen Unternehmensanleihen auf die Prämien. Angesichts des aktuellen Renditeniveaus und der relativen Währungsbewertungen würden vor allem europäische und japanische Investoren versuchen, die aktuellen Trends zu nutzen, indem sie in US-Dollar denominierte Anleihen kaufen und das Währungsrisiko in Euro und Yen absichern würden.
Untergewichtungen in teuren Sektoren, wie US-amerikanischen Qualitätsunternehmen mit Investment-Grade-Rating, würden die Experten durch alternativen Renditequellen, wie nachrangige Finanztiteln und sehr selektive Engagements in Schwellenländern, ausgleichen. Gleichzeitig würden sie ihre Liquiditätspuffer erhöhen, damit sie von unerwarteten Schwächephasen am Markt profitieren und flexibel agieren könnten.
Einstiegschancen würden die Experten derzeit bei ausgewählten nachrangigen Finanzanleihen sowie bei globalen Hochzins- und Schwellenländeranleihen suchen. In diesen Segmenten würden sich nicht nur die Fundamentaldaten einzelner Unternehmen und staatlicher Emittenten verbessern; die Experten würden auch die Bewertungen für attraktiver halten. Zudem würden hier auch technische Faktoren die Nachfrage unterstützen. (Ausgabe vom 05.10.2021) (06.10.2021/alc/a/a)
Nach dem Höhepunkt der Krise hätten die Märkte nur eine Richtung gekannt: Nach oben. Unternehmensanleihen würden dabei keine Ausnahme bilden, würden Matthew Rees, Head of Global Bond Strategies, und Volker Kurr, Head of Europe Institutional bei Legal & General Investment Management (LGIM) analysieren.
Unternehmensanleihen seien in den letzten Monaten immer teurer geworden. Schon vor einem halben Jahr seien die Credit Spreads, also die Risikoprämien gegenüber Staatsanleihen, sehr eng gewesen. Seitdem hätten sie sich trotz einiger kurzer Volatilitätsphasen erstaunlicherweise sogar noch weiter verringert. Was heiße das für Anleger?
Zur Illustration helfe ein Blick auf die Spreizung der Credit Spreads verschiedener Anleihesegmente über die letzten 15 Jahre hinweg. Zum Start des ersten Corona-Lockdowns am 23. März 2020 seien die Risikoprämien auf Unternehmensanleihen ausgesprochen hoch gewesen. Anders ausgedrückt: Seit 2006 seien die Spreads in fast 100% der Fälle enger als an diesem Tag gewesen (darauf verweise das rote Symbol an der Spitze der Säulen).
Dass sich die Credit Spreads trotz eines unsicheren Ausblicks noch weiter verringern würden, habe mehrere Gründe: Zum einen werde das weltweite Volumen von Anleihen mit negativer Verzinsung immer größer. Das gelte insbesondere für europäische und japanische Staatsanleihen, sodass Anleger nach zusätzlichen Renditequellen suchen würden - und dazu würden beispielsweise Credit Spreads zählen.
Zum anderen drücke die Nachfrage nach US-amerikanischen Unternehmensanleihen auf die Prämien. Angesichts des aktuellen Renditeniveaus und der relativen Währungsbewertungen würden vor allem europäische und japanische Investoren versuchen, die aktuellen Trends zu nutzen, indem sie in US-Dollar denominierte Anleihen kaufen und das Währungsrisiko in Euro und Yen absichern würden.
Untergewichtungen in teuren Sektoren, wie US-amerikanischen Qualitätsunternehmen mit Investment-Grade-Rating, würden die Experten durch alternativen Renditequellen, wie nachrangige Finanztiteln und sehr selektive Engagements in Schwellenländern, ausgleichen. Gleichzeitig würden sie ihre Liquiditätspuffer erhöhen, damit sie von unerwarteten Schwächephasen am Markt profitieren und flexibel agieren könnten.
Einstiegschancen würden die Experten derzeit bei ausgewählten nachrangigen Finanzanleihen sowie bei globalen Hochzins- und Schwellenländeranleihen suchen. In diesen Segmenten würden sich nicht nur die Fundamentaldaten einzelner Unternehmen und staatlicher Emittenten verbessern; die Experten würden auch die Bewertungen für attraktiver halten. Zudem würden hier auch technische Faktoren die Nachfrage unterstützen. (Ausgabe vom 05.10.2021) (06.10.2021/alc/a/a)