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Österreich mit erster Blockchain-Staatsanleihe - Oder: Wie die Blockchain die Finanzkrise verhindert hätte


01.10.18 13:30
ChainBerry Asset Management

Hamburg (www.anleihencheck.de) - Für die Blockchain wird ein neues Kapitel aufgeschlagen, so die Experten von ChainBerry Asset Management.

Am Dienstag (2. Oktober 2018) begebe Österreich als erstes europäisches Land eine Staatsanleihe mit Hilfe der Blockchain-Technologie. Damit halte die Technologie auf staatlicher Ebene Einzug, wodurch auch ein Höchstmaß an Transparenz möglich werde. Hätte es die Blockchain-Technologie 2008 bereits gegeben, wäre es wohl nicht zur Finanzkrise gekommen.

"Österreich reduziert den Blockchain-Einsatz zunächst auf die Nutzung als Notariatsdienst im Rahmen einer Auktion zur Aufstockung von Bundesanleihen", sage Karsten Müller, Geschäftsführer der ChainBerry GmbH, die den ersten Blockchain-Aktienfonds aufgelegt habe. "Das ist aber nur der Anfang." Das gewaltige Potenzial würden andere Weltregionen zeigen. So habe die Weltbank, unterstützt durch die Commonwealth Bank of Australia, Ende August mit dem Bond-i die weltweit erste Blockchain-Anleihe emittiert. "Und das fünftgrößte chinesische Finanzinstitut, die Bank of Communication, legte jüngst einen auf Blockchain basierten und mit Hypotheken unterlegten Bond auf", sage Müller.

Die chinesische Bank gehe damit einen deutlichen Schritt weiter als die Österreicher. "Die Art, wie die Anleihe aufgelegt wurde, hätte vor zehn Jahren die Finanzkrise verhindern können." Das Problem vor zehn Jahren habe vor allem darin gelegen, dass ein aus dem Ruder gelaufener US-Hypothekenmarkt sich im Refinanzierungsbereich von der Realität völlig abgekoppelt habe. Und dies habe an der völligen Intransparenz der Märkte gelegen: Auf Basis von Hypotheken mit zum Teil zweifelhafter Qualität seien über viele Ebenen Anleihestrukturen geschaffen und über die ganze Welt verteilt in die Depots der Investoren gedrückt worden.

"Niemand kannte mehr den Ursprung der unter den Papieren liegenden Hypotheken", sage Müller, "noch nicht einmal die Rating-Agenturen." Als die Hypotheken dann auszufallen begonnen hätten, sei das Chaos perfekt gewesen. "Niemand wusste, was er im Depot hatte und wollte schnell verkaufen. Auf der anderen Seite wollte keiner mehr kaufen, da er den Inhalt nicht kannte", so Müller. Der weitere Verlauf sei bekannt.

"Mit Blockchain hätte das verhindert werden können", sage Müller. Denn anders als vor zehn Jahren geschehen, könne heute das Recht an jeder einzelnen Hypothek mittels eines Asset-Token digital verbrieft werden. Die Übertragung dieses Rechtes werde in einer Blockchain fälschungssicher und ohne Beteiligung Dritter dokumentiert. Auf dieser Grundlage würden Finanzinstitute in die Lage versetzt, diese Asset-Token zu bündeln und zum Beispiel als Anleihen zu emittieren - natürlich auf Blockchain-Basis.

"Auch wenn diese Anleihen wiederum von dritter Stelle gebündelt und erneut Wertpapiere, Fonds oder Derivate daraus geschaffen werden, kann jeder die Ursprünge der Konstruktion bis zu ihren Ausgangspunkten, den konkreten Hypotheken, vollständig nachvollziehen", erläutere Müller. Ein Chaos wie in den Jahren 2008 und 2009 wäre qua vollständiger Transparenz ausgeschlossen. Oder besser noch: Es wäre schon im Vorfeld verhindert worden, dass die Welt auf solch einen dramatischen Showdown zusteuere. "Insofern ist die österreichische Anleihe ein sehr guter Schritt hin zu mehr Transparenz und damit zu mehr Sicherheit im Finanzsystem", sage Karsten Müller. (01.10.2018/alc/n/a)