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Die Kur mit den Notenbanken - das sagen Experten zur Geldpolitik von FED und Co
29.01.19 12:45
newskontor
Ratingen (www.anleihencheck.de) - An und für sich sind Aufgaben und Befugnisse der Zentralbanken klar geregelt, so newskontor - Agentur für Kommunikation.
Manch ein Beobachter halte jedoch die Politik, die FED und EZB in den vergangenen Monaten und Jahren verfolgt hätten, für zu riskant. Nachfolgend würden drei Experten für Finanzen und Finanzierung ihre Einschätzung zu den drängendsten Fragen geben.
"Dass sich die FED gerade von den jüngsten verbalen Attacken des US-Präsidenten nicht hat beeindrucken lassen, dürfte ihr Gewicht bei den Entscheidungen der Marktteilnehmer sogar noch vergrößert haben. Diese demonstrative Unabhängigkeit macht sie gerade vor dem Hintergrund der mitunter schwer berechenbaren Personalie Trump zu einer entscheidenden Größe", so Dr. Clemens Paschke, Geschäftsführer Lendico Deutschland.
Wie mächtig sowohl die FED als auch die EZB seien, hätten die vergangenen Jahre gezeigt - hier reiche nur ein Blick auf die Performance der Börsen. Die Zinspolitik habe aber nicht nur einen maßgeblichen Anteil an der Entwicklung der Kapitalmärkte, sondern vor allem auch der globalen Konjunktur gehabt. An dieser Einflussnahme - in welche Richtung dann auch immer - dürfte sich in absehbarer Zeit nicht viel ändern. Man dürfe allerdings auch nicht vergessen, dass sich das Mandat der Notenbanken vor allem - im Fall der EZB alleinig - auf die Gewährleistung der Preisstabilität beziehe. Und hier hätten beide, sowohl EZB als auch FED, in den vergangenen Jahren einen guten Job gemacht, indem sie weder Inflation noch Deflation in zu hohem Ausmaße zugelassen hätten.
Könnten die Notenbanken die Märkte noch beruhigen? Die Frage sei weniger, ob die Notenbanken die Märkte beruhigen könnten, sondern vielmehr, in welchem Maße sie diese mit möglicherweise unerwarteten Maßnahmen beunruhigen würden.
Bis dato sehe es so aus, dass die FED ihren Kurs einer moderaten Zinswende fortsetze - spätestens im Frühsommer sollten die Zinsen ein im historischen Vergleich normales Niveau erreicht haben. Die Nullzinsphase des EZB-Leitzinses dürfte hingegen mindestens bis Jahresende andauern.
"Die Macht der Notenbanken ist ohne Frage groß - entscheidend ist aber, wie sie diese Macht einsetzen", so Günther Lindenlaub, Geschäftsführer Finnest.com.
Derzeit frage man sich, ob die EZB die Märkte nicht eher aufrege. Mit ihrer Anleihenkaufpolitik fördere sie ja die Staatsverschuldung beispielsweise in Italien - und das werde von vielen mit Recht kritisiert.
Eigentlich müssten die Notenbanken die Zinsen in diesem Jahr erhöhen - nach unten sei ja ohnehin wenig Platz -, allerdings werde es hier weiter Druck geben. In den USA fordere Trump billiges Geld für die Wirtschaft und in Europa würden es die Staaten für ihre Verschuldung verlangen. 2019 werde kein leichtes Jahr für unabhängige Notenbanken.
"Die US-Notenbank hat in 2018 bereits viermal den Leitzins erhöht und ist damit weitaus restriktiver unterwegs als die EZB", so Nermin Aliti, Leiter Fonds Advisory LAUREUS AG PRIVAT FINANZ
Das Gros der Analysten gehe derzeit von maximal ein bis zwei weiteren Zinserhöhungen in 2019 aus. In trockenen Tüchern seien diese Zinsschritte aber noch nicht, zumal die Sorge bestehe, mit weiteren Zinserhöhungen die bereits an Fahrt verlierende Wirtschaft noch stärker zu belasten. Nicht von ungefähr hätten daher FED-Präsident Jerome Powell und weitere Notenbanker bereits kommuniziert, dass der Zinspfad nicht in Stein gemeißelt sei und man für den Fall der Fälle durchaus in der Lage sei, Gegenmaßnahmen zu ergreifen. Die EZB dagegen befinde sich in einem Dilemma. Politische Themen wie der BREXIT und die Neuverschuldung Italiens, aber auch der nach wie vor schwelende Handelsstreit zwischen China und den USA hätten die Märkte stärker korrigieren lassen. Zudem habe auch aufgrund der genannten Themen die Konjunktur etwas an Dynamik eingebüßt. Auf der anderen Seite habe sie Zinserhöhungen - im ersten Schritt eine Erhöhung des Einlagezinses - für das zweite Halbjahr anvisiert. Ob sie diese nun tatsächlich durchführen könne, sei mehr als fraglich.
Die Vergangenheit habe gezeigt, dass gewisse Aussagen die Märkte durchaus beruhigen könnten. Ein gutes Beispiel dafür sei die legendäre Aussage ("Whatever ist takes...") des EZB-Chefs Mario Draghi vom Juli 2012. Doch das Umfeld habe sich seitdem verändert. Gerade die EZB habe im Falle eines Schocks oder einer starken Konjunkturabkühlung einen stark eingeschränkten Handlungsspielraum in der Geldpolitik, verharre der Leitzins nun doch schon seit dem März 2016 auf 0 Prozent.
Die US-Notenbank habe hingegen deutlich mehr Spielraum; schließlich habe die FED den Leitzins seit Ende 2015 bereits neunmal erhöht. Sollte es notwendig sein, könnte FED-Chef Powell also problemlos die Konjunktur mit einer Leitzinssenkung stützen.
Dass sowohl die EZB als auch die FED in der Vergangenheit mehrfach ihre Unabhängigkeit und Glaubwürdigkeit unter Beweis gestellt hätten, sorge in einem von zahlreichen politischen und geopolitischen Krisenherden gekennzeichneten Umfeld ebenfalls für ein sicheres Gefühl. (29.01.2019/alc/a/a)
Manch ein Beobachter halte jedoch die Politik, die FED und EZB in den vergangenen Monaten und Jahren verfolgt hätten, für zu riskant. Nachfolgend würden drei Experten für Finanzen und Finanzierung ihre Einschätzung zu den drängendsten Fragen geben.
"Dass sich die FED gerade von den jüngsten verbalen Attacken des US-Präsidenten nicht hat beeindrucken lassen, dürfte ihr Gewicht bei den Entscheidungen der Marktteilnehmer sogar noch vergrößert haben. Diese demonstrative Unabhängigkeit macht sie gerade vor dem Hintergrund der mitunter schwer berechenbaren Personalie Trump zu einer entscheidenden Größe", so Dr. Clemens Paschke, Geschäftsführer Lendico Deutschland.
Wie mächtig sowohl die FED als auch die EZB seien, hätten die vergangenen Jahre gezeigt - hier reiche nur ein Blick auf die Performance der Börsen. Die Zinspolitik habe aber nicht nur einen maßgeblichen Anteil an der Entwicklung der Kapitalmärkte, sondern vor allem auch der globalen Konjunktur gehabt. An dieser Einflussnahme - in welche Richtung dann auch immer - dürfte sich in absehbarer Zeit nicht viel ändern. Man dürfe allerdings auch nicht vergessen, dass sich das Mandat der Notenbanken vor allem - im Fall der EZB alleinig - auf die Gewährleistung der Preisstabilität beziehe. Und hier hätten beide, sowohl EZB als auch FED, in den vergangenen Jahren einen guten Job gemacht, indem sie weder Inflation noch Deflation in zu hohem Ausmaße zugelassen hätten.
Könnten die Notenbanken die Märkte noch beruhigen? Die Frage sei weniger, ob die Notenbanken die Märkte beruhigen könnten, sondern vielmehr, in welchem Maße sie diese mit möglicherweise unerwarteten Maßnahmen beunruhigen würden.
Bis dato sehe es so aus, dass die FED ihren Kurs einer moderaten Zinswende fortsetze - spätestens im Frühsommer sollten die Zinsen ein im historischen Vergleich normales Niveau erreicht haben. Die Nullzinsphase des EZB-Leitzinses dürfte hingegen mindestens bis Jahresende andauern.
Derzeit frage man sich, ob die EZB die Märkte nicht eher aufrege. Mit ihrer Anleihenkaufpolitik fördere sie ja die Staatsverschuldung beispielsweise in Italien - und das werde von vielen mit Recht kritisiert.
Eigentlich müssten die Notenbanken die Zinsen in diesem Jahr erhöhen - nach unten sei ja ohnehin wenig Platz -, allerdings werde es hier weiter Druck geben. In den USA fordere Trump billiges Geld für die Wirtschaft und in Europa würden es die Staaten für ihre Verschuldung verlangen. 2019 werde kein leichtes Jahr für unabhängige Notenbanken.
"Die US-Notenbank hat in 2018 bereits viermal den Leitzins erhöht und ist damit weitaus restriktiver unterwegs als die EZB", so Nermin Aliti, Leiter Fonds Advisory LAUREUS AG PRIVAT FINANZ
Das Gros der Analysten gehe derzeit von maximal ein bis zwei weiteren Zinserhöhungen in 2019 aus. In trockenen Tüchern seien diese Zinsschritte aber noch nicht, zumal die Sorge bestehe, mit weiteren Zinserhöhungen die bereits an Fahrt verlierende Wirtschaft noch stärker zu belasten. Nicht von ungefähr hätten daher FED-Präsident Jerome Powell und weitere Notenbanker bereits kommuniziert, dass der Zinspfad nicht in Stein gemeißelt sei und man für den Fall der Fälle durchaus in der Lage sei, Gegenmaßnahmen zu ergreifen. Die EZB dagegen befinde sich in einem Dilemma. Politische Themen wie der BREXIT und die Neuverschuldung Italiens, aber auch der nach wie vor schwelende Handelsstreit zwischen China und den USA hätten die Märkte stärker korrigieren lassen. Zudem habe auch aufgrund der genannten Themen die Konjunktur etwas an Dynamik eingebüßt. Auf der anderen Seite habe sie Zinserhöhungen - im ersten Schritt eine Erhöhung des Einlagezinses - für das zweite Halbjahr anvisiert. Ob sie diese nun tatsächlich durchführen könne, sei mehr als fraglich.
Die Vergangenheit habe gezeigt, dass gewisse Aussagen die Märkte durchaus beruhigen könnten. Ein gutes Beispiel dafür sei die legendäre Aussage ("Whatever ist takes...") des EZB-Chefs Mario Draghi vom Juli 2012. Doch das Umfeld habe sich seitdem verändert. Gerade die EZB habe im Falle eines Schocks oder einer starken Konjunkturabkühlung einen stark eingeschränkten Handlungsspielraum in der Geldpolitik, verharre der Leitzins nun doch schon seit dem März 2016 auf 0 Prozent.
Die US-Notenbank habe hingegen deutlich mehr Spielraum; schließlich habe die FED den Leitzins seit Ende 2015 bereits neunmal erhöht. Sollte es notwendig sein, könnte FED-Chef Powell also problemlos die Konjunktur mit einer Leitzinssenkung stützen.
Dass sowohl die EZB als auch die FED in der Vergangenheit mehrfach ihre Unabhängigkeit und Glaubwürdigkeit unter Beweis gestellt hätten, sorge in einem von zahlreichen politischen und geopolitischen Krisenherden gekennzeichneten Umfeld ebenfalls für ein sicheres Gefühl. (29.01.2019/alc/a/a)