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Der Glaube an die Schubkraft gedruckten Geldes
03.06.20 10:15
Euroswitch
Frankfurt am Main (www.anleihencheck.de) - "Der Monat Mai wird mit zwei epochalen Ereignissen in die Geschichte der EU eingehen", so Thomas Böckelmann, leitender Portfoliomanager der Vermögensmanagement EuroSwitch! GmbH.
Zum einen habe das Urteil des Bundesverfassungsgerichts bezüglich der Staatsanleihekäufe der EZB für Aufsehen gesorgt. So dürfe die Bundesbank de facto an solchen Käufen nicht mehr teilnehmen, falls die EZB die Verhältnismäßigkeit der Maßnahmen nicht entsprechend dokumentiere. "Das Urteil hinterfragt zu Recht den Absolutheitsanspruch der EU-Institution, die jedoch zur Rettung des Euro so handeln musste", so Böckelmann. Welcher Kompromiss die aktuelle Situation lösen werde, bleibe völlig offen - es gehe um nicht mehr oder weniger als die Konstruktionsfehler des Euro. Zum anderen habe die deutsche Regierung vorerst ein 500 Mrd. Euro-Geschenk beschlossen, welches ohne Auflagen und Kontrollen an die am stärksten von der Corona-Krise betroffenen Euro-Länder ausgezahlt werden solle. "Aufgrund der bestehenden Haushaltsregeln der EU wird der deutsche Steuerzahler für 27% dieser Summe aufkommen müssen", sage Böckelmann. Eine Verhältnismäßigkeitsprüfung des Einstiegs in eine Art solidarische Schuldengemeinschaft sei öffentlich nicht bekannt.
Die EZB und führende Ökonomen hätten immer wieder größeres fiskalisches Engagement der Euro-Länder insbesondere von Deutschland gefordert. Dabei sei zunächst an Investitionen in Innovation, Bildung, Digitalisierung und in eine ressourcenschonende Industrie sowie an Projekte zur Förderung der europäischen Integration wie den Kampf gegen Jugendarbeitslosigkeit gedacht worden. Was jetzt geschehe, sei zwar grundsätzlich zu begrüßen, die geplante Umsetzung aber für den Zusammenhalt Europas gefährlich.
"Der von Merkel und Macron eingeleitete Vorschlag, der bereits in einen konkreten Plan der EU-Kommission gegossen wurde, bedeutet neben einem Verstoß gegen das Schuldenaufnahmeverbot der EU-Kommission vor allem eine Schuldenvergemeinschaftung und eine Art Länderfinanzausgleich inner-halb der Eurozone", fasse Böckelmann zusammen. Kritik und Zurückhaltung der vier Nationen Dänemark, Niederlande, Österreich und Schweden seien bei aller gebotenen Solidarität nachvollziehbar. Wie sich die Situation in den kommenden Wochen entwickelt müsse abgewartet würden. Die Aktienmärkte - vor allem der DAX - scheinen vor diesem Hintergrund in den letzten beiden Wochen der Realität etwas enteilt, so Thomas Böckelmann, leitender Portfoliomanager der Vermögensmanagement EuroSwitch! GmbH.
"Fakt ist, dass immer mehr Einheiten öffentliche Schulden für eine Einheit Wirtschaftswachstum erforderlich sind - der Faktor dürfte mittlerweile bei 3 liegen", konstatiere Böckelmann. Da der Widerstand Deutschlands gegen bedingungslose Schulden gefallen zu sein scheine, könne die aktuelle Markthoffnung auf noch mehr Geld berechtigt sein, zumal der Faktor 1 bei weitem nicht ausreichen dürfte. "Die Kalkulation kann bei zielgerichteten zukunftsorientierten Investitionen in Innovation und Produktivitätssteigerung aufgehen, bei auflagen- und kontrollfreien Zuschüssen droht jedoch die gewünschte Wirkung zu verpuffen", gebe der Investmentprofi zu Bedenken. (03.06.2020/alc/a/a)
Zum einen habe das Urteil des Bundesverfassungsgerichts bezüglich der Staatsanleihekäufe der EZB für Aufsehen gesorgt. So dürfe die Bundesbank de facto an solchen Käufen nicht mehr teilnehmen, falls die EZB die Verhältnismäßigkeit der Maßnahmen nicht entsprechend dokumentiere. "Das Urteil hinterfragt zu Recht den Absolutheitsanspruch der EU-Institution, die jedoch zur Rettung des Euro so handeln musste", so Böckelmann. Welcher Kompromiss die aktuelle Situation lösen werde, bleibe völlig offen - es gehe um nicht mehr oder weniger als die Konstruktionsfehler des Euro. Zum anderen habe die deutsche Regierung vorerst ein 500 Mrd. Euro-Geschenk beschlossen, welches ohne Auflagen und Kontrollen an die am stärksten von der Corona-Krise betroffenen Euro-Länder ausgezahlt werden solle. "Aufgrund der bestehenden Haushaltsregeln der EU wird der deutsche Steuerzahler für 27% dieser Summe aufkommen müssen", sage Böckelmann. Eine Verhältnismäßigkeitsprüfung des Einstiegs in eine Art solidarische Schuldengemeinschaft sei öffentlich nicht bekannt.
"Der von Merkel und Macron eingeleitete Vorschlag, der bereits in einen konkreten Plan der EU-Kommission gegossen wurde, bedeutet neben einem Verstoß gegen das Schuldenaufnahmeverbot der EU-Kommission vor allem eine Schuldenvergemeinschaftung und eine Art Länderfinanzausgleich inner-halb der Eurozone", fasse Böckelmann zusammen. Kritik und Zurückhaltung der vier Nationen Dänemark, Niederlande, Österreich und Schweden seien bei aller gebotenen Solidarität nachvollziehbar. Wie sich die Situation in den kommenden Wochen entwickelt müsse abgewartet würden. Die Aktienmärkte - vor allem der DAX - scheinen vor diesem Hintergrund in den letzten beiden Wochen der Realität etwas enteilt, so Thomas Böckelmann, leitender Portfoliomanager der Vermögensmanagement EuroSwitch! GmbH.
"Fakt ist, dass immer mehr Einheiten öffentliche Schulden für eine Einheit Wirtschaftswachstum erforderlich sind - der Faktor dürfte mittlerweile bei 3 liegen", konstatiere Böckelmann. Da der Widerstand Deutschlands gegen bedingungslose Schulden gefallen zu sein scheine, könne die aktuelle Markthoffnung auf noch mehr Geld berechtigt sein, zumal der Faktor 1 bei weitem nicht ausreichen dürfte. "Die Kalkulation kann bei zielgerichteten zukunftsorientierten Investitionen in Innovation und Produktivitätssteigerung aufgehen, bei auflagen- und kontrollfreien Zuschüssen droht jedoch die gewünschte Wirkung zu verpuffen", gebe der Investmentprofi zu Bedenken. (03.06.2020/alc/a/a)