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Gibt die Börse den Schiedsrichter für Rom?
26.10.18 09:15
Baader Bank
Unterschleissheim (www.anleihencheck.de) - Es war ein Novum mit Ansage: Erstmals hat die EU-Kommission den Haushaltsentwurf eines Mitgliedslandes zurückgewiesen, so Klaus Stopp, Leiter der Skontroführung Renten bei der Baader Bank.
Nachdem die italienische Regierung ihren schuldenbelasteten Etat eingereicht habe, sei prompt der blaue Brief aus Brüssel gekommen. Klar, die Rechts-Links-Allianz der Fünf-Sterne-Bewegung und der Lega-Partei habe es auf eine Kraftprobe mit der EU angelegt, als sie den Plan einer Neuverschuldung in Höhe von 2,4% für 2019 entworfen habe. Damit bleibe sie zwar unter der Maastricht-Grenze, verstoße aber aufgrund der Gesamtverschuldung von 132% des BIPs und der schwachen Wachstumsaussichten gegen europäische Stabilitätskriterien. Formal habe die italienische Regierung nun drei Wochen Zeit nachzubessern, allerdings erwarte Brüssel bereits bis kommenden Montag eine Antwort. Höre man die Töne des lautstarken Innenministers Matteo Salvini, Chef der rechtsnationalen Lega, bleibe Rom auf Krawall gebürstet. Aber wenn es nicht die EU-Kommission sei, welche die haushaltspolitischen Irrläufer in dem Land zur Raison bringen könne, könnte es die Börse richten. Bis dahin dürfte die Volatilität am Bondmarkt jedoch hoch bleiben.
Mit ihrem tiefen Griff in den Schuldensack wolle die italienische Regierung zum einen den Sozialstaat kräftig ausbauen und zum anderen Investitionen in Gang setzen. Ersteres sei auf jeden Fall teuer, Zweiteres werde sowohl von Brüssel als auch der Opposition in Rom stark bezweifelt. Die Wachstumserwartungen für Italien von nur 0,8% würden deutlich unter dem europäischen Durchschnitt bleiben. Fest stehe, dass das Ganze mit immer teurerem Geld zu bezahlen sei. Bereits heute müsse das Land jährlich zwischen 60 und 70 Mrd. Euro für Zinsen aufbringen.
Dass hier keine rasche Besserung zu erwarten sei, zeige auch die jüngste Herabstufung der italienischen Bonität durch Moodys. Die Ratingagentur bewerte das Land jetzt nur noch mit der Note "Baa3" nach zuvor "Baa2", was nur noch eine Stufe über dem berüchtigten Ramschniveau liege. Immerhin, der Umstand, dass Moodys den Ausblick für Italien auf "stabil" gesetzt habe, bedeute, dass zunächst kein weiteres Downgrade drohe. Allerdings habe Fitch bereits im August seinen Ausblick auf "negativ" gestellt, womit eine schlechtere Bewertung in der Zukunft angedeutet worden sei. Die dritte große Ratingagentur Standard & Poors wolle am morgigen Freitag ihre Bewertung überprüfen. Bisher werde bei S&P der Ausblick für Italien noch mit "stabil" angegeben.
Immerhin, der Umstand, dass Moodys seinen Ausblick auf "stabil" gesetzt habe, habe die Märkte etwas beruhigt. Von der Tendenz her aber bleibe der Schuldendienst für Rom teuer. So seien nach dem jüngsten Ausverkauf italienischer Staatsanleihen die Renditen für zehnjährige Papiere auf knapp 3,8% gestiegen, was den höchsten Stand seit viereinhalb Jahren dargestellt habe. Aktuell lägen die Renditen auf einem Niveau von ca. 3,56%. Gegenüber den als sicher geltenden Bundespapieren bedeute dies einen Renditespread von ca. 318 Basispunkten (BP).
Rom spiele also mit dem Feuer. Denn dort wisse man sehr wohl, dass der Schuldenberg des Landes zu hoch sei, um ihn unter einen europäischen Rettungsschirm zu packen. Die Frage sei nun, ob es gelingt einen faulen Kompromiss zu finden, der beide Seiten das Gesicht wahren lasse. Sollten die Risikoaufschläge an den Märkten weiter anziehen, würde es für Rom bald ungemütlich werden - spätestens, wenn die Anleiherenditen bei zehnjährigen Bonds die 4%-Marke überschreiten sollten. Also könnte es doch die Börse sein, die am Ende als Schiedsrichter Rom die rote Karte zeige. Die gelbe habe der Haushaltsentwurf nämlich schon längst erhalten.
Nicht zuletzt wegen des Konfrontationskurses der italienischen Regierung gegenüber der EU-Kommission werde am Donnerstag mit Spannung nach Frankfurt geschaut. Dort werde im Anschluss an die vorletzte Sitzung des EZB-Rats in diesem Jahr um 14:30 Uhr eine Pressekonferenz stattfinden. Neben den zu erwartenden mahnenden Worten an die populistische Staatsregierung Italiens werde von den Analysten sicherlich jedes Wort des EZB-Präsidenten auf neue Hinweise zur geldpolitischen Ausrichtung abgeklopft.
Ob der Italiener Mario Draghi als EZB-Chef seine Landsleute zu einem Umdenken in der Haushaltspolitik bewegen könne, dürfe bezweifelt werden. Auch die teilweise bereits erfolgte Neubewertung der Bonität Italiens und die damit einhergehenden Probleme für italienische Banken habe bisher nichts bewirkt.
Bei den heutigen Beratungen werde es sicherlich auch um die Haushaltsdisziplin aller EU-Staaten gehen. Allerdings stünden bei weiteren wichtigen Themen in diesem Jahr noch viele Entscheidungen seitens der EZB aus. So sei bisher lediglich ein Bekenntnis abgegeben worden, dass die Anleihekäufe zum Jahresende beendet werden sollten. Es sei an der Zeit, einen Beschluss herbeizuführen. Doch es wäre sehr untypisch für den amtierenden EZB-Chef Draghi, wenn er diese Entscheidung schon jetzt verkünden würde und nicht erst bei der nächsten Sitzung im Dezember.
Des Weiteren sei - aufgrund des in den vergangenen fünf Jahren veränderten wirtschaftlichen Gewichts - eine Anpassung des Kapitalschlüssels zu beschließen. In diesem Zusammenhang sei auch festzulegen, ab wann der neue Schlüssel, welcher auch eine Modifizierung der Wertpapierankäufe nach sich ziehe, anzuwenden sein werde. In der Übergangsphase - bis die neuen Gelder eingezahlt seien - werde noch nach dem alten Schlüssel verfahren. Auch seien die Wiederanlageregeln zu definieren und dabei müsse über folgende Teilaspekte entschieden werden: die Fälligkeit der Reinvestition, die erlaubte zeitliche Differenz zwischen Fälligkeit und Wiederanlage (aktuell zwei Monate) und in welchen Arten von Bonds (Corporate Bonds, Covered Bonds, Government Bonds) angelegt werde.
Somit gebe es im alten Jahr noch so manchen Klärungsbedarf, damit die Voraussetzungen für eine sinnvolle Geldpolitik 2019 gegeben seien. Viele dieser angesprochenen Punkte würden aber vielleicht erst Gegenstand der Dezember-Sitzung sein, in der Mario Draghi zusätzlich die Wachstums- und Inflationsprognosen präsentiere. Deshalb könne es durchaus sein, dass das heutige Meeting und die anschließende Pressekonferenz wenig Neues mit sich bringen werde.
Dass Premierministerin Theresa May behaupte, der Brexit-Deal stehe zu 95%, zeuge doch eher von Ratlosigkeit und Gesundbeten als von politischem Realitätssinn. Warum würden sonst mehr als eine halbe Million Menschen in London für ein zweites Referendum protestieren? In Wahrheit würden die Verhandlungen über ein Austrittsabkommen des Vereinigten Königreichs zwischen Brüssel und London in der Sackgasse stecken.
Es sei auch kein neues Treffen zwischen dem britischen Brexit-Minister Dominic Raab und dem EU-Chefunterhändler Michel Barnier anberaumt. Die Kernfrage, wie man mit Nordirland umzugehen gedenke, bleibe ungelöst. Ohne sie gebe es keinen Deal. Es gebe aber auch keine Möglichkeiten, beide Positionen zu vereinen, sie würde der Quadratur des Kreises gleichen: Auf der einen Seite die Meute der harten Brexiteers, die das geringste Nachgeben als Verrat brandmarken würden, und auf der anderen Seite die EU, die eine weiche, offene Grenze zwischen einem EU-Land und einem Nichtmitglied nicht dulden könne. Hier zeige sich auch eine Stärke der EU: Die Gemeinschaft der 27 verbleibenden Länder würden bei der Verteidigung ihrer Grundprinzipien, Freiheit von Dienstleistungen, Kapital, Personen und Waren, geschlossen bleiben.
Aber irgendwann einmal müsse May springen, habe diese Woche Günther Oettinger gesagt. Sollte dann ein eventueller Deal vom britischen Parlament abgelehnt werden, schließe der EU-Kommissar Neuwahlen oder gar ein zweites Referendum bis Februar 2019 nicht aus. May habe es eben versäumt, parteiübergreifend für einen Konsens zu werben, anstatt sich in Geiselhaft der Hardliner ihrer eigenen Partei zu begeben.
Aufgrund dieser festgefahrenen Situation würden sich derzeit Unternehmen, Finanzindustrie und Finanzaufsicht sowohl in der EU als auch in Großbritannien fieberhaft darum bemühen, für ihren jeweiligen Bereich einen eigenen Plan B zu erarbeiten. So denke man in Brüssel darüber nach, die Übergangsfrist nach dem eigentlichen Austritt am 29. März 2019 über das Jahr 2020 zu verlängern. Damit würde man mehr Zeit für die Klärung von Details gewinnen. Das schlimmste Szenario - ein Austritt ohne Deal und ohne Übergangszeit - könnten dagegen nur Hasardeure wollen, die keinerlei politische Verantwortung im Sinn hätten, würde es doch die Beziehungen zwischen der EU und Großbritannien massiv beschädigen.
Großzügige Übergangsregelungen von bis zu drei Jahren über den Brexit-Termin im März 2019 hinaus, fordere auch die Finanzindustrie. Andernfalls werde die große Unsicherheit über geltende Regeln einen unkalkulierbaren Schaden für Wirtschaft und Gesellschaft würden verursachen, heiße es beim Deutschen Aktieninstituts (DAI). Und die deutsche Finanzaufsicht BaFin wolle nach dem Brexit notfalls direkt mit der britischen FCA zusammenarbeiten, sollte es keine europäische Lösung geben. Im Sinne eines geordneten Austritts Großbritanniens aus der EU sollten sich laut BaFin die europäischen Aufsichtsbehörden und die FCA frühzeitig auf ein geregeltes Verfahren im Bereich des Wertpapierhandels verständigen.
Die sprudelnden Steuereinnahmen in Deutschland würden die Rufe nach einer Entlastung lauter werden lassen. Nachdem die Steuereinnahmen in diesem Jahr auf Rekordhöhe lägen, läge es nahe, über eine Anpassung nachzudenken. So poche der Steuerzahlerbund auf eine Steuerreform mit deutlich spürbaren Entlastungen für die Bürger in Deutschland, nicht zuletzt, weil der internationale Steuerwettbewerb immer schärfer werde, so dessen Präsident Reiner Holznagel. Anstatt eines schrittweisen Abbaus, wie ihn die Groko plane, müsse der Solidaritätszuschlag ab 2020 komplett wegfallen, so seine Forderung.
Holznagel verweise dabei auf die US-Steuerreform, durch welche die Belastung der dortigen Unternehmen drastisch gesenkt worden sei. Ähnlich habe sich der Wirtschaftsrat der CDU geäußert, der Steuersenkungen und Entbürokratisierung als die Standortfaktoren der Zukunft bezeichne. Sie würden die Arbeitsplätze und den Wohlstand der nächsten Generationen sichern.
Nach Angaben des Finanzministeriums seien im September die Steuereinnahmen von Bund, Ländern und Gemeinden gegenüber dem Vormonat um satte 5,8% auf 68,97 Mrd. Euro gestiegen. Damit seien die Einnahmen auf 523,4 Mrd. Euro im laufenden Jahr geklettert. Für das Gesamtjahr werde ein Zuwachs um 5,3% auf 710,5 Mrd. Euro erwartet.
Dennoch, wenn nun am heutigen Donnerstag, Finanzminister Olaf Scholz die aktuelle Prognose des Arbeitskreises Steuerschätzung vorstellen werde, dürfte er vorsichtig bleiben. Denn seit der Arbeitskreis zuletzt im Mai ein Mehr von 63 Mrd. Euro vorausgesagt habe, habe die Konjunktur in Deutschland an Fahrt verloren. Die führenden deutschen Wirtschaftsinstitute hätten ihre Wachstumsprognose für 2018 von 2,2% auf 1,7% gesenkt. Und so habe Scholz bereits im Mai klargemacht, dass ein großer Teil dieser Zuwächse bereits für Ausgaben reserviert und verplant sei.
Die meisten Investitionsmittel würden mit knapp 17 Mrd. Euro ins Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur fließen. Auch 2019 solle hier der Investitionsschwerpunkt liegen. Mehr Geld solle außerdem in den Breitbandausbau fließen. Der Ruf nach Steuersenkungen dürfte also beim Finanzminister auf taube Ohren stoßen.
Ungetrübt der aktuellen Wetterlage habe die Emissionstätigkeit der Unternehmen in dieser Berichtswoche nicht nachgelassen. So hätten Netflix, Tesco und Royal Schipol Group erfolgreich je einen Bond in Euro am Kapitalmarkt platziert. Des Weiteren habe Netflix eine 800 Mio. USD schwere Anleihe (ISIN USU74079AL58 / WKN A2RTMY) emittiert, die am 15.05.2029 endfällig sei.
Einer der weltweit größten Streaming Anbieter von Filmen und Serien Netflix habe mit seinem Euro-Bond 1,1 Mrd. Euro am Kapitalmarkt eingesammelt. Dabei zahle das Unternehmen den Investoren bis zur Fälligkeit am 15.05.2029 einen jährlichen Kupon in Höhe von 4,625%. Dieser komme halbjährlich in den Monaten Mai und November zur Auszahlung. Begeben worden sei der Bond (ISIN XS1900562288 / WKN A2RTM0) zu pari, was einem Emissionsspread von +422 BP über der vergleichbaren Bundesanleihe gleichgekommen sei. Abgerundet werde das Angebot mit einer Make Whole Option, die sich der Konzern aus den USA in die Anleihebedingungen habe schreiben lassen. Netflix, Tesco sowie Royal Schipol Group hätten bei ihren Anleihen die besonders für institutionelle Investoren interessante Mindeststückelung von 100.000 Euro festgelegt.
Großbritanniens größte Handelskette Tesco habe mittels einer fünfjährigen Anleihe frisches Geld am Kapitalmarkt aufgenommen. Mit dem 750 Mio. Euro schweren Bond (ISIN XS1896851224 / WKN A2RTBK) refinanziere sich das Unternehmen, welches weltweit mehr als 6.800 Supermärkte betreibe und rund 440.000 Mitarbeiter beschäftige, bis zum 24.10.2023 zu einem Zins von jährlich 1,375%. Der Spread von +110 BP über Mid Swap habe einen Ausgabepreis von 99,488% bedeutet. Tesco habe ein optionales Kündigungsrecht, drei Monate vor Endfälligkeit ab dem 24.07.2023 jederzeit zu 100%, in die Emissionsbedingungen aufgenommen.
Als letzter im Bunde habe der niederländische Flughafenbetreiber Royal Schipol Group eine Anleihe mit einem Volumen von 500 Mio. Euro begeben. Der Bond (ISIN XS1900101046 / WKN A2RTEL) zahle den Gläubigern bis zur Fälligkeit am 05.11.2030 einen festen jährlichen Zins in Höhe von 1,5%. Der Emissionspreis habe bei 98,679% gelegen, was einem Spread von +45 BP über Mid Swap entsprochen habe. Der Betreiber des Flughafens in Amsterdam mit Sitz direkt auf dem Flughafengelände habe neben einer Make Whole Option einen zusätzlichen Kündigungstermin in die Emissionsbedingungen aufgenommen. So sei der Bond ab dem 05.08.2030 jederzeit zu pari kündbar.
In den vergangenen Tagen habe man angesichts der deutlichen Kursrückschläge an den Aktienmärkten infolge der möglichen Verschärfung des Handelsstreits zwischen China und den USA sowie den vielen geopolitischen Spannungen eine Flucht in vermeintlich sichere Häfen registriert. Aber auch die Zuspitzung des Haushaltsstreits zwischen Rom und Brüssel habe am Rentenmarkt die Kurse steigen und den Kurs des Sorgenbarometers über die psychologische Marke von 160% springen lassen. Teilweise habe man sich des Eindrucks nicht erwehren können, dass den spiegelbildlichen Handelsaktivitäten eine gehörige Portion Panik innewohne. Dass zu diesem Zeitpunkt auch noch der US-Notenbanker Raphael Bostic mit seinem Plädoyer für eine schrittweise Zinserhöhung nicht zur Beruhigung der Finanzmärkte beigetragen habe, sollte hier am Rande noch erwähnt werden.
In solchen Zeiten lohne sich ein Blick auf die Charttechnik, um zumindest die Unterstützungs- und Widerstandslinien in das eigene Kalkül mit einbeziehen zu können. Das nachhaltige Überwinden des Bereichs zwischen 160% und 160,05% mache den Weg frei für einen Test der Widerstandslinie, die aktuell bei ca. 160,80% verlaufe. Unterstützung dieses steilen Aufwärtstrendkanals erfahre der Euro-Bund-Future bei 159,52% und 159,15%.
Jedoch werde in den kommenden Tagen auch wieder die Vernunft Einzug halten und eine Neubewertung der Kursniveaus bei Aktien und Renten stattfinden. Somit sei es nur eine Frage der Zeit bis die in Bonds zwischengeparkten Gelder wieder abgezogen werden. Aktuell notiere der Euro-Bund-Future bei ca. 160,20%, was einer Rendite bei der aktuellen zehnjährigen Bundesanleihe von 0,387% entspreche.
In dieser Handelswoche könnten Investoren in den USA wieder aus dem Vollen schöpfen. Lediglich Bonds mit Laufzeiten von zehn und 30 Jahren würden in der Angebotspalette fehlen. Für nominal 149 Mrd. USD seien Geldmarkttitel mit Laufzeiten von vier und acht Wochen sowie drei und sechs Monaten aufgelegt worden, aber auch für nominal 117 Mrd. USD mit Laufzeiten von zwei, fünf und sieben Jahren seien Käufer gesucht worden. Angesichts solcher zu refinanzierenden Volumen sei es nicht verwunderlich, dass Donald Trump die US-amerikanische Notenbank und nicht seine Haushaltspolitik für den gestiegenen Schuldendienst verantwortlich mache.
In der Eurozone könne man mit solchen Refunding-Volumen nicht mithalten, aber das sei auch nicht weiter schlimm. So hätten die Niederlande bereits am Dienstag eine Altemission (ISIN NL0012818504 / WKN A19XZC/ 2028) und die Bundesrepublik Deutschland zur Wochenmitte die aktuelle fünfjährige Bundesobligation Serie 178 (ISIN DE0001141786 / WKN 114178) um 3 Mrd. Euro auf insgesamt 13 Mrd. Euro aufgestockt. Die Zuteilung der technisch unterzeichneten Gattung sei bei einer Durchschnittsrendite von -0,18% erfolgt und es seien 574,75 Mio. Euro in die Marktpflege des Bundes umgebucht worden.
Am kommenden Wochenende würden in Deutschland vielleicht ein letztes Mal die Uhren von Sommer- auf Winterzeit umgestellt. Ob sich allerdings die europäischen Staaten zu einer einheitlichen Regelung durchringen würden, müsse angesichts der Uneinigkeit angezweifelt werden. Somit könne es schon bald soweit sein, dass man sich den nicht sonderlich beliebten Wechsel wieder zurückwünsche, denn der sei zumindest einheitlich geregelt gewesen.
An den internationalen Finanzmärkten werde dies aber keine Anpassung nach sich ziehen. Aufgrund der italienischen Haushaltsplanung und anderen geopolitischen Themen habe sich in den vergangenen Handelstagen der Außenwert der europäischen Gemeinschaftswährung gegenüber dem Greenback schlagartig verändert. Eine Fülle von Themen habe den Euro zur Wochenmitte bis auf 1,1380 USD gedrückt, was einem Zweimonats-Tief entsprochen habe. So notiere er heute zu Handelsbeginn bei ca. 1,1405 USD und niemand vermöge zu prognostizieren, in welche Richtung die Aussagen von "Super Mario" anlässlich der EZB-Pressekonferenz den Kurs treiben würden.
Doch auch ein anderes Währungspaar sei zuletzt in den Fokus der Anleger gerückt, zumal am Wochenende die Stichwahl um das Präsidentenamt in Brasilien anstehe. Umfragen zufolge deute sich ein Sieg des rechtspopulistischen Kandidaten Jair Bolsonaro an. Aufgrund dieses sehr wahrscheinlichen politischen Machtwechsels befinde sich die Währung des Landes bereits seit einigen Wochen im Aufwärtstrend. Mitte September habe das Devisenpaar noch bei Kursen um 4,92 BRL notiert und zu Wochenbeginn zwischenzeitlich bei 4,2109 BRL gehandelt, dem niedrigsten Stand seit dem 7. Mai 2018, als ein Euro mit 4,2018 BRL bewertet worden sei.
In einem schwer zu greifenden Marktumfeld hätten sich Privatanleger in dieser Berichtswoche insbesondere auf Währungsanleihen lautend auf Brasilianische Real, US-Dollar, Türkische Lira, Norwegische Kronen sowie Russische Rubel konzentriert. (Ausgabe vom 25.10.2018)
Disclaimer
Die Baader Bank AG ist eine der führenden Investmentbanken für die DACH-Region (Deutschland, Österreich, Schweiz) und Marktführer im Handel von Finanzinstrumenten.
Als Market Maker ist die Bank für die börsliche und außerbörsliche Preisfindung von über 800.000 Finanzinstrumenten verantwortlich.
Im Investment Banking entwickelt sie Finanzierungslösungen für Unternehmen und bietet institutionellen Anlegern umfassende Dienstleistungen beim Vertrieb und dem Handel von Aktien, Anleihen und Derivaten. (26.10.2018/alc/a/a)
Nachdem die italienische Regierung ihren schuldenbelasteten Etat eingereicht habe, sei prompt der blaue Brief aus Brüssel gekommen. Klar, die Rechts-Links-Allianz der Fünf-Sterne-Bewegung und der Lega-Partei habe es auf eine Kraftprobe mit der EU angelegt, als sie den Plan einer Neuverschuldung in Höhe von 2,4% für 2019 entworfen habe. Damit bleibe sie zwar unter der Maastricht-Grenze, verstoße aber aufgrund der Gesamtverschuldung von 132% des BIPs und der schwachen Wachstumsaussichten gegen europäische Stabilitätskriterien. Formal habe die italienische Regierung nun drei Wochen Zeit nachzubessern, allerdings erwarte Brüssel bereits bis kommenden Montag eine Antwort. Höre man die Töne des lautstarken Innenministers Matteo Salvini, Chef der rechtsnationalen Lega, bleibe Rom auf Krawall gebürstet. Aber wenn es nicht die EU-Kommission sei, welche die haushaltspolitischen Irrläufer in dem Land zur Raison bringen könne, könnte es die Börse richten. Bis dahin dürfte die Volatilität am Bondmarkt jedoch hoch bleiben.
Mit ihrem tiefen Griff in den Schuldensack wolle die italienische Regierung zum einen den Sozialstaat kräftig ausbauen und zum anderen Investitionen in Gang setzen. Ersteres sei auf jeden Fall teuer, Zweiteres werde sowohl von Brüssel als auch der Opposition in Rom stark bezweifelt. Die Wachstumserwartungen für Italien von nur 0,8% würden deutlich unter dem europäischen Durchschnitt bleiben. Fest stehe, dass das Ganze mit immer teurerem Geld zu bezahlen sei. Bereits heute müsse das Land jährlich zwischen 60 und 70 Mrd. Euro für Zinsen aufbringen.
Dass hier keine rasche Besserung zu erwarten sei, zeige auch die jüngste Herabstufung der italienischen Bonität durch Moodys. Die Ratingagentur bewerte das Land jetzt nur noch mit der Note "Baa3" nach zuvor "Baa2", was nur noch eine Stufe über dem berüchtigten Ramschniveau liege. Immerhin, der Umstand, dass Moodys den Ausblick für Italien auf "stabil" gesetzt habe, bedeute, dass zunächst kein weiteres Downgrade drohe. Allerdings habe Fitch bereits im August seinen Ausblick auf "negativ" gestellt, womit eine schlechtere Bewertung in der Zukunft angedeutet worden sei. Die dritte große Ratingagentur Standard & Poors wolle am morgigen Freitag ihre Bewertung überprüfen. Bisher werde bei S&P der Ausblick für Italien noch mit "stabil" angegeben.
Immerhin, der Umstand, dass Moodys seinen Ausblick auf "stabil" gesetzt habe, habe die Märkte etwas beruhigt. Von der Tendenz her aber bleibe der Schuldendienst für Rom teuer. So seien nach dem jüngsten Ausverkauf italienischer Staatsanleihen die Renditen für zehnjährige Papiere auf knapp 3,8% gestiegen, was den höchsten Stand seit viereinhalb Jahren dargestellt habe. Aktuell lägen die Renditen auf einem Niveau von ca. 3,56%. Gegenüber den als sicher geltenden Bundespapieren bedeute dies einen Renditespread von ca. 318 Basispunkten (BP).
Rom spiele also mit dem Feuer. Denn dort wisse man sehr wohl, dass der Schuldenberg des Landes zu hoch sei, um ihn unter einen europäischen Rettungsschirm zu packen. Die Frage sei nun, ob es gelingt einen faulen Kompromiss zu finden, der beide Seiten das Gesicht wahren lasse. Sollten die Risikoaufschläge an den Märkten weiter anziehen, würde es für Rom bald ungemütlich werden - spätestens, wenn die Anleiherenditen bei zehnjährigen Bonds die 4%-Marke überschreiten sollten. Also könnte es doch die Börse sein, die am Ende als Schiedsrichter Rom die rote Karte zeige. Die gelbe habe der Haushaltsentwurf nämlich schon längst erhalten.
Nicht zuletzt wegen des Konfrontationskurses der italienischen Regierung gegenüber der EU-Kommission werde am Donnerstag mit Spannung nach Frankfurt geschaut. Dort werde im Anschluss an die vorletzte Sitzung des EZB-Rats in diesem Jahr um 14:30 Uhr eine Pressekonferenz stattfinden. Neben den zu erwartenden mahnenden Worten an die populistische Staatsregierung Italiens werde von den Analysten sicherlich jedes Wort des EZB-Präsidenten auf neue Hinweise zur geldpolitischen Ausrichtung abgeklopft.
Ob der Italiener Mario Draghi als EZB-Chef seine Landsleute zu einem Umdenken in der Haushaltspolitik bewegen könne, dürfe bezweifelt werden. Auch die teilweise bereits erfolgte Neubewertung der Bonität Italiens und die damit einhergehenden Probleme für italienische Banken habe bisher nichts bewirkt.
Bei den heutigen Beratungen werde es sicherlich auch um die Haushaltsdisziplin aller EU-Staaten gehen. Allerdings stünden bei weiteren wichtigen Themen in diesem Jahr noch viele Entscheidungen seitens der EZB aus. So sei bisher lediglich ein Bekenntnis abgegeben worden, dass die Anleihekäufe zum Jahresende beendet werden sollten. Es sei an der Zeit, einen Beschluss herbeizuführen. Doch es wäre sehr untypisch für den amtierenden EZB-Chef Draghi, wenn er diese Entscheidung schon jetzt verkünden würde und nicht erst bei der nächsten Sitzung im Dezember.
Des Weiteren sei - aufgrund des in den vergangenen fünf Jahren veränderten wirtschaftlichen Gewichts - eine Anpassung des Kapitalschlüssels zu beschließen. In diesem Zusammenhang sei auch festzulegen, ab wann der neue Schlüssel, welcher auch eine Modifizierung der Wertpapierankäufe nach sich ziehe, anzuwenden sein werde. In der Übergangsphase - bis die neuen Gelder eingezahlt seien - werde noch nach dem alten Schlüssel verfahren. Auch seien die Wiederanlageregeln zu definieren und dabei müsse über folgende Teilaspekte entschieden werden: die Fälligkeit der Reinvestition, die erlaubte zeitliche Differenz zwischen Fälligkeit und Wiederanlage (aktuell zwei Monate) und in welchen Arten von Bonds (Corporate Bonds, Covered Bonds, Government Bonds) angelegt werde.
Somit gebe es im alten Jahr noch so manchen Klärungsbedarf, damit die Voraussetzungen für eine sinnvolle Geldpolitik 2019 gegeben seien. Viele dieser angesprochenen Punkte würden aber vielleicht erst Gegenstand der Dezember-Sitzung sein, in der Mario Draghi zusätzlich die Wachstums- und Inflationsprognosen präsentiere. Deshalb könne es durchaus sein, dass das heutige Meeting und die anschließende Pressekonferenz wenig Neues mit sich bringen werde.
Dass Premierministerin Theresa May behaupte, der Brexit-Deal stehe zu 95%, zeuge doch eher von Ratlosigkeit und Gesundbeten als von politischem Realitätssinn. Warum würden sonst mehr als eine halbe Million Menschen in London für ein zweites Referendum protestieren? In Wahrheit würden die Verhandlungen über ein Austrittsabkommen des Vereinigten Königreichs zwischen Brüssel und London in der Sackgasse stecken.
Es sei auch kein neues Treffen zwischen dem britischen Brexit-Minister Dominic Raab und dem EU-Chefunterhändler Michel Barnier anberaumt. Die Kernfrage, wie man mit Nordirland umzugehen gedenke, bleibe ungelöst. Ohne sie gebe es keinen Deal. Es gebe aber auch keine Möglichkeiten, beide Positionen zu vereinen, sie würde der Quadratur des Kreises gleichen: Auf der einen Seite die Meute der harten Brexiteers, die das geringste Nachgeben als Verrat brandmarken würden, und auf der anderen Seite die EU, die eine weiche, offene Grenze zwischen einem EU-Land und einem Nichtmitglied nicht dulden könne. Hier zeige sich auch eine Stärke der EU: Die Gemeinschaft der 27 verbleibenden Länder würden bei der Verteidigung ihrer Grundprinzipien, Freiheit von Dienstleistungen, Kapital, Personen und Waren, geschlossen bleiben.
Aber irgendwann einmal müsse May springen, habe diese Woche Günther Oettinger gesagt. Sollte dann ein eventueller Deal vom britischen Parlament abgelehnt werden, schließe der EU-Kommissar Neuwahlen oder gar ein zweites Referendum bis Februar 2019 nicht aus. May habe es eben versäumt, parteiübergreifend für einen Konsens zu werben, anstatt sich in Geiselhaft der Hardliner ihrer eigenen Partei zu begeben.
Aufgrund dieser festgefahrenen Situation würden sich derzeit Unternehmen, Finanzindustrie und Finanzaufsicht sowohl in der EU als auch in Großbritannien fieberhaft darum bemühen, für ihren jeweiligen Bereich einen eigenen Plan B zu erarbeiten. So denke man in Brüssel darüber nach, die Übergangsfrist nach dem eigentlichen Austritt am 29. März 2019 über das Jahr 2020 zu verlängern. Damit würde man mehr Zeit für die Klärung von Details gewinnen. Das schlimmste Szenario - ein Austritt ohne Deal und ohne Übergangszeit - könnten dagegen nur Hasardeure wollen, die keinerlei politische Verantwortung im Sinn hätten, würde es doch die Beziehungen zwischen der EU und Großbritannien massiv beschädigen.
Großzügige Übergangsregelungen von bis zu drei Jahren über den Brexit-Termin im März 2019 hinaus, fordere auch die Finanzindustrie. Andernfalls werde die große Unsicherheit über geltende Regeln einen unkalkulierbaren Schaden für Wirtschaft und Gesellschaft würden verursachen, heiße es beim Deutschen Aktieninstituts (DAI). Und die deutsche Finanzaufsicht BaFin wolle nach dem Brexit notfalls direkt mit der britischen FCA zusammenarbeiten, sollte es keine europäische Lösung geben. Im Sinne eines geordneten Austritts Großbritanniens aus der EU sollten sich laut BaFin die europäischen Aufsichtsbehörden und die FCA frühzeitig auf ein geregeltes Verfahren im Bereich des Wertpapierhandels verständigen.
Die sprudelnden Steuereinnahmen in Deutschland würden die Rufe nach einer Entlastung lauter werden lassen. Nachdem die Steuereinnahmen in diesem Jahr auf Rekordhöhe lägen, läge es nahe, über eine Anpassung nachzudenken. So poche der Steuerzahlerbund auf eine Steuerreform mit deutlich spürbaren Entlastungen für die Bürger in Deutschland, nicht zuletzt, weil der internationale Steuerwettbewerb immer schärfer werde, so dessen Präsident Reiner Holznagel. Anstatt eines schrittweisen Abbaus, wie ihn die Groko plane, müsse der Solidaritätszuschlag ab 2020 komplett wegfallen, so seine Forderung.
Holznagel verweise dabei auf die US-Steuerreform, durch welche die Belastung der dortigen Unternehmen drastisch gesenkt worden sei. Ähnlich habe sich der Wirtschaftsrat der CDU geäußert, der Steuersenkungen und Entbürokratisierung als die Standortfaktoren der Zukunft bezeichne. Sie würden die Arbeitsplätze und den Wohlstand der nächsten Generationen sichern.
Dennoch, wenn nun am heutigen Donnerstag, Finanzminister Olaf Scholz die aktuelle Prognose des Arbeitskreises Steuerschätzung vorstellen werde, dürfte er vorsichtig bleiben. Denn seit der Arbeitskreis zuletzt im Mai ein Mehr von 63 Mrd. Euro vorausgesagt habe, habe die Konjunktur in Deutschland an Fahrt verloren. Die führenden deutschen Wirtschaftsinstitute hätten ihre Wachstumsprognose für 2018 von 2,2% auf 1,7% gesenkt. Und so habe Scholz bereits im Mai klargemacht, dass ein großer Teil dieser Zuwächse bereits für Ausgaben reserviert und verplant sei.
Die meisten Investitionsmittel würden mit knapp 17 Mrd. Euro ins Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur fließen. Auch 2019 solle hier der Investitionsschwerpunkt liegen. Mehr Geld solle außerdem in den Breitbandausbau fließen. Der Ruf nach Steuersenkungen dürfte also beim Finanzminister auf taube Ohren stoßen.
Ungetrübt der aktuellen Wetterlage habe die Emissionstätigkeit der Unternehmen in dieser Berichtswoche nicht nachgelassen. So hätten Netflix, Tesco und Royal Schipol Group erfolgreich je einen Bond in Euro am Kapitalmarkt platziert. Des Weiteren habe Netflix eine 800 Mio. USD schwere Anleihe (ISIN USU74079AL58 / WKN A2RTMY) emittiert, die am 15.05.2029 endfällig sei.
Einer der weltweit größten Streaming Anbieter von Filmen und Serien Netflix habe mit seinem Euro-Bond 1,1 Mrd. Euro am Kapitalmarkt eingesammelt. Dabei zahle das Unternehmen den Investoren bis zur Fälligkeit am 15.05.2029 einen jährlichen Kupon in Höhe von 4,625%. Dieser komme halbjährlich in den Monaten Mai und November zur Auszahlung. Begeben worden sei der Bond (ISIN XS1900562288 / WKN A2RTM0) zu pari, was einem Emissionsspread von +422 BP über der vergleichbaren Bundesanleihe gleichgekommen sei. Abgerundet werde das Angebot mit einer Make Whole Option, die sich der Konzern aus den USA in die Anleihebedingungen habe schreiben lassen. Netflix, Tesco sowie Royal Schipol Group hätten bei ihren Anleihen die besonders für institutionelle Investoren interessante Mindeststückelung von 100.000 Euro festgelegt.
Großbritanniens größte Handelskette Tesco habe mittels einer fünfjährigen Anleihe frisches Geld am Kapitalmarkt aufgenommen. Mit dem 750 Mio. Euro schweren Bond (ISIN XS1896851224 / WKN A2RTBK) refinanziere sich das Unternehmen, welches weltweit mehr als 6.800 Supermärkte betreibe und rund 440.000 Mitarbeiter beschäftige, bis zum 24.10.2023 zu einem Zins von jährlich 1,375%. Der Spread von +110 BP über Mid Swap habe einen Ausgabepreis von 99,488% bedeutet. Tesco habe ein optionales Kündigungsrecht, drei Monate vor Endfälligkeit ab dem 24.07.2023 jederzeit zu 100%, in die Emissionsbedingungen aufgenommen.
Als letzter im Bunde habe der niederländische Flughafenbetreiber Royal Schipol Group eine Anleihe mit einem Volumen von 500 Mio. Euro begeben. Der Bond (ISIN XS1900101046 / WKN A2RTEL) zahle den Gläubigern bis zur Fälligkeit am 05.11.2030 einen festen jährlichen Zins in Höhe von 1,5%. Der Emissionspreis habe bei 98,679% gelegen, was einem Spread von +45 BP über Mid Swap entsprochen habe. Der Betreiber des Flughafens in Amsterdam mit Sitz direkt auf dem Flughafengelände habe neben einer Make Whole Option einen zusätzlichen Kündigungstermin in die Emissionsbedingungen aufgenommen. So sei der Bond ab dem 05.08.2030 jederzeit zu pari kündbar.
In den vergangenen Tagen habe man angesichts der deutlichen Kursrückschläge an den Aktienmärkten infolge der möglichen Verschärfung des Handelsstreits zwischen China und den USA sowie den vielen geopolitischen Spannungen eine Flucht in vermeintlich sichere Häfen registriert. Aber auch die Zuspitzung des Haushaltsstreits zwischen Rom und Brüssel habe am Rentenmarkt die Kurse steigen und den Kurs des Sorgenbarometers über die psychologische Marke von 160% springen lassen. Teilweise habe man sich des Eindrucks nicht erwehren können, dass den spiegelbildlichen Handelsaktivitäten eine gehörige Portion Panik innewohne. Dass zu diesem Zeitpunkt auch noch der US-Notenbanker Raphael Bostic mit seinem Plädoyer für eine schrittweise Zinserhöhung nicht zur Beruhigung der Finanzmärkte beigetragen habe, sollte hier am Rande noch erwähnt werden.
In solchen Zeiten lohne sich ein Blick auf die Charttechnik, um zumindest die Unterstützungs- und Widerstandslinien in das eigene Kalkül mit einbeziehen zu können. Das nachhaltige Überwinden des Bereichs zwischen 160% und 160,05% mache den Weg frei für einen Test der Widerstandslinie, die aktuell bei ca. 160,80% verlaufe. Unterstützung dieses steilen Aufwärtstrendkanals erfahre der Euro-Bund-Future bei 159,52% und 159,15%.
Jedoch werde in den kommenden Tagen auch wieder die Vernunft Einzug halten und eine Neubewertung der Kursniveaus bei Aktien und Renten stattfinden. Somit sei es nur eine Frage der Zeit bis die in Bonds zwischengeparkten Gelder wieder abgezogen werden. Aktuell notiere der Euro-Bund-Future bei ca. 160,20%, was einer Rendite bei der aktuellen zehnjährigen Bundesanleihe von 0,387% entspreche.
In dieser Handelswoche könnten Investoren in den USA wieder aus dem Vollen schöpfen. Lediglich Bonds mit Laufzeiten von zehn und 30 Jahren würden in der Angebotspalette fehlen. Für nominal 149 Mrd. USD seien Geldmarkttitel mit Laufzeiten von vier und acht Wochen sowie drei und sechs Monaten aufgelegt worden, aber auch für nominal 117 Mrd. USD mit Laufzeiten von zwei, fünf und sieben Jahren seien Käufer gesucht worden. Angesichts solcher zu refinanzierenden Volumen sei es nicht verwunderlich, dass Donald Trump die US-amerikanische Notenbank und nicht seine Haushaltspolitik für den gestiegenen Schuldendienst verantwortlich mache.
In der Eurozone könne man mit solchen Refunding-Volumen nicht mithalten, aber das sei auch nicht weiter schlimm. So hätten die Niederlande bereits am Dienstag eine Altemission (ISIN NL0012818504 / WKN A19XZC/ 2028) und die Bundesrepublik Deutschland zur Wochenmitte die aktuelle fünfjährige Bundesobligation Serie 178 (ISIN DE0001141786 / WKN 114178) um 3 Mrd. Euro auf insgesamt 13 Mrd. Euro aufgestockt. Die Zuteilung der technisch unterzeichneten Gattung sei bei einer Durchschnittsrendite von -0,18% erfolgt und es seien 574,75 Mio. Euro in die Marktpflege des Bundes umgebucht worden.
Am kommenden Wochenende würden in Deutschland vielleicht ein letztes Mal die Uhren von Sommer- auf Winterzeit umgestellt. Ob sich allerdings die europäischen Staaten zu einer einheitlichen Regelung durchringen würden, müsse angesichts der Uneinigkeit angezweifelt werden. Somit könne es schon bald soweit sein, dass man sich den nicht sonderlich beliebten Wechsel wieder zurückwünsche, denn der sei zumindest einheitlich geregelt gewesen.
An den internationalen Finanzmärkten werde dies aber keine Anpassung nach sich ziehen. Aufgrund der italienischen Haushaltsplanung und anderen geopolitischen Themen habe sich in den vergangenen Handelstagen der Außenwert der europäischen Gemeinschaftswährung gegenüber dem Greenback schlagartig verändert. Eine Fülle von Themen habe den Euro zur Wochenmitte bis auf 1,1380 USD gedrückt, was einem Zweimonats-Tief entsprochen habe. So notiere er heute zu Handelsbeginn bei ca. 1,1405 USD und niemand vermöge zu prognostizieren, in welche Richtung die Aussagen von "Super Mario" anlässlich der EZB-Pressekonferenz den Kurs treiben würden.
Doch auch ein anderes Währungspaar sei zuletzt in den Fokus der Anleger gerückt, zumal am Wochenende die Stichwahl um das Präsidentenamt in Brasilien anstehe. Umfragen zufolge deute sich ein Sieg des rechtspopulistischen Kandidaten Jair Bolsonaro an. Aufgrund dieses sehr wahrscheinlichen politischen Machtwechsels befinde sich die Währung des Landes bereits seit einigen Wochen im Aufwärtstrend. Mitte September habe das Devisenpaar noch bei Kursen um 4,92 BRL notiert und zu Wochenbeginn zwischenzeitlich bei 4,2109 BRL gehandelt, dem niedrigsten Stand seit dem 7. Mai 2018, als ein Euro mit 4,2018 BRL bewertet worden sei.
In einem schwer zu greifenden Marktumfeld hätten sich Privatanleger in dieser Berichtswoche insbesondere auf Währungsanleihen lautend auf Brasilianische Real, US-Dollar, Türkische Lira, Norwegische Kronen sowie Russische Rubel konzentriert. (Ausgabe vom 25.10.2018)
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Kurs | Vortag | Veränderung | Datum/Zeit | |
137,6960 | 137,4046 | 0,2914 | +0,21% | 01.01./01:00 |
ISIN | WKN | Jahreshoch | Jahrestief | |
DE0009652644 | 965264 | 160,20 | 130,61 |
Werte im Artikel
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Rentenmarkt: Renditen kräftig gestiegen
21.03.23
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