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FED- und EZB-Protokoll stehen an


20.11.23 09:55
Raiffeisen Bank International AG

Wien (www.anleihencheck.de) - In den USA stand vergangene Woche neben der Veröffentlichung der Inflationsdaten für Oktober die Debatte um das Budget für das Fiskaljahr 2024 im Mittelpunkt des Interesses, so die Analysten der Raiffeisen Bank International AG (RBI).

Zur Erinnerung: Das Fiskaljahr 2024 sei in den USA wie gewohnt bereits mit Anfang Oktober gestartet, allerdings habe man sich im Kongress nicht auf ein neues Budget einigen können, was insbesondere an innerparteilichen Unstimmigkeiten unter den republikanischen Mitgliedern des Repräsentantenhauses gelegen habe. Letztendlich habe man sich auf eine Übergangslösung einigen können, welche den Staatshaushalt bis 17. November gesichert habe, allerdings habe dies dem republikanischen Vorsitzenden des Repräsentantenhauses, Kevin McCarthy, den Job gekostet.

Nun habe es an seinem Nachfolger, Mike Johnson, gelegen (welcher selbst erst nach einigem Hin und Her gewählt worden sei) einen Shutdown ab dem 17. November zu vermeiden. Dies sei ihm vergangene Woche gelungen, allerdings nur unter Akzeptanz zweier Wermutstropfen. Erstens habe auch er auf Stimmen demokratischer Mitglieder des Hauses zurückgreifen müssen. Zweitens sei auch seine Lösung nur eine (gestaffelte) Übergangslösung bis 19. Januar bzw. 2. Februar 2024. Beides seien Faktoren, welche er als normales Mitglied des Hauses wohl schärfstens kritisiert hätte - der Hardliner sei also in der realpolitischen Wirklichkeit angekommen.

Jedenfalls sei das Budget nun wieder für einige Zeit gesichert (die Übergangslösung sei bereits von Präsident Biden unterschrieben worden). Allerdings sei kaum anzunehmen, dass sich die strukturellen Probleme der Republikaner bis Januar in Luft auflösen würden, es sei also gut möglich, dass die USA auch nächstes Jahr nur knapp an einem Shutdown vorbeischrammen würden, oder es tatsächlich zu einem solchen komme. Johnson selbst sei zwar laut republikanischen Kollegen noch nicht angezählt, auch dies könnte sich aber schnell ändern.

Der makroökonomische Datenkalender dieser Woche drehe sich mehrheitlich um verschiedene Stimmungsindikatoren für den Monat November. Den Auftakt markiere dabei die Schnellschätzung zum Konsumentenvertrauen in der Eurozone. Dieses habe zuletzt mit einem Stand von -17,9 Punkten deutlich auf ein verhaltenes Stimmungsbild hingewiesen. Nach Prognosen der Analysten werde sich dies nicht merklich ändern, sie würden einen marginalen Anstieg auf -17,6 Punkte erwarten. In weiterer Folge würden erste Schätzungen zu den PMIs in der Eurozone erscheinen. Auch hier würden die Analysten sowohl für den Dienstleistungssektor (47,7 Punkte) als auch für das Verarbeitende Gewerbe (43 Punkte) keine merkliche Veränderung von den Vormonatswerten in Höhe von 47,8 und 43,1 Punkten erwarten.

In Deutschland würden indessen der ifo-Index und seine Subkomponenten erscheinen. Während die Analysten bezüglich der Komponente für die aktuelle Lage eine geringfügige Veränderung von 89,2 auf 89,4 Punkte erwarten würden, würden sie für die Erwartungskomponente einen Anstieg von 84,7 auf 85,9 Punkte prognostizieren. Dies würde für den Geschäftsklimaindex ein Ansteigen von 86,9 auf 87,6 Punkte implizieren. Den Abschluss würden die PMIs für die USA markieren. Hier hätten im Oktober beide Subkomponenten mit 50 Punkten (Verarbeitendes Gewerbe) bzw. 50,6 Punkten (Dienstleistungen) auf einem Terrain stagnierender wirtschaftlicher Aktivität rangiert.

Es sei eine volatile Woche am Zinsmarkt gewesen, in welcher sich der fallende Renditetrend durch- bzw. fortgesetzt habe. US-Konjunkturdaten, und deren Rückschlüsse auf das weitere Vorgehen der US-Notenbank FED, seien bereits seit einigen Wochen tonangebend. Neben dem schwächer als erwarteten Beschäftigungsbericht für Oktober, sei nun auch die US-Verbraucherpreisinflation vergangene Woche leicht unter den Erwartungen veröffentlicht worden.

Wie erwartet habe der Rückgang der Treibstoffpreise von 5% p.m. zu einem Dämpfer der Gesamtrate geführt, welche von 3,7% auf 3,2% p.a. gefallen sei (Konsensuserwartung: 3,3% p.a.). Die Kernrate habe sich dahingehend nur leicht zurückgebildet. Sie sei von 4,1% auf 4,0% p.a. gefallen (Konsensuserwartung: 4,1% p.a.). Rückläufige Güterpreise (ex Energie und Nahrungsmittel) und ein geringerer Inflationsdruck bei Dienstleistungspreisen der Kerninflation seien jedoch ein sehr erfreuliches Zeichen gewesen, welches die Anzeichen zur Disinflation der letzten Monate bestätigt habe.

Die jüngsten US-Konjunkturdaten sollten der US-Notenbank FED die Zuversicht geben, dass keine weiteren Zinserhöhungen mehr notwendig seien. Und so sei eine weitere Zinserhöhung der FED vergangene Woche ausgepreist worden. Im Vorfeld habe sich FED Präsident Powell noch zurückhaltend geäußert. Die Unsicherheit, ob das aktuelle Leitzinsniveau ausreiche, um zum Inflationsziel zurückzukehren, bleibe insbesondere im Lichte der überraschend starken Konjunkturdynamik im dritten Quartal bestehen. Dies werde sich wohl auch im FED-Protokoll, welches diese Woche veröffentlicht werde, widerspiegeln.

Auch wenn nicht ausgeschlossen werden könne, dass das FED Protokoll für Volatilität am Zinsmarkt sorgen werde, sollten die Konjunkturdaten seit der Zinssitzung doch den nachhaltigeren Einfluss auf den Markt haben. Seit der Veröffentlichung der US-Inflation seien 2-jährige und 10-jährige Treasury Renditen um zirka 20 BP gefallen und würden nun unter 5% (2J) bzw. unter 4,5% (10J) notieren. Dazu hätten nicht nur Zinserwartungen beigetragen, auch (Durations-)Risikoprämien seien nach den starken Anstiegen im Sep/Okt gefallen, was die nun wieder etwas freundlichere Risikostimmung am Zinsmarkt widerspiegele.

Am europäischen Zinsmarkt sei man den Vorzeichen aus den USA gefolgt. Bund-Renditen hätten deutlich nachgegeben. Insbesondere 2-jährige Bund Renditen seien gesunken, was zu einer leicht steileren Rendite-Kurve geführt habe, nachdem sich die Inversion zuletzt intensiviert habe. Da sich Zinserwartungen zur EZB bereits in den Tagen davor rückgebildet hätten, dies aber am Rendite-Markt nicht vollständig reflektiert worden sei, würden die Analysten die jüngste Dynamik am kurzen Ende der Bund-Kurve eher als Nachzieheffekt erachten. Dass sich auch der europäische Zinsmarkt zuletzt etwas entspannt habe, könne an vielen Enden festgemacht werden. BTP-Bund Spreads seien weiter gefallen, Swap-Spreads würden sich ebenso in einem Abwärtstrend befinden und auch langfristige Inflationserwartungen würden auf Entspannung hindeuten.

Wie für die FED werde auch für die EZB diese Woche das Protokoll zur jüngsten Zinssitzung veröffentlicht. Neben der Bestätigung, dass wohl keine weiteren Zinserhöhungen seitens der EZB zu erwarten seien, könnte das Protokoll interessante Details zum Bilanzabbau und den Mindestreserven enthüllen, auch wenn die Diskussion hier erst am Anfang stehe. (Ausgabe vom 17.11.2023) (20.11.2023/alc/a/a)