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FED: Zeit für Feinjustierung nach der Vollbremsung


27.01.23 11:30
Helaba

Frankfurt (www.anleihencheck.de) - Das FOMC wird voraussichtlich den Zielkorridor für die Federal Funds Rate von 4,25% bis 4,50% um 25 Basispunkte auf 4,50% bis 4,75% anheben, so die Analysten der Helaba.

Der von den Analysten anvisierte Gipfel wäre damit nur noch 25 Basispunkte entfernt und werde wohl bei der nächsten Sitzung Mitte März erreicht. Was spreche dafür, dass die Notenbank dann pausiere?

Hier richte sich der Blick naturgemäß zunächst auf die Inflation. Die Teuerungsrate sei - gemessen am von der FED präferierten Indikator, dem Preisindex für Konsumausgaben - von ihrem Gipfel von 7% im Juni 2022 wahrscheinlich auf 5% im Dezember gefallen. Die Kernrate ohne Energie und Nahrungsmittel, die beide wichtige Treiber des Inflationsschubs 2022 gewesen seien, sei bis auf 5,2% im September gestiegen und habe seitdem ebenfalls, wenn auch langsamer, nachgegeben (Schätzung Dezember: 4,4%). Die Inflation liege damit noch immer deutlich oberhalb des Notenbankziels von 2%. Auch die weniger von Basiseffekten beeinflusste kurzfristige Dynamik des Index bleibe spürbar erhöht.

Allerdings sei die Teuerung ein nachlaufender Indikator. Den Geldpolitikern sei dies bewusst, und sie würden kaum den Fehler machen, den Leitzins so lange zu erhöhen, bis die aktuelle Teuerung wieder bei 2% liege. Welche Konstellation bei den Preisdaten aber nun konkret erforderlich sei, damit die FED in eine "wait-and-see"-Haltung wechsle, habe sie offengelassen.

Neben der Inflation habe in der Kommunikation der FED zuletzt der Arbeitsmarkt eine zentrale Rolle gespielt - und zwar nicht in der üblichen Hinsicht, dass man mehr Beschäftigung anstrebe. Stattdessen bestehe unter den Geldpolitikern offenbar Konsens, dass sich ein wichtiger Teil der Kerninflation - Dienstleistungspreise ohne Wohnen - nur ausreichend schnell senken lasse, wenn sich der Lohndruck und damit der Arbeitsmarkt merklich abschwäche.

Hier sei das Bild ebenso durchwachsen wie bei der Teuerung. Die Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe und die Arbeitslosenquote würden nahe historischen Tiefs verharren. Die Zahl der offenen Stellen pro Arbeitslosem sei zwar gefallen, aber nur sehr graduell und immer noch extrem hoch. Der Beschäftigungsaufbau schwäche sich im Trend ab, bleibe aber bisher deutlich oberhalb der Schwelle, die mit steigender Arbeitslosigkeit verbunden wäre. Anzeichen für eine konjunkturelle Eintrübung seien daher bislang vor allem bei den Stimmungsindikatoren wie den ISM-Einkaufsmanagerindices und den harten Daten zur Nachfrage - Einzelhandelsumsätze und Wohnungsmarkt - sowie (Industrie-)Produktion zu sehen.

Der FED sei jedoch klar, dass sie seit ihrem verspäteten Kurswechsel vor rund einem Jahr eine historisch aggressive Straffung der Geldpolitik vorgenommen habe. Das Risiko "zu viel zu machen" sei bei den FOMC-Mitgliedern durchaus präsent. Sie müssten es aber abwägen gegen die Gefahr, den Kampf gegen die Inflation zu früh abzubrechen, mit potenziell schwerwiegenden Folgen für die Inflationserwartungen. In unserem Basis-Szenario sollte ein Zinsgipfel bei rund 5%, der bis ins Jahr 2024 Bestand hat, hier einen akzeptablen Mittelweg darstellen, selbst wenn er 2023 mit einer milden Rezession und einem Anstieg der Arbeitslosigkeit verbunden sein dürfte, so die Analysten der Helaba. (27.01.2023/alc/a/a)