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Anleihen: Stabilisierung auf tönernen Füßen
17.04.20 11:00
Deutsche Börse AG
Frankfurt (www.anleihencheck.de) - Zumindest etwas hat sich die Lage entspannt - auch im Anleihehandel, so die Deutsche Börse AG.
"Die Ausschläge sind längst nicht mehr so hoch", berichte Gregor Daniel von der Walter Ludwig Wertpapierhandelsbank. Die Umsätze seien zurückgegangen. "Wer verkaufen wollte, hat verkauft."
Im Bereich der Staatsanleihen seien deutsche und US-amerikanische Papiere weiter gefragt. "Bundesanleihen profitieren von der fragilen Risikostimmung, während Peripherieanleihen unter Druck bleiben", stelle Anleiheanalyst Cem Keltek von der Commerzbank fest. So liege die Rendite für zehnjährige italienische Anleihen wieder bei 1,80 Prozent, vor der Corona-Krise seien es weniger als 1 Prozent gewesen.
Italien, Spanien und Frankreich würden zur Finanzierung der immensen Kosten durch Corona gemeinsame Anleihen fordern, die sogenannten Corona-Bonds. Länder wie Deutschland, Österreich, die Niederlande und Finnland würden da nicht mitmachen wollen.
"Eine schnelle Einführung derartiger Papiere scheint wenig wahrscheinlich zu sein, denn dazu müsste es womöglich zu einer Anpassung der EU-Verträge kommen, die bislang eine gemeinsame Haftung ausschließen", erkläre Ulrich Wortberg von der Helaba. Auch Deutschland bewege sich mit der Vergemeinschaftung von Schulden auf rechtlich dünnem Eis. "Die Budgethoheit des Bundestages würde untergraben." Nach Ansicht von Commerzbank-Analyst Keltek würden sich die Euroländer in der kommenden Woche kaum auf gemeinsame Anleiheemissionen einigen. "Daher droht ein weiterer Anstieg der Risikoaufschläge von Peripherieanleihen, insbesondere bei den Papieren aus Italien."
Sehr gut aufgenommen worden sei dennoch eine neue Griechenland-Anleihe (ISIN GR0118020685/ WKN A28WDJ) mit Laufzeit von sieben Jahren und Kupon von 2 Prozent, wie Arthur Brunner von der ICF Bank berichte.
Viele Corporate Bonds hätten sich deutlich erholt. "Das liegt wohl vor allem am EZB-Kaufprogramm", bemerke Brunner. Deutlich gestiegen sei zum Beispiel die Anleihe von Douglas (ISIN XS1251078009/ WKN A161MW), die nach 52 Prozent im Tief jetzt wieder zu 70 Prozent gehandelt werde.
Daniel melde Käufe der bis 2024 laufenden Lufthansa-Anleihe (ISIN XS2049726990/ WKN A2YNV6) mit Kupon von 0,25 Prozent. Die sei im Tief im März unter 80 Prozent gefallen, jetzt seien es 92,85 Prozent. "Anleger gehen davon aus, dass zur Not der Staat einspringt", erkläre der Händler. Auch andere Unternehmen wie Daimler oder BMW seien wohl "too big to fail". Gekauft werde daher auch eine BMW-Anleihe (ISIN XS1396261338/ WKN A18Z75), die 2024 fällig sei und einen Kupon von 0,75 Prozent biete. Anleger hätten auch bei Anleihen von Otto (ISIN XS1979274708/ WKN A2TR80) und Württembergische Lebensversicherung (ISIN XS1064049767/ WKN A11QFG) zugegriffen.
KMU-Anleihen hätten sich ebenfalls stabilisiert. "Einige notieren wieder über Pari", stelle Brunner mit Verweis auf die Katjes International-Anleihe (ISIN DE000A2TST99/ WKN A2TST9) fest. Gekauft werde auch die Anleihe der Beteiligungsgesellschaft Mutares (ISIN NO0010872864/ WKN A254QY). "Grund ist, dass die Beteiligung Balcke-Dürr die Balcke-Dürr Polska nach erfolgreicher Neuausrichtung verkauft."
Hybridanleihen seien unterdessen nach wie vor wenig gefragt. VW-Hybride hätten Brunner zufolge Federn lassen müssen. Laut Daniel würden nur einzelne Hybridanleihen gekauft, wie die von Main Capital Funding mit Kupon von 5,5 Prozent (ISIN DE000A0E4657/ WKN A0E465).
Weiter gesucht seien die Neuemissionen der vergangenen Wochen, etwa die neuen Anleihen von VW mit Laufzeiten von 3 bis 8 Jahren und Kupon von 2,5 bis 3,375 Prozent (ISIN XS2152062209/ WKN A2LQ6K, ISIN XS2152058868/ WKN A2LQ6H, ISIN XS2152061904/ WKN A2LQ6L). "Die laufen sehr gut", erkläre Brunner. Auch die neuen Papiere von Daimler (ISIN DE000A289RN6/ WKN A289RN) und Fresenius (ISIN XS2152329053/ WKN A254TA) seien weiter auf rege Nachfrage gestoßen. Beliebt sei laut Rainer Petz von Oddo Seydler auch eine Anfang des Monats begebene Anleihe von HeidelbergCement (ISIN XS2154336338/ WKN A28VU6), die bis 2024 2,5 Prozent im Jahr biete.
Weniger gute Nachrichten kämen aus den Schwellenländern: Argentinien habe Vorschläge zur Umstrukturierung der Staatsschulden gemacht, wie Petz berichte. Rund 15 Jahre nach dem letzten Ausfall von Argentinien-Anleihen schlage das Land nun ein Moratorium von drei Jahren, eine Verringerung der Zinszahlungen um 62 Prozent und einen Abschlag von 5 Prozent auf den Nominalwert vor. (17.04.2020/alc/a/a)
"Die Ausschläge sind längst nicht mehr so hoch", berichte Gregor Daniel von der Walter Ludwig Wertpapierhandelsbank. Die Umsätze seien zurückgegangen. "Wer verkaufen wollte, hat verkauft."
Im Bereich der Staatsanleihen seien deutsche und US-amerikanische Papiere weiter gefragt. "Bundesanleihen profitieren von der fragilen Risikostimmung, während Peripherieanleihen unter Druck bleiben", stelle Anleiheanalyst Cem Keltek von der Commerzbank fest. So liege die Rendite für zehnjährige italienische Anleihen wieder bei 1,80 Prozent, vor der Corona-Krise seien es weniger als 1 Prozent gewesen.
Italien, Spanien und Frankreich würden zur Finanzierung der immensen Kosten durch Corona gemeinsame Anleihen fordern, die sogenannten Corona-Bonds. Länder wie Deutschland, Österreich, die Niederlande und Finnland würden da nicht mitmachen wollen.
"Eine schnelle Einführung derartiger Papiere scheint wenig wahrscheinlich zu sein, denn dazu müsste es womöglich zu einer Anpassung der EU-Verträge kommen, die bislang eine gemeinsame Haftung ausschließen", erkläre Ulrich Wortberg von der Helaba. Auch Deutschland bewege sich mit der Vergemeinschaftung von Schulden auf rechtlich dünnem Eis. "Die Budgethoheit des Bundestages würde untergraben." Nach Ansicht von Commerzbank-Analyst Keltek würden sich die Euroländer in der kommenden Woche kaum auf gemeinsame Anleiheemissionen einigen. "Daher droht ein weiterer Anstieg der Risikoaufschläge von Peripherieanleihen, insbesondere bei den Papieren aus Italien."
Viele Corporate Bonds hätten sich deutlich erholt. "Das liegt wohl vor allem am EZB-Kaufprogramm", bemerke Brunner. Deutlich gestiegen sei zum Beispiel die Anleihe von Douglas (ISIN XS1251078009/ WKN A161MW), die nach 52 Prozent im Tief jetzt wieder zu 70 Prozent gehandelt werde.
Daniel melde Käufe der bis 2024 laufenden Lufthansa-Anleihe (ISIN XS2049726990/ WKN A2YNV6) mit Kupon von 0,25 Prozent. Die sei im Tief im März unter 80 Prozent gefallen, jetzt seien es 92,85 Prozent. "Anleger gehen davon aus, dass zur Not der Staat einspringt", erkläre der Händler. Auch andere Unternehmen wie Daimler oder BMW seien wohl "too big to fail". Gekauft werde daher auch eine BMW-Anleihe (ISIN XS1396261338/ WKN A18Z75), die 2024 fällig sei und einen Kupon von 0,75 Prozent biete. Anleger hätten auch bei Anleihen von Otto (ISIN XS1979274708/ WKN A2TR80) und Württembergische Lebensversicherung (ISIN XS1064049767/ WKN A11QFG) zugegriffen.
KMU-Anleihen hätten sich ebenfalls stabilisiert. "Einige notieren wieder über Pari", stelle Brunner mit Verweis auf die Katjes International-Anleihe (ISIN DE000A2TST99/ WKN A2TST9) fest. Gekauft werde auch die Anleihe der Beteiligungsgesellschaft Mutares (ISIN NO0010872864/ WKN A254QY). "Grund ist, dass die Beteiligung Balcke-Dürr die Balcke-Dürr Polska nach erfolgreicher Neuausrichtung verkauft."
Hybridanleihen seien unterdessen nach wie vor wenig gefragt. VW-Hybride hätten Brunner zufolge Federn lassen müssen. Laut Daniel würden nur einzelne Hybridanleihen gekauft, wie die von Main Capital Funding mit Kupon von 5,5 Prozent (ISIN DE000A0E4657/ WKN A0E465).
Weiter gesucht seien die Neuemissionen der vergangenen Wochen, etwa die neuen Anleihen von VW mit Laufzeiten von 3 bis 8 Jahren und Kupon von 2,5 bis 3,375 Prozent (ISIN XS2152062209/ WKN A2LQ6K, ISIN XS2152058868/ WKN A2LQ6H, ISIN XS2152061904/ WKN A2LQ6L). "Die laufen sehr gut", erkläre Brunner. Auch die neuen Papiere von Daimler (ISIN DE000A289RN6/ WKN A289RN) und Fresenius (ISIN XS2152329053/ WKN A254TA) seien weiter auf rege Nachfrage gestoßen. Beliebt sei laut Rainer Petz von Oddo Seydler auch eine Anfang des Monats begebene Anleihe von HeidelbergCement (ISIN XS2154336338/ WKN A28VU6), die bis 2024 2,5 Prozent im Jahr biete.
Weniger gute Nachrichten kämen aus den Schwellenländern: Argentinien habe Vorschläge zur Umstrukturierung der Staatsschulden gemacht, wie Petz berichte. Rund 15 Jahre nach dem letzten Ausfall von Argentinien-Anleihen schlage das Land nun ein Moratorium von drei Jahren, eine Verringerung der Zinszahlungen um 62 Prozent und einen Abschlag von 5 Prozent auf den Nominalwert vor. (17.04.2020/alc/a/a)
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99,806 € | 99,44 € | 0,366 € | +0,37% | 24.03./18:16 |
ISIN | WKN | Jahreshoch | Jahrestief | |
DE000A289RN6 | A289RN | 105,15 € | 98,00 € |
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