Anleihen-Handel: Inflationsdaten lassen Zinsen klettern


22.08.22 10:52
Deutsche Börse AG

Frankfurt (www.anleihencheck.de) - Die Stimmung an den Märkten ist gekippt, die Sorgen haben wieder Oberhand, so die Deutsche Börse AG.

"Die Woche war geprägt von Inflations- und Rezessionsängsten", berichte Arthur Brunner von der ICF Bank.

"Die moderat über dem Konsens liegenden britischen Inflationszahlen waren ausreichend für einen deutlichen Anstieg der am Markt gehandelten Zentralbankerwartungen, einschließlich derjenigen für die EZB", berichte Hauke Siemßen von der Commerzbank. Außerdem habe sich EZB-Direktoriumsmitglied Isabel Schnabel für einen weiteren großen Zinsschritt nächsten Monat ausgesprochen. "Als Grund nannte sie den anhaltenden Inflationsdruck und einen Anstieg der längerfristigen Inflationserwartungen."

Am Freitag habe das Statistische Bundesamt zudem einen rasanten Anstieg der Erzeugerpreise hierzulande gemeldet: Diese sei im Juli um 37,2 Prozent gegenüber dem Vorjahr geklettert, erwartet gewesen seien 32 Prozent. "Dies war der höchste Anstieg seit Beginn der Erhebung 1949", bemerke Brunner.

Der Euro-Bund-Future habe deutlich nachgegeben, die Renditen würden steigen: Die Rendite zehnjähriger Bundesanleihen habe am Freitagmorgen bei 1,18 Prozent gelegen nach 1 Prozent vor einer Woche.

"Die Stimmung am Anleihenmarkt bleibt fragil", schildere Tim Oechsner von der Steubing AG die Lage. Es werde daher weiter vorsichtig agiert. Nur in ausgesuchten Titel seien verstärkt Käufer zu sehen. "Die Zeit für eindeutige Positionierungen am Markt ist noch nicht da."

Auch der Renditeaufschlag für italienische gegenüber deutschen Staatsanleihen habe sich wieder ausgeweitet und habe am Freitagmorgen für zehnjährige Papiere bei 225 Basispunkten gelegen, wie Brunner berichte.

"Die Spreads werden von der EZB mit Argusaugen verfolgt, denn sie hat das Ziel, eine Gleichmäßigkeit der geldpolitischen Transmission in der gesamten Eurozone sicherzustellen", erkläre Analyst Ralf Umlauf von der Helaba. Spread-Ausweitungen würden im Rahmen des PEPP-Programms entgegengewirkt. "Das auf der letzten EZB-Ratssitzung vorgestellte neue Instrument TPI (Transmission Protection Instrument) kam bislang nicht zum Einsatz." Es diene vielmehr zur Abschreckung und solle Marktteilnehmer davon abhalten, sich gegen die EZB zu positionieren. "Der Umfang möglicher Käufe ist nicht beschränkt. Bleibt zu hoffen, dass dieses umstrittene Instrument nicht angewendet werden muss."

Im Handel mit Unternehmensanleihen kämen derzeit Bonds (ISIN AT0000A27LQ1 / WKN A2R0KA) des österreichischen Stahl- und Technologiekonzerns voestalpine gut an, wie Beate Mägerle von der Walter Ludwig Wertpapierhandelsbank berichte. Diese würden bis 2026 laufen und einen Kupon von 1,75 Prozent bieten. Ebenfalls viele Käufer sehe Mägerle für eine Anleihe (ISIN XS1828032786 / WKN A191CV) der Deutschen Telekom, die bis 2025 laufe und einen Kupon von 1,375 Prozent aufweise. Brunner melde weiter Käufe für Grenke Finance-Anleihen mit Kupon von 3 1,5 Prozent und Fälligkeit 2023.

Der Markt für Neuemissionen im Euroraum habe sich Oechsner zufolge wieder belebt. Neben einigen Emissionen von Banken - allerdings mit hohen Mindestanlagesummen - habe auch die KfW neue Anleihen herausgegeben. Die auf Euro lautende (ISIN DE000A3MQVV5 / WKN A3MQVV) biete 1,25 Prozent bis 2027, die auf US-Dollar lautende (ISIN US500769JV79 / WKN A30VMR) 3,375 Prozent bis 2024. Die Mindestanlagesumme liege bei 1.000 Euro beziehungsweise 1.000 US-Dollar. Ebenfalls Neues sei von RWE mit einer Anleihe (ISIN XS2523390271 / WKN A30VMU) mit Kupon von 2,5 Prozent und Laufzeit bis 2025 gekommen. (Ausgabe vom 19.08.2022) (22.08.2022/alc/a/a)





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