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Anleihen: EZB überrascht Rentenmarkt
07.02.22 10:07
Deutsche Börse AG
Frankfurt (www.anleihencheck.de) - Die Europäische Zentralbank hat einen Kurswechsel in der europäischen Zinspolitik angedeutet und damit Anleger zum Verkaufen animiert, so die Deutsche Börse AG.
Mit bis zu 0,18 Prozent Plus seien die Renditen zehnjähriger Bundesanleihen wieder positiv, erstmals seit 2018 würden auch die Renditen fünfjähriger Papiere positives Terrrain erreichen.
"Man höre und staune - die Europäische Zentralbank scheint dem Inflationsdruck nachzugeben und schließt eine Zinserhöhung in diesem Jahr nicht mehr kategorisch aus", kommentiere Arthur Brunner von der ICF Bank die Top-News der Woche. Der Rentenmarkt sei davon aber auf dem falschen Fuß erwischt worden: Der Bund-Future (ISIN DE0009652644 / WKN 965264) habe deutlich nachgegeben. Er sei bis auf 166,10 gesunken. Aktuell am Freitag Vormittag stehe er bei 166,65. "Die Märkte sind stark verunsichert", erkläre Brunner die Marktreaktion. Händler würden schon jetzt eine Leitzinserhöhung auf 0 Prozent bei den Kurzläufern einpreisen. "Doch ob das so kommt, ist Spekulation."
Am Donnerstag habe bereits die Bank of England den Reigen der Zinserhöhungen fortgesetzt: Die britischen Währungshüter hätten die Leitzinsen zum zweiten Mal auf jetzt 0,5 Prozent angehoben. "Die rekordhohe Inflation bringt die EZB in Erklärungsnot", habe Tim Oechsner von der Steubing AG konstatiert. "Denn damit entfernt sich die Inflation immer weiter von der Zielrate von 2 Prozent, der als optimaler Wert für die Wirtschaft anpeilt wird." Allerdings habe Christine Lagarde betont, die Entscheidung für März nicht vorwegnehmen zu können. "Einige Teilnehmer am Markt nehmen nun eine Zinserhöhung für März bereits vorweg", ordne Oechsner ein.
Die Nervosität schlage sich auch darin nieder, dass die Marktteilnehmer auf jedes Wort, jede neue Formulierung der Währungshüter geachtet hätten. In der Folge hätten die weiterhin hohe Volatilität und der anhaltende, sich verstärkende Aufwärtstrend der Zinsen auf breiter Front Anleihekäufer zurückgehalten. Insgesamt hätten die hawkishen Kommentare der EZB überwogen: Hawkish, englisch für falkenartig, bedeute in der Geldpolitik das Eintreten für steigende Zinsen und eine Aufwertung der Währung, während dovishe - die Tauben - Währungshüter für niedrige Zinsen und eine Abwertung des Geldes stünden.
Mit der Einigung zwischen Argentinien und dem IWF, dem Internationalen Währungsfonds, auf ein Schuldenabkommen seien laut Brunner argentinische Staatsanleihen laut Brunner gesucht gewesen. Auf Unternehmensseite steche nach seinen Angaben eine Anleihe von Aurelius hervor: Das Papier (ISIN NO0010861487 / WKN A2SAP3) mit Laufzeit 2024 und 4,25 Prozent Kupon sei im Wochenverlauf von 99,50 auf 101 Prozent gestiegen und notiere aktuell bei 100 Prozent.
Erheblich unter Druck seien Saipem Finance-Titel (ISIN XS2202907510 / WKN A28ZVE) gewesen: Mit einem Einbruch auf 78,88 Prozent würden sie auf die Warnung des Unternehmens vor einem Gewinneinbruch reagieren, der mehr als ein Drittel des Grundkapital betrage.
Grundsätzlich falle nach Einschätzung von Oechsner auf, dass vor allem der Markt für Neuemissionen offen sei, sobald die Zinsängste nachlassen würden. So würden zwei Emissionen von IBM (2030 und 2034) solide laufen.
Beate Mägerle von der Walter Ludwig Wertpapierhandelsbank berichte von regem Kauf-Interesse bei einer Grenke Finance-Anleihe. Das sei womöglich auf das Auslaufen eines früheren Zinspapiers zurückzuführen. Käufe beobachte Mägerle auch bei einem Titel (ISIN DE000A254UR5 / WKN A254UR) der Karlsberg Brauerei mit 4,25 Prozent Kupon und einer Laufzeit bis 2025.
Bei der Adler Group würden hingegen die schlechten Nachrichten nicht abreißen: Oechsner verweise darauf, dass das Unternehmen die Veröffentlichung seines Konzernabschlusses verschiebe und große Investoren wie JP Morgan und Goldman Sachs auf fallende Anleihenkurse gesetzt hätten. Entsprechend würden Adler-Papiere (ISIN XS2283224231 / WKN A287MU und ISIN XS1713464441 / WKN A2G8WY) unter erheblichen Druck geraten.
Besonders zinssensitiv reagiere laut Oechsner auch das Schuldpapier (ISIN DE000A2YN7A3 / WKN A2YN7A) von Saxony Minerals & Exploration mit 7,75 Prozent Kupon und Laufzeit bis 2025: Die Abschläge würden hier am Freitag mehr als 16 Prozent betragen. "Hier zeigt sich, wie zinsanfällig der Markt ist: Das Papier fiel ohne unternehmensspezifische News von ca. 104 Prozent vor einiger Zeit auf 18 Prozent. Zuletzt erholt es sich wieder." (Ausgabe vom 04.02.2022) (07.02.2022/alc/a/a)
Mit bis zu 0,18 Prozent Plus seien die Renditen zehnjähriger Bundesanleihen wieder positiv, erstmals seit 2018 würden auch die Renditen fünfjähriger Papiere positives Terrrain erreichen.
"Man höre und staune - die Europäische Zentralbank scheint dem Inflationsdruck nachzugeben und schließt eine Zinserhöhung in diesem Jahr nicht mehr kategorisch aus", kommentiere Arthur Brunner von der ICF Bank die Top-News der Woche. Der Rentenmarkt sei davon aber auf dem falschen Fuß erwischt worden: Der Bund-Future (ISIN DE0009652644 / WKN 965264) habe deutlich nachgegeben. Er sei bis auf 166,10 gesunken. Aktuell am Freitag Vormittag stehe er bei 166,65. "Die Märkte sind stark verunsichert", erkläre Brunner die Marktreaktion. Händler würden schon jetzt eine Leitzinserhöhung auf 0 Prozent bei den Kurzläufern einpreisen. "Doch ob das so kommt, ist Spekulation."
Am Donnerstag habe bereits die Bank of England den Reigen der Zinserhöhungen fortgesetzt: Die britischen Währungshüter hätten die Leitzinsen zum zweiten Mal auf jetzt 0,5 Prozent angehoben. "Die rekordhohe Inflation bringt die EZB in Erklärungsnot", habe Tim Oechsner von der Steubing AG konstatiert. "Denn damit entfernt sich die Inflation immer weiter von der Zielrate von 2 Prozent, der als optimaler Wert für die Wirtschaft anpeilt wird." Allerdings habe Christine Lagarde betont, die Entscheidung für März nicht vorwegnehmen zu können. "Einige Teilnehmer am Markt nehmen nun eine Zinserhöhung für März bereits vorweg", ordne Oechsner ein.
Die Nervosität schlage sich auch darin nieder, dass die Marktteilnehmer auf jedes Wort, jede neue Formulierung der Währungshüter geachtet hätten. In der Folge hätten die weiterhin hohe Volatilität und der anhaltende, sich verstärkende Aufwärtstrend der Zinsen auf breiter Front Anleihekäufer zurückgehalten. Insgesamt hätten die hawkishen Kommentare der EZB überwogen: Hawkish, englisch für falkenartig, bedeute in der Geldpolitik das Eintreten für steigende Zinsen und eine Aufwertung der Währung, während dovishe - die Tauben - Währungshüter für niedrige Zinsen und eine Abwertung des Geldes stünden.
Erheblich unter Druck seien Saipem Finance-Titel (ISIN XS2202907510 / WKN A28ZVE) gewesen: Mit einem Einbruch auf 78,88 Prozent würden sie auf die Warnung des Unternehmens vor einem Gewinneinbruch reagieren, der mehr als ein Drittel des Grundkapital betrage.
Grundsätzlich falle nach Einschätzung von Oechsner auf, dass vor allem der Markt für Neuemissionen offen sei, sobald die Zinsängste nachlassen würden. So würden zwei Emissionen von IBM (2030 und 2034) solide laufen.
Beate Mägerle von der Walter Ludwig Wertpapierhandelsbank berichte von regem Kauf-Interesse bei einer Grenke Finance-Anleihe. Das sei womöglich auf das Auslaufen eines früheren Zinspapiers zurückzuführen. Käufe beobachte Mägerle auch bei einem Titel (ISIN DE000A254UR5 / WKN A254UR) der Karlsberg Brauerei mit 4,25 Prozent Kupon und einer Laufzeit bis 2025.
Bei der Adler Group würden hingegen die schlechten Nachrichten nicht abreißen: Oechsner verweise darauf, dass das Unternehmen die Veröffentlichung seines Konzernabschlusses verschiebe und große Investoren wie JP Morgan und Goldman Sachs auf fallende Anleihenkurse gesetzt hätten. Entsprechend würden Adler-Papiere (ISIN XS2283224231 / WKN A287MU und ISIN XS1713464441 / WKN A2G8WY) unter erheblichen Druck geraten.
Besonders zinssensitiv reagiere laut Oechsner auch das Schuldpapier (ISIN DE000A2YN7A3 / WKN A2YN7A) von Saxony Minerals & Exploration mit 7,75 Prozent Kupon und Laufzeit bis 2025: Die Abschläge würden hier am Freitag mehr als 16 Prozent betragen. "Hier zeigt sich, wie zinsanfällig der Markt ist: Das Papier fiel ohne unternehmensspezifische News von ca. 104 Prozent vor einiger Zeit auf 18 Prozent. Zuletzt erholt es sich wieder." (Ausgabe vom 04.02.2022) (07.02.2022/alc/a/a)
Aktuelle Kursinformationen mehr >
Kurs | Vortag | Veränderung | Datum/Zeit | |
127,6591 | 128,2979 | -0,6389 | -0,50% | 01.01./01:00 |
ISIN | WKN | Jahreshoch | Jahrestief | |
DE0009652644 | 965264 | 142,86 | 127,04 |
Werte im Artikel
27.09.23
, Helaba
Bund-Future: Intakter Abwärtsimpuls