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Anleihemarkt: Zinswende in weiter Ferne
19.10.15 08:30
Deutsche Börse AG
Frankfurt (www.anleihencheck.de) - Nach den hochnervösen Wochen im August und September ist an den Märkten im Oktober etwas Ruhe eingekehrt, so die Deutsche Börse AG.
"Da die globale Konjunktur nicht so gut läuft wie erhofft, wird jetzt mit einer weiteren Verschiebung der US-Leitzinserhöhung gerechnet", bemerke Arthur Brunner von der ICF Bank. Dementsprechend hätten sich Aktien- und Anleihemärkte derzeit fest gezeigt.
"Auch für Europa wird mehr und mehr davon ausgegangen, dass die EZB noch einmal nachlegen wird", ergänze der Händler. "Darauf deuten auch die jüngsten Inflationszahlen hin, die mit 0 Prozent weit von den von der EZB anvisierten 2 Prozent entfernt sind." Von der Sitzung der Europäischen Notenbank in der kommenden Woche würden sich die Märkte nun weitere Lockerungssignale erhoffen.
Unterdessen probiere die EZB im Rahmen ihrer Anleihekäufe das Verfahren der sogenannten umgekehrten Auktion aus, bei der ein Käufer nach Verkäufern suche - bei den klassischen Auktionen sei es andersherum. In den USA sei das Verfahren bereits üblich. "Auf diese Weise will die EZB Erkenntnisse über die Tiefe des Angebots erhalten", meine Klaus Stopp von der Baader Bank.
Es gehe also darum herauszufinden, welche Bank welche Titel zu welchem Preis verkaufen würde. Seiner Ansicht nach könnte damit eine Ausweitung des Ankaufprogramms vorbereitet und ausgelotet werden, welche Papiere in einem solchen Fall knapp werden könnten.
Es seien in dieser Woche eine ganze Reihe von Konjunkturdaten gewesen, die enttäuscht hätten: "Der am späten Dienstagvormittag veröffentlichte ZEW-Index für Oktober zeigte sowohl bei der Lagebeurteilung als auch bei der Erwartungshaltung einen deutlichen Rückgang", erkläre Sabine Tillman von der Hellwig Wertpapierhandelsbank. Dazu habe China schwache Im- und Exportdaten gemeldet, der Konsumklimaindex in der EU sei im dritten Quartal von 10,8 auf 10,3 Punkte gesunken, und in den USA seien die Einzelhandelsumsätze schwächer ausgefallen als erwartet.
"Im am Mittwochabend veröffentlichten Beige Book ist von einem mäßigen Wachstum der Wirtschaft die Rede", bemerke Tillmann. "Die Turbulenzen in China sowie der starke US-Dollar werden im Bericht als Gegenkräfte für das US-Wirtschaftswachstum angeführt. Die Wahrscheinlichkeit einer Zinserhöhung noch in diesem Jahr sank entsprechend."
Der Euro-Bund-Future notiere am Freitagmittag bei 156,91 Punkten nach 155,99 vor einer Woche. Zehnjährige Bundesanleihen würden 0,54 Prozent abwerfen nach 0,62 vergangenen Freitag.
Neue Staatsanleihen aus Europas Peripherie seien sehr gut angenommen worden, wie Brunner berichte. "Bei spanischen Papieren mit Laufzeit von drei Jahren ging die Rendite von 0,335 auf 0,263 Prozent zurück, bei Laufzeit von zehn Jahren von 1,837 auf 1,767 Prozent und bei fünfzehn Jahren von 2,627 auf 2,301 Prozent." Auch bei litauischen Staatsanleihen hätten Anleger gerne zugegriffen, etwa bei zehn Jahre laufenden (ISIN XS1310032187 / WKN nicht bekannt) mit Kupon von 1,125 Prozent und zwanzig Jahre laufenden mit 2,125 Prozent. Beide sollten kommende Woche in den Handel aufgenommen werden.
Die Wogen in Sachen VW hätten sich etwas geglättet, zumindest bei Anleihen. "Die Aktien sind zwar noch unter Druck, bei Anleihen sehen wird aber vor allem Käufer", stelle Brunner fest. Auch Gregor Daniel von der Walter Ludwig Wertpapierhandelsgesellschaft berichte von Käufen, etwa in dem bis 2019 laufenden Papier (ISIN XS0731681556 / WKN A1GY7M) mit Kupon von 3,25 Prozent, das mittlerweile wieder 103,94 Prozent koste. Heftiger abgestraft seien Hybridanleihen geblieben, so werde ein VW-Floater (ISIN XS1206540806 / WKN A1ZYTJ) mit unbegrenzter Laufzeit aktuell zu 79,50 Prozent gehandelt. "Da ist es ja nicht ausgeschlossen, dass ein Kupon einmal ausfällt."
Gesucht sei Daniel zufolge auch eine Anleihe (ISIN XS1152338072 / WKN A13R96) der Darmstädter Merck KGaA mit Laufzeit bis 2074 und Kupon von 2,625 Prozent. Bei einem aktuellen Kurs von 98,21 Prozent liege die Rendite bei 2,59 Prozent. "Auf dem derzeitigen Zinsniveau greifen Anleger selbst bei so etwas zu." Daniel verweise auf einen F.A.Z.-Artikel vom heutigen Freitag, dem zufolge immer mehr Staatsanleihen Minusrenditen aufweisen würden. Stopp zufolge würden sich Anleger für Bonds von ThyssenKrupp, Bilfinger und K+S (ISIN XS0997941355 / WKN A1YCR5), ebenso für Nachranganleihen der Deutschen Bank interessieren.
Dass die German Pellets-Gruppe, Hersteller und Anbieter von Holzpellets, einen neuen Genussschein angekündigt habe, habe bei Haltern der alten Anleihen (ISIN DE000A1TNAP7 / WKN A1TNAP; ISIN DE000A1H3J67 / WKN A1H3J6; ISIN DE000A13R5N7 / WKN A13R5N) für Unruhe gesorgt, wie Rainer Petz von der ICF Bank beobachtet habe. "Es gab Verluste, mittlerweile haben sich die Kurse aber wieder erholt."
Eine weitere Neuemission habe es in dieser Woche von der Deutschen Bahn gegeben, die bereits kurz zuvor einen bis 2023 fälligen Floater (ISIN XS1306411726 / WKN A1Z810) mit aktuellem Zins von 0,381 Prozent auf den Markt gebracht habe. Das neue Papier (ISIN XS1309518998 / WKN A1Z86K) biete bei einer Laufzeit von zehn Jahren einen Zins von 1,25 Prozent, wie Brunner melde. "Die Anleihe kam mit 98,996 Prozent auf den Markt, jetzt sind es 99,51 zu 100 Prozent." Die Stückelung liege in beiden Fällen bei 1.000 Euro.
Noch bis zum 9. November könne eine neue Anleihe (ISIN DE000A161Y52 / WKN A161Y5) der Joh. Friedrich Behrens AG im Volumen von bis zu 25 Millionen Euro gezeichnet werden. Die neue Schuldverschreibung des Herstellers von Druckluftnaglern und Befestigungselementen biete bei einer Laufzeit von fünf Jahren eine jährliche Verzinsung von 7,75 Prozent. Dazu gebe es ein freiwilliges Umtauschangebot für die am 15. März 2016 fällige Schuldverschreibung 2011/2016 (ISIN DE000A1H3GE9 / WKN A1H3GE), diese könne 1:1 in neue Anleihen getauscht werden. Nach Ablauf der Zeichnungsfrist sei eine Einbeziehung in den Entry Standard für Unternehmensanleihen geplant.
Nach der angekündigten Übernahme des Brauereikonzerns SABMiller durch Anheuser-Busch InBev würden außerdem Spekulationen über eine Megaemission kursieren, wie Brunner berichte. "Details gibt es aber noch nicht." Über 55 Milliarden US-Dollar sollten Bloomberg zufolge durch die Ausgabe von Anleihen in mehreren Währungen und mit unterschiedlichen Laufzeiten geplant sein. Bloomberg zufolge wäre das ein neuer Weltrekord für eine Bondemission zur Finanzierung eines Firmenkaufs. (Ausgabe vom 16.10.2015) (19.10.2015/alc/a/a)
"Da die globale Konjunktur nicht so gut läuft wie erhofft, wird jetzt mit einer weiteren Verschiebung der US-Leitzinserhöhung gerechnet", bemerke Arthur Brunner von der ICF Bank. Dementsprechend hätten sich Aktien- und Anleihemärkte derzeit fest gezeigt.
"Auch für Europa wird mehr und mehr davon ausgegangen, dass die EZB noch einmal nachlegen wird", ergänze der Händler. "Darauf deuten auch die jüngsten Inflationszahlen hin, die mit 0 Prozent weit von den von der EZB anvisierten 2 Prozent entfernt sind." Von der Sitzung der Europäischen Notenbank in der kommenden Woche würden sich die Märkte nun weitere Lockerungssignale erhoffen.
Unterdessen probiere die EZB im Rahmen ihrer Anleihekäufe das Verfahren der sogenannten umgekehrten Auktion aus, bei der ein Käufer nach Verkäufern suche - bei den klassischen Auktionen sei es andersherum. In den USA sei das Verfahren bereits üblich. "Auf diese Weise will die EZB Erkenntnisse über die Tiefe des Angebots erhalten", meine Klaus Stopp von der Baader Bank.
Es gehe also darum herauszufinden, welche Bank welche Titel zu welchem Preis verkaufen würde. Seiner Ansicht nach könnte damit eine Ausweitung des Ankaufprogramms vorbereitet und ausgelotet werden, welche Papiere in einem solchen Fall knapp werden könnten.
Es seien in dieser Woche eine ganze Reihe von Konjunkturdaten gewesen, die enttäuscht hätten: "Der am späten Dienstagvormittag veröffentlichte ZEW-Index für Oktober zeigte sowohl bei der Lagebeurteilung als auch bei der Erwartungshaltung einen deutlichen Rückgang", erkläre Sabine Tillman von der Hellwig Wertpapierhandelsbank. Dazu habe China schwache Im- und Exportdaten gemeldet, der Konsumklimaindex in der EU sei im dritten Quartal von 10,8 auf 10,3 Punkte gesunken, und in den USA seien die Einzelhandelsumsätze schwächer ausgefallen als erwartet.
"Im am Mittwochabend veröffentlichten Beige Book ist von einem mäßigen Wachstum der Wirtschaft die Rede", bemerke Tillmann. "Die Turbulenzen in China sowie der starke US-Dollar werden im Bericht als Gegenkräfte für das US-Wirtschaftswachstum angeführt. Die Wahrscheinlichkeit einer Zinserhöhung noch in diesem Jahr sank entsprechend."
Neue Staatsanleihen aus Europas Peripherie seien sehr gut angenommen worden, wie Brunner berichte. "Bei spanischen Papieren mit Laufzeit von drei Jahren ging die Rendite von 0,335 auf 0,263 Prozent zurück, bei Laufzeit von zehn Jahren von 1,837 auf 1,767 Prozent und bei fünfzehn Jahren von 2,627 auf 2,301 Prozent." Auch bei litauischen Staatsanleihen hätten Anleger gerne zugegriffen, etwa bei zehn Jahre laufenden (ISIN XS1310032187 / WKN nicht bekannt) mit Kupon von 1,125 Prozent und zwanzig Jahre laufenden mit 2,125 Prozent. Beide sollten kommende Woche in den Handel aufgenommen werden.
Die Wogen in Sachen VW hätten sich etwas geglättet, zumindest bei Anleihen. "Die Aktien sind zwar noch unter Druck, bei Anleihen sehen wird aber vor allem Käufer", stelle Brunner fest. Auch Gregor Daniel von der Walter Ludwig Wertpapierhandelsgesellschaft berichte von Käufen, etwa in dem bis 2019 laufenden Papier (ISIN XS0731681556 / WKN A1GY7M) mit Kupon von 3,25 Prozent, das mittlerweile wieder 103,94 Prozent koste. Heftiger abgestraft seien Hybridanleihen geblieben, so werde ein VW-Floater (ISIN XS1206540806 / WKN A1ZYTJ) mit unbegrenzter Laufzeit aktuell zu 79,50 Prozent gehandelt. "Da ist es ja nicht ausgeschlossen, dass ein Kupon einmal ausfällt."
Gesucht sei Daniel zufolge auch eine Anleihe (ISIN XS1152338072 / WKN A13R96) der Darmstädter Merck KGaA mit Laufzeit bis 2074 und Kupon von 2,625 Prozent. Bei einem aktuellen Kurs von 98,21 Prozent liege die Rendite bei 2,59 Prozent. "Auf dem derzeitigen Zinsniveau greifen Anleger selbst bei so etwas zu." Daniel verweise auf einen F.A.Z.-Artikel vom heutigen Freitag, dem zufolge immer mehr Staatsanleihen Minusrenditen aufweisen würden. Stopp zufolge würden sich Anleger für Bonds von ThyssenKrupp, Bilfinger und K+S (ISIN XS0997941355 / WKN A1YCR5), ebenso für Nachranganleihen der Deutschen Bank interessieren.
Dass die German Pellets-Gruppe, Hersteller und Anbieter von Holzpellets, einen neuen Genussschein angekündigt habe, habe bei Haltern der alten Anleihen (ISIN DE000A1TNAP7 / WKN A1TNAP; ISIN DE000A1H3J67 / WKN A1H3J6; ISIN DE000A13R5N7 / WKN A13R5N) für Unruhe gesorgt, wie Rainer Petz von der ICF Bank beobachtet habe. "Es gab Verluste, mittlerweile haben sich die Kurse aber wieder erholt."
Eine weitere Neuemission habe es in dieser Woche von der Deutschen Bahn gegeben, die bereits kurz zuvor einen bis 2023 fälligen Floater (ISIN XS1306411726 / WKN A1Z810) mit aktuellem Zins von 0,381 Prozent auf den Markt gebracht habe. Das neue Papier (ISIN XS1309518998 / WKN A1Z86K) biete bei einer Laufzeit von zehn Jahren einen Zins von 1,25 Prozent, wie Brunner melde. "Die Anleihe kam mit 98,996 Prozent auf den Markt, jetzt sind es 99,51 zu 100 Prozent." Die Stückelung liege in beiden Fällen bei 1.000 Euro.
Noch bis zum 9. November könne eine neue Anleihe (ISIN DE000A161Y52 / WKN A161Y5) der Joh. Friedrich Behrens AG im Volumen von bis zu 25 Millionen Euro gezeichnet werden. Die neue Schuldverschreibung des Herstellers von Druckluftnaglern und Befestigungselementen biete bei einer Laufzeit von fünf Jahren eine jährliche Verzinsung von 7,75 Prozent. Dazu gebe es ein freiwilliges Umtauschangebot für die am 15. März 2016 fällige Schuldverschreibung 2011/2016 (ISIN DE000A1H3GE9 / WKN A1H3GE), diese könne 1:1 in neue Anleihen getauscht werden. Nach Ablauf der Zeichnungsfrist sei eine Einbeziehung in den Entry Standard für Unternehmensanleihen geplant.
Nach der angekündigten Übernahme des Brauereikonzerns SABMiller durch Anheuser-Busch InBev würden außerdem Spekulationen über eine Megaemission kursieren, wie Brunner berichte. "Details gibt es aber noch nicht." Über 55 Milliarden US-Dollar sollten Bloomberg zufolge durch die Ausgabe von Anleihen in mehreren Währungen und mit unterschiedlichen Laufzeiten geplant sein. Bloomberg zufolge wäre das ein neuer Weltrekord für eine Bondemission zur Finanzierung eines Firmenkaufs. (Ausgabe vom 16.10.2015) (19.10.2015/alc/a/a)
Aktuelle Kursinformationen mehr >
Kurs | Vortag | Veränderung | Datum/Zeit | |
137,6960 | 137,4046 | 0,2914 | +0,21% | 01.01./01:00 |
ISIN | WKN | Jahreshoch | Jahrestief | |
DE0009652644 | 965264 | 160,20 | 130,61 |
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